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Psychoid - Der Feind in Oliver

Psychoid - Der Feind in Oliver

Titel: Psychoid - Der Feind in Oliver
Autoren: Loni Littgenstein
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geschildert hatte.

Kapitel 6
     
     
    »Heute werden es 30 Milligramm sein, Oliver. Sobald Sie eine Veränderung verspüren, lassen Sie es mich bitte wissen.«
    Ich nickte. Die Spritze in meinen Oberarm nahm ich schon gar nicht mehr wahr.
    » Wie wäre es mit einem Spaziergang? Das Wetter ist doch viel zu schön, um hier zu sitzen.«
    Ich brauchte eine Weile, um zu verstehen, was der Doc mich gefragt hatte. Unglaublich, aber das Wetter war wirklich schön.
    » Na gut.«
    Als wä re es selbstverständlich, marschierte ich mit Dr. Klein nach draußen. Ich merkte, wie mich die Leute mit ihren Blicken verfolgten. Es beruhigte mich, zu wissen, dass sie alle selbst nicht richtig im Kopf waren. Und wenn ich sie ignorierte, hörten sie auch mal auf damit. Nur Dr. Klein ließ mir keine Ruhe. Wenn er mir blöd kommen wollte, würde ich den Test wohl unterbrechen. Immerhin war es Sommer und ich wollte etwas von der Sonne haben.
    » Ich möchte gerne auf die Situation im Restaurant zurückkommen. Das muss sehr schlimm für Sie gewesen sein, Oliver. War Ihre Mutter denn derartig unzufrieden gewesen, dass sie sogar Ihren schönen Abend mit Carla kaputt gemacht hatte? Wie haben Sie sich damals gefühlt?«
    Unzufrieden war meine Mutter schon immer und das in jeder Hinsicht. Was mich betraf.
    Wie ich mich damals gefühlt habe? Wie sollte es mir schon gegangen sein, wenn man versuchte mein Leben zu zerstören? Der Doc hatte gar keine Ahnung davon.
    Ich lachte. Diese Fragerei war einfach nur albern.
    »Ich weiß nicht. Es war ziemlich übel, was meine Mutter abgezogen hat. Es ging mir nicht gut. Seit diesem Tag ging es mit mir bergab. Ich glaube nicht, dass meine Mutter unzufrieden ist. Machtbesessen und rachsüchtig trifft es eher. Sie konnte es nicht ertragen, wenn ich Spaß hatte.«
    » Dann sollte Ihre Mutter auch keinen Spaß mehr in ihrem Leben haben?«
    » Sie hatte noch nie Spaß, Dr. Klein.«
    » Nein? Auch nicht, als Sie ein kleines Kind waren?«
    » Ich versuchte immer artig zu sein. Aber ich war wohl nie artig genug gewesen. Sie wollte immer ihren David. Wie ich das hasste.«
    Dr. Kle in musste gleich bemerkt haben, wie nervös ich wurde. Und wenn ich nervös war, konnte ich schon mal richtig austicken. Das wollte Dr. Klein nicht, denn er hörte auf zu fragen. Ich kam mir vor wie ein Teil eines alten Ehepaares, das im Park herumschlenderte, weil es so still war.
    Da kamen mir Gedanken, von denen ich nicht wusste, dass ich so denken konnte.
    Vielleicht hatte ich auch nur zuviel Sonne abbekommen. Jedenfalls wusste ich genau, was der Doc von mir hören wollte. Ich konnte nämlich zwischen den Zeilen lesen. Ich bin ja nicht ohne Grund hier gelandet, das war mir klar. Auch wenn ich es nicht verstand, fand ich es schön, dass Dr. Klein sich die Mühe machte und versuchte, mich zu verändern.
    » Sehen Sie, das kleine Mädchen lächelt mich an.«
    Ein herrliches Gefühl, wenn jemand einem zulächelt. Auch wenn es ein kleines Mädchen war. Sie erinnerte mich an diese Göre Natascha aus der Schule, aber sie war wesentlich jünger. Vielleicht so um die drei.
    Ich konnte kein bö ser Mensch sein, wenn ich einem so süßen kleinen Mädchen gefiel. Ihre Mutter musste es recht eilig gehabt haben, weil sie das Kleine an der Hand hinter sich herzog. Ich denke, der Besuch war für die beiden nicht sehr gut gelaufen. Hätten sie mal lieber mich besucht, dann würden sie einen angenehmen Tag haben. Doch das interessierte niemanden. Bis auf das Kleine vielleicht.
    Ich liebe Kinder. Frä ulein Carla liebte sie auch, das wusste ich. Sonst hätte sie sich nicht soviel von ihren Schülern gefallen lassen.
    » Vielleicht erinnern Sie sie an ihren Vater?«
    Das wä re schön. Ich denke, Dr. Klein wollte mich ein wenig verschaukeln, oder hatte er wirklich nichts gegen Kinder, die einen Psychopathen zum Vater hätten. Ich konnte den Doc nicht mehr ernst nehmen.
    » Ich weiß nicht.«
    Sagte ich immer, wenn ich hö flich bleiben wollte, auch wenn ich ihm gerne die Nase abgeschnitten hätte. Oder die Lippen.
    Es wurde wä rmer und ich hatte richtig Lust, mit Dr. Klein zu plaudern. Eben so, wie ein altes Ehepaar es tat, auch wenn der Doc ein Mann war. Ich entspannte mich und überlegte erst einmal, über was sich ein altes Ehepaar wohl unterhalten würde. Mir fielen nur ein loses Gebiss, volle Windeln und graue Haare ein. Also versuchte ich nicht weiter zu überlegen, da ich ohnehin ein anderes Leben hatte. Aber es wäre schön gewesen, wenn mir ein
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