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Titel: Quellcode
Autoren: William Gibson
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Einbußen, aber weniger Risiko. Und so trat der Container seine wunderliche Reise an, und auf einmal funktionierte nichts mehr bei ihnen, keine der vielen potenziellen Geldwaschmöglichkeiten.« Er sah sie an.
    Wofür vermutlich seine Freunde auf der ganzen Welt gesorgt hatten.
    »Und ich kann mir gut vorstellen, dass sie es dann irgendwann so richtig mit der Angst zu tun bekamen. Der Kasten wurde zu einer Art Dauereinrichtung im System und kam niemals richtig irgendwo an. Bis er hierher gelangte, natürlich.«
    »Aber warum gelangte er denn am Ende hierher?«
    Er seufzte. »Die Zeit dieser Leute läuft ab. Das hoffe ich zumindest inständig. Es lässt sich nicht mehr so viel verdienen, und der Wind bläst jetzt aus einer etwas saubereren Richtung. Eine Summe dieser Größenordnung lohnt dann auf einmal die Mühe, selbst mit einem kräftigen Abschlag. Zumindest für kleine Fische. Und verstehen Sie mich nicht falsch, wir haben es hier mit kleinen Fischen zu tun. Keine Gesichter, die Sie aus dem Fernsehen kennen. Funktionäre. Bürokraten. Ich hatte früher mit solchen Leuten zu tun, in Moskau und Leningrad.«
    »Und hier in Kanada können diese Leute also etwas mit dem Geld anfangen?«
    »Dieses Land verfügt zwar sicherlich auch über Ressourcen dieser Art, aber nein, nicht hier. Es ist auf dem Weg nach Süden, über die Grenze. Richtung Idaho, vermuten wir. Höchstwahrscheinlich ein Grenzübergang, der Porthill heisst. Direkt südlich von Creston, in British Columbia.«
    »Aber wird es dort nicht viel schwieriger sein, das Geld zu waschen? Sie haben mir doch gestern abend erklärt, dass so viel Schwarzgeld einen Negativposten darstellt.«
    »Ich glaube, sie haben einen Deal gemacht.«
    »Mit wem?«
    »Mit einer Kirche«, antwortete er.
    »Mit einer Kirche?«
    »Eine, die sogar einen eigenen Fernsehsender hat. Eine mit ihrem eigenen Wohnparadies hinter hohen Zäunen.«
    »Himmel Herrgott«, sagte Hollis.
    »Den lassen wir mal lieber beiseite«, sagte er und hustete. »Aber wie ich gehört habe, sind Hunderter im Klingelbeutel dort normal.«
    Jetzt erschien die Frau auf der anderen Seite der Theke, zwei Teller mit Eiern und Speck in der Hand. Den einen stellte sie vor Hollis auf die Theke, den zweiten vor den Alten.
    »Jetzt sehen Sie sich das an«, sagte er. »Exquisit. Wenn Sie im Imperial Hotel in Tokio pochierte Eier mit Speck und Toast bestellen, sieht das, was sie bekommen, haargenau so aus.«
    Er hatte recht. Der Frühstücksspeck war völlig glatt, ohne Fett, leicht und knusprig. Irgendwie gepresst. Die nicht minder perfekten Eier auf einem kleinen Bett von Bratkartoffeln. Zwei Tomatenachtel und ein Stängel Petersilie. Mit beiläufiger, geübter Eleganz arrangiert. Die Frau kam mit kleineren Tellern mit gebuttertem Toast zurück.
    »Esst schon mal«, sagte Garreth. »Ich erkläre die Sache.«
    Sie zerteilte ein Ei mit der Gabel. Herrlich weiches Eigelb.
    »Tito war gestern Nacht im Containerhafen, um Mitternacht, als die Alarmglocke geschrillt hat.«
    Hollis nickte, den Mund voller Speck.
    »Ich habe die neun Löcher in die Kiste geschossen. Neun kleine, aber schrecklich auffällige Einschusslöcher. Wenn die Kiste heute mit dem Kran vom Stapel gehoben und auf einen Containertransporter geladen wird, wären diese neun Löcher überdeutlich zu sehen. Außerdem hätte früher oder später ein Sensor in der Hafenanlage das Cäsium registriert, das mit den Patronen in den Container gelangt ist. Wenn nicht Tito hinaufgeklettert wäre und die Löcher mit speziell angefertigten Magneten zugepflastert hätte, so dass sie versiegelt und, wie wir hoffen, auch unsichtbar sind.«
    Sie blickte die Theke hinunter zu Tito, dem gerade sein Teller mit Eiern serviert wurde. Er sah ihr kurz in die Augen und fing dann zu essen an.
    »Ihr habt gesagt, der Container wird heute auf einen Lkw verladen«, sagte sie.
    »Richtig.«
    »Und dann bringen sie ihn nach Idaho, in die Vereinigten Staaten?«
    »Wir vermuten, dass es Idaho sein wird. Das Gerät innen drin funktioniert noch, und Bobby verfolgt den Container für uns. Wir werden wahrscheinlich vorhersagen können, wo er die Grenze überqueren wird.«
    »Falls uns das nicht gelingt«, sagte der Alte, »und sie unentdeckt in die Staaten kommen, dann haben wir noch andere Möglichkeiten.«
    »Auch wenn wir es vorziehen würden, wenn die radioaktive Strahlung an der Grenze entdeckt wird«, fügte Garreth hinzu.
    »Und wird sie das?« wollte sie wissen.
    »Das wird sie sicherlich,
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