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Quellen Der Lust

Quellen Der Lust

Titel: Quellen Der Lust
Autoren: B Krahn
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Spiel stand. Sein Gewissen – eine innere Stimme, die er schon vor langer Zeit zum Verstummen gebracht hatte – erwachte unerwarteterweise zum Leben und belehrte ihn darüber, dass Ehre und Anstand von ihm verlangten, den Blick abzuwenden. Sofort verbannte er sein Gewissen zurück in die dunklen Tiefen, aus denen es gekommen war, und hielt den Blick unerschütterlich auf die Gestalt vor ihm gerichtet.
    Schließlich war sie eine verdächtige Person. Aus Gründen, die er noch nicht kannte, hatte sie das an sich genommen, was er holen wollte, noch ehe er es ihr stehlen konnte – den Brief, der ihm das Leben retten sollte. Es war enorm wichtig, dass er so viel wie möglich über sie erfuhr.
    Und wahrhaftig – er erfuhr eine Menge über sie, so wie der Stoff sich an sie schmiegte. Langsam ließ er den Blick nach unten gleiten, über die festen, vollen Brüste mit den aufgerichteten Spitzen. Ihre schlanke Taille ging in runde Hüften über, die in wohlgeformte Schenkel. Die Locken zwischen ihren Schenkeln waren von derselben Honigfarbe wie ihr Haar.
    Offenbar hatte Mrs. Ralston ein Bad in den heißen Quellen genossen. Es hieß, dass diese Wasser gut für den Körper waren, und sie war dafür der beste Beweis.
    Sie leckte sich über die Lippen, und seine Aufmerksamkeit richtete sich auf ihren Mund. Er spähte in das Zwielicht. Waren ihre Lippen immer so voll, oder waren sie vom Küssen geschwollen? Hatte ihr jemand an den heißen Quellen Gesellschaft geleistet? Hatte Mrs. Ralston einen Liebhaber? Vielleicht den Künstler aus dem Nachbarcottage? Oder einen Komplizen, der ihr geholfen hatte, Ridgemoor zu töten? Gewiss würde es einer Frau mit ihrem Aussehen nicht an männlicher Gesellschaft fehlen. Ganz plötzlich stellte er sich vor, wie Mrs. Ralston in dem leise sprudelnden Wasser stand – und er, der sich zu ihr gesellte …
    „Miau.“
    Der Laut unterbrach Simons beunruhigende Fantasie, und er blickte nach unten. Sophia schlüpfte ins Dunkel und strich wieder um seine Stiefel. Verdammt. Offenbar besaß die Katze dieselbe unliebsame Angewohnheit wie ihre Besitzerin – an Orten aufzutauchen, an denen sie nicht erwünscht war. Und war das nicht typisch weiblich? Kaum schenkte man ihr die kleinste Aufmerksamkeit, verlangte sie nach mehr.
    Er sah auf und unterdrückte ein Stöhnen. Den Umhang über dem Arm, kam Mrs. Ralston auf ihn zu. Ihm stockte der Atem – teils wegen des großen Risikos, entdeckt zu werden, und teils weil ihr Anblick ihn erstarren ließ. Er hatte schon viele atemberaubend schöne Dinge gesehen in seinem Leben, aber es würde ihm schwerfallen, etwas zu benennen, das dem Anblick der nassen, beinahe nackten Genevieve Ralston gleichkam.
    Und apropos Erstarren – er blickte hinunter auf die vielsagende Beule, die sich in seiner engen Hose deutlich abzeichnete. Wie reizend. Es war schon peinlich genug, dass er möglicherweise entdeckt wurde. In so einem Zustand entdeckt zu werden war schlicht undenkbar. Er bemühte sich, seine Erregung mit purer Willenskraft zum Schwinden zu bringen, doch da sein Blick wieder auf die verführerische Gestalt fiel, scheiterte er dabei kläglich. Wirklich, Ridgemoor musste sehr verwöhnt gewesen sein, dass er dieser Frau überdrüssig wurde. Hatte sie sich rächen wollen, indem sie ihn ermordete?
    Aber vielleicht war er ihrer gar nicht überdrüssig geworden, wie die Gerüchte es behaupteten. Vielleicht hatte sie ihn betrogen, und das hatte Ridgemoor dazu gebracht, die Beziehung so rasch zu beenden. Wie Simon nur zu gut wusste, konnten Frauen sehr perfide Geschöpfe sein. Und er bezweifelte nicht, dass diese spezielle Frau mehr war als nur eine abgelegte Mätresse, die sich aufs Land zurückgezogen hatte. Zumindest besaß sie eine Schatulle, die etwas enthielt, das für Simon und viele andere Leute lebenswichtig war – oder wenigstens hatte sie das enthalten, bis die Schatulle in ihren Besitz überging. Welchen anderen Grund als irgendeine Art von Schuldgefühl konnte sie veranlasst haben, den Brief herauszunehmen?
    Sie legte ihren Umhang auf den Rücken eines Ohrensessels, der am Kamin stand, und er hielt wieder den Atem an. Einige spannungsgeladene Sekunden lang stand sie so nahe bei ihm, dass er nur den Arm hätte ausstrecken müssen, um sie zu berühren.
    „Was machst du da in der Ecke, Sophia?“, fragte sie leise. „Ich hoffe, du hast keine Maus gefunden.“
    Nein, eine Maus ist es nicht .
    Sophia löste sich von Simons Stiefeln und ging zu ihrer Herrin. Mrs.
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