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Puppenspiele

Puppenspiele

Titel: Puppenspiele
Autoren: Marina Heib
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Mach’s gut.« Dann verließ er im Dunkeln die Wohnung.
    »Hat Howela dich hereingelassen?«
    »Er war so freundlich«, sagte Niklas und setzte sich vertraut zu Clarissa aufs Bett. Sie konnte ihn nicht richtig sehen, aber sie hatte das Gefühl, dass seine Augen glühten.
    »Warum? Was willst du hier?«
    »So viele äußerst dumme Fragen, Mutter! Howela hat mir bei unserem luxemburgischen Stelldichein damit gedroht, dass du meine Adresse hast. Es bestand also die Chance, dass du die Luxemburger Bullen alarmierst. Dachte er. Hoffte er. Der kleine Idiot. Ich kenne dich besser. Deswegen habe ich ihm eine Wette angeboten: Wir warten gemeinsam auf die Bullen. Und für jede Stunde, die wir vergeblich warten, bekomme ich einen Finger von ihm. Nach zwei Fingern bot er mir einen Deal an: Falls ich jemals Lust verspüren würde, dir deinen Hals umzudrehen, würde er mir Zugang zu dir verschaffen. Fand ich keine blöde Idee. Und so praktisch. Du hast ja leider nach meinem letzten Besuch die Schlösser austauschen lassen, und ich bin schließlich kein Einbrecher. Klar könnte ich dich jederzeit auch ohne die Hilfe dieses Idioten kaltmachen. Aber das Spiel gefiel mir. Ein nettes Überraschungsmoment für dich. Du wirst verraten und verkauft! Die Königin wird ans Messer geliefert! Und das von einem ihrer Angestellten, den sie in ihr Bettchen gelassen hat. Hat er dich noch gut durchgevögelt?«
    »Was willst du?«, fragte Clarissa tonlos. »Geld? Ich habe genug, das weißt du.«
    Niklas schüttelte den Kopf. »Nein, Mutter. Das Spiel ist aus. Für dich und für mich.«
    »Was meinst du damit? Es gibt noch viele Optionen. Du kannst fliehen, ich gebe dir Geld. Du kannst dich stellen. Ich besorge dir den besten Anwalt, und du plädierst auf Schuldunfähigkeit wegen seelischer Störungen …«
    »Und dich erwähne ich im Prozess am besten gar nicht?«
    »Dafür übernehme ich alle anfallenden Kosten. Und sorge dafür, dass du nur ein paar Jahre Sicherheitsverwahrung in einer angenehmen Klinik bekommst.« Clarissa verlieh ihrer Stimme einen einfühlsamen Ton: »Niklas, du bist so jung, du hast das ganze Leben noch vor dir. Wirf es nicht sinnlos weg!«
    Niklas schlug ihr mit der flachen Hand ins Gesicht: »Das ist für diesen unterirdischen Versuch, mich zu verarschen!«
    Clarissa ließ sich nichts anmerken: »Ich hab’s ernst gemeint. Wirklich!«
    Noch einmal schlug er ihr ins Gesicht. »Ich habe mir Mühe gegeben, ich habe mir wirklich Mühe gegeben, mir ein eigenes Leben aufzubauen. Mit einer Partnerin, die mich liebt, die mir ein Kind gebärt …«
    Clarissa lachte hysterisch auf: »Und weil die Frauen dich nicht wollen, schneidest du ihnen das Herz heraus? Du bist ein Irrer, ein Monster, weißt du das?«
    Mit eisenhartem Griff legte Niklas die rechte Hand um Clarissas Hals und drückte zu: »Falsche Antwort, Mutter. Du bist das Monster. Du hast auf wissenschaftlichem Wege ein paar Materialien zusammengefügt. Dann hast du deiner Schöpfung das Ur-Glück versagt: die symbiotische Einheit. Und wenn dem Golem die endgültige Menschwerdung durch die Liebe versagt bleibt, wird er zum alles zerstörenden Ungeheuer. So ist das, Mama. Hast du nie darüber nachgedacht?«
    Clarissa würgte und schnappte nach Luft. Niklas ließ sie wieder los. Sie hustete. Ihre Stimme klang krächzend. »Ich war damals genauso alt wie du jetzt! Ich hatte mein Studium mit Bravour abgeschlossen. Eine große Karriere stand mir bevor. Also dachte ich, bevor ich voll einsteige in die Berufswelt, will ich ein Kind. Es war der perfekte Zeitpunkt. Die meisten Karrierefrauen sind Spätgebärende. Dabei ist man mit vierzig auf dem Höhepunkt der Karriere. Dann steigt man doch nicht aus, um Windeln zu wechseln! Ich fand es viel klüger, jung ein Kind zu bekommen.«
    »Warum hast du dann eine Leihmutter gekauft? Du hättest mich doch selbst austragen können.«
    »Und mit einem dicken Bauch meine Bewerbungsgespräche führen? Dann hätte ich nie einen Job bekommen.«
    Niklas sah sie kalt an: »Sehr pragmatisch. Aber wieso hast du Beatrix Kowalski auf dem Balg sitzenlassen?«
    Clarissa schlug betont schuldbewusst die Augen nieder: »Zwei Tage vor deiner Geburt unterschrieb ich einen Vertrag bei ›Aglaia‹. Als Leiterin des Forschungslabors. Andere müssen auf so ein Angebot Jahrzehnte warten!«
    »Da konntest du mich nicht mehr brauchen.«
    »Die Kowalski hatte mir erzählt, dass sie während der Schwangerschaft eine emotionale Bindung zu dem Baby aufgebaut hat. Also
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