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Quellen Der Lust

Quellen Der Lust

Titel: Quellen Der Lust
Autoren: B Krahn
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Gesicht nur verschwommen und nicht zu erkennen, als sie sich das Negligé von den Schultern streifte. Der Satin bauschte sich zu ihren Füßen, und ihr nackter Körper bot sich seinen Blicken dar. Die rosa Brustspitzen hart und aufgereckt, die hellen Locken zwischen ihren Schenkeln verheißungsvoll schimmernd, als sie aus dem Stoff heraustrat und langsam mit verführerischem Hüftschwung auf ihn zu kam. „Wo bist du gewesen?“, flüsterte sie. „Ich habe auf dich gewartet.“
    Simon schüttelte den Kopf, um das sinnliche Bild zu vertreiben. Verdammt, kein Wunder, dass dieses Buch so einen Aufruhr verursacht hatte. So etwas hatte er noch nie gelesen. Zugegeben, es gehörte nicht zu seinen Gewohnheiten, Anleitungen für Damen zu lesen. Zumindest bisher nicht. Selbst als er sich befahl, das verdammte Buch hinzulegen und weiterzusuchen, ertappte er sich dabei, wie er noch eine Seite umblätterte. Gerade als er einen Blick auf die Worte warf, hörte er das unverkennbare Geräusch einer Tür, die geöffnet und dann wieder geschlossen wurde.
    Verdammt .
    Eine Frauenstimme sagte sanft: „Hallo, süße Sophia. Hast du mich vermisst?“ Die süße Sophia antwortete mit einem lauten Miauen. „Ich habe dich auch vermisst. Wir spielen morgen wieder miteinander. Ich bin müde und gehe jetzt ins Bett.“
    Verdammt, verdammt .

2. KAPITEL
    Wütend, weil er es so ganz untypisch zugelassen hatte, abgelenkt zu werden, stellte Simon das Buch rasch zurück und sah sich in dem Zimmer um. Die beiden einzigen Fluchtwege boten die Tür – keine Erfolg verheißende Möglichkeit – oder eines der beiden Fenster, die sich in mindestens dreißig Fuß Abstand zum Boden befanden – keine sehr gesunde Möglichkeit. Abgesehen von dem vielleicht tödlichen Sturz würde er das Fenster offen lassen müssen, sodass sie sofort wissen würde, dass jemand im Zimmer gewesen war. Wenn ihm allerdings nicht sofort etwas einfiel, würde sie das natürlich ohnehin bemerken.
    Verdammt schwierige Frau. Warum konnte sie an ihrem Schlafzimmer keinen hübschen Balkon haben? Und warum hatte sie nicht noch ein paar Stunden länger wegbleiben können?
    Den Wandschirm und den Kleiderschrank beachtete er nicht – beides würde sie zweifellos benutzen, um sich für die Nacht fertig zu machen – sondern ging direkt zu der Statue in der Ecke. Kaum hatte er sich in den dunklen Schatten hinter der Marmorfigur verborgen, ging die Schlafzimmertür auf.
    Während er noch innerlich fluchte, weil Mrs. Ralston so bald zurückgekehrt war, verhielt er sich ganz still und betete, sie möge rasch ins Bett gehen und einschlafen. Von seinem Versteck aus sah er, wie sie die Tür hinter sich schloss und dann zu dem Tisch neben dem Bett trat, um die Öllampe zu entzünden. Im goldenen Schein der Lampe schob sie die Kapuze ihres dunklen Capes zurück.
    Simon blinzelte überrascht. Mrs. Ralston war wesentlich jünger, als er erwartet hatte. In der kurzen Zeit, die ihm für seine Nachforschungen geblieben war, hatte er herausgefunden, dass sie das Leben als Mätresse vor einem Jahr aufgegeben hatte, als Ridgemoor ihre Beziehung beendete. Diese Tatsache hatte Simon zu der Vermutung veranlasst, dass sie gealtert war und ihre Schönheit verloren hatte. Zusammen mit dem Umstand, dass der Earl ein Mann in den Fünfzigern und sie seit über einem Jahrzehnt seine Mätresse gewesen war, hatte ihn das an eine Frau in den Vierzigern denken lassen, mindestens. Aber diese Frau schien kaum älter als dreißig zu sein, wenn überhaupt.
    Und ganz gewiss hatte sie nicht ihre Schönheit verloren. Die Frau, die im Schein der Öllampe vor ihm stand, sah atemberaubend aus.
    Die hohen Wangenknochen und vollen Lippen verliehen ihr eine fremdartige und dennoch zarte Schönheit. Ihre Augenfarbe konnte er nicht erkennen, aber bei ihrer porzellanweißen Haut und dem honigblonden Haar, das sie aufgesteckt trug, tippte er auf Blau. Er ertappte sich, wie er darüber nachdachte, ob es wohl das Blau des wolkenlosen Sommerhimmels war oder das der stürmischen See. Oder das des Eises.
    Im nächsten Moment verschwand jeder Gedanke an Eis, als sie ihren Umhang löste. Der Stoff glitt von ihren Schultern und offenbarte, dass sie darunter nur ein Chemisier trug. Ein nasses Chemisier. Ein nasses Chemisier, das sich an ihren Körper schmiegte, als wäre es auf ihre Haut gemalt worden. Mit durchscheinender Farbe.
    Simon stockte der Atem, und für einen Moment vergaß er völlig, wo er war. Wer sie war. Und wie viel auf dem
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