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Purpur ist die Freiheit 01 - Das Leuchten der Purpurinseln

Purpur ist die Freiheit 01 - Das Leuchten der Purpurinseln

Titel: Purpur ist die Freiheit 01 - Das Leuchten der Purpurinseln
Autoren: Doris Cramer
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wütenden Blick in Mederns Richtung, bevor er sich Miguel zuwandte.
    » Wurdet Ihr erwartet?«
    » Nein, da bin ich mir ganz sicher.«
    » Ihr solltet Euch angewöhnen, Eure Besuche anzumelden. Seid also so gut und erklärt Euch rasch.«
    » Mit Wonne«, antwortete Miguel. Er deutete eine knappe Verbeugung an und öffnete den Riegel am Kragen des Umhangs. Sein Gegenüber ließ er dabei nicht aus den Augen. » Mein Name ist Kapitän Miguel de Alvaréz. Und Ihr seid Advocat Jakob Cohn, Notar des Handelsherrn Andrees van de Meulen, nicht wahr?«
    Der schmallippige Mund verzog sich ein wenig. Sollte das ein Lächeln gewesen sein?
    » Ich kenne Euren Arbeitgeber«, ergänzte Miguel.
    » Ihr kanntet ihn, wollt Ihr wohl sagen«, entgegnete Cohn. » Van de Meulen ist seit Jahren tot.«
    » Hatte er nicht zwei Töchter?«
    » Die sind ebenfalls tot. Und nun kommt endlich zur Sache.«
    Miguel spielte den Überraschten. » Tot? Wie das? Krankheit? Ein Unfall?«
    » So könnte man es nennen.« Der Advocat durchbohrte Miguel mit Blicken, doch der schaute weiter nur neugierig drein. » Sie fielen Korsaren in die Hände und starben.«
    » Was Ihr nicht sagt! Und wie überaus nützlich. So brauchtet Ihr weder Lösegeld zu zahlen noch selbst Hand anzulegen.«
    » Was soll das heißen?«, zischte der Advocat. Auf seinen bleichen Wangen hatten sich feuerrote Kreise gebildet, und seine Augen schossen Blitze. » Verlasst augenblicklich mein Haus!«
    » Immer mit der Ruhe.« Miguel griff unter seinen Umhang und brachte ein Stück eines zerrissenen blauen Seidenkleids zum Vorschein. Ein Rest vergilbter Spitze hing immer noch daran. Zum Glück hatte sich die alte Gesa vorübergehend davon trennen können und es ihm überlassen. Miguel warf die Stofffetzen auf den Schreibtisch.
    Bestürzt blickte der Mann auf die verschossene, alte Seide. » Woher habt Ihr das?« Cohn wies auf das Kleid. Es fehlte nicht viel, und es hätte ihm die Stimme versagt.
    Miguel warf den Umhang ab, umrundete mit zwei Sätzen den Schreibtisch und stand mit gezücktem Messer hinter Cohn, bevor dieser sich von seiner Überraschung erholt hatte.
    » Ihr erkennt ihn also wieder, diesen Stoff? Sah das Kleid nicht einmal sehr hübsch aus an der jungen Lucia?«
    » Was soll das? Ich weiß weder, wer Ihr seid, noch was Ihr von mir wollt. Wie ich schon sagte, die Schwestern sind beide tot, umgebracht von heidnischen Korsaren.«
    Der Mann hatte sich wahrlich schnell wieder gefangen, leicht zu erschüttern war der nicht, stellte Miguel fest. » Wie bitter für Euch!«, höhnte er.
    » So ist es, immerhin war die jüngere der beiden eine leibliche Verwandte.«
    » Also deswegen tragt Ihr auch noch nach all den Jahren Trauerkleidung, Senhor Joaqim Valverde? Schade nur, dass Euer Kumpan, der Barbareskenführer Chair-ed-Din, gern ausführliche Briefe schreibt. Einer davon liegt zurzeit sogar im Stadthius vor. Er wird noch in dieser Stunde Euer Lügengebäude zum Einsturz bringen.«
    Der Advocat zuckte zusammen. Doch er fing sich sofort wieder und verharrte reglos auf der Stelle.
    Langsam wanderte Miguels Messer seinen Nacken hinauf. » Es ist klug von Euch, Euch nicht zu rühren. Lasst Euch gesagt sein, sobald Ihr Euch bewegt, seid Ihr ein toter Mann.«
    Miguels Messerspitze fand sofort den Punkt am Hinterkopf, durch den alle Kraftleitungen eines Menschen verliefen. Hier ein beherzter Stich, und es war vorbei. Erst kürzlich hatte Mirijam ihm diese s foramen magnum gez eigt, und er war stolz, dass er sich sogar den fremden Namen dafür gemerkt hatte.
    Doch jetzt wollte er dem Mann in die Augen sehen, wenn er ihm seine Untaten aufzählte. Über Cohns Schultern hinweg entdeckte er Medern, der wie angenagelt im vorderen Kontor stand und mit weit aufgerissenen Augen die Szene beobachtete. Was stand er dort rum? Er konnte keinen Zeugen gebrauchen.
    Weg, bedeutete ihm Miguel mit dem Kopf, verschwindet! Und Medern verschwand aus seinem Blickfeld.
    Miguel packte Cohn bei der Schulter und bedeutete ihm, sich zu drehen. Das Messer wanderte den Hals entlang, bis es direkt über der Kehle des Advocaten lag. Die Augen des Mannes glitten nervös umher, die Hände hielt er geöffnet in halber Höhe vor der Brust.
    Miguel drückte die Klinge des Messers gegen die Haut. Einige Tropfen Blut quollen langsam hervor. Sie rannen die Kehle hinunter, verfingen sich in den Furchen des Halses und versickerten schließlich in den gestärkten Falten der weißen Halskrause. Gebannt verfolgte Miguel den Weg der
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