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Psychoid - Der Feind in Oliver

Psychoid - Der Feind in Oliver

Titel: Psychoid - Der Feind in Oliver
Autoren: Loni Littgenstein
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Leben verdienen, Oliver. Da haben Sie schon Recht.«
    Schon wieder hö rte ich das Wörtchen »Recht« in Verbindung mit meinem Namen. Das gefiel mir sehr.
    » Der erste Tag war ohne Probleme. Die Firma lief doch reibungslos, da musste keiner herumstehen und gucken, ob alles in Ordnung war. Und schon gar nicht meine Mutter, die gerne so gewesen wäre wie mein Vater. Ihr fehlte die Strenge, die Disziplin und sie hatte gar kein Auge für das, was so passierte. Wenn meine Mutter gestorben wäre, hätte man sie sicher nicht vermisst. Keiner von uns hätte das. Mein Vater war der Chef, meine Mutter tat so, als hätte sie etwas zu sagen, genauso wie sie es immer getan hat. Sie hatte immer was zu sagen, aber es hörte niemand hin. Auch wenn ich ihr gerne zugehört habe.«
    » Das verstehe ich nicht, Oliver.«
    » Es kam nur wirres Zeug von ihr. Die Leute in der Firma lachten schon über meine Mutter und ich lachte mit. Was wollte eine Frau auch schon über Autoteile wissen? Nicht, dass ich mehr gewusst hätte, aber ich hielt wenigstens meinen Mund. Sonst hätte es mir passieren können, dass ich Blau mit Grün verwechsle. Das wäre mir peinlich. Sam hielt auch lieber seinen Mund. Er war fast so wie ich. Ihn habe ich sehr gemocht.«
    Ich verstehe es bis heute nicht, warum alle Sam zu ihm sagten, wenn er doch Samuel hieß . Ich für meinen Teil konnte es nicht leiden, wenn einer Oli sagte. Das war schrecklich.
    Aber bisher sagte das ja auch keiner zu mir. Doch, aber nur einmal. Diese Gö re von Natascha nannte mich mal so, um mich zu ärgern. Dann gab es eben keine Brötchen mehr, und schon gleich keine mit Mohn.
    Jedenfalls sagte ich auch Sam zu ihm, obwohl ich es hasste. Doch Sam wollte es so, und weil er ein guter Typ war, habe ich es eben so gesagt. Sam war schon fast fü nf Jahre in unserer Firma. Er kannte sich sehr gut mit all den Autoteilen aus. Was man von mir nicht behaupten konnte. Deshalb war ich für so was auch nicht zu gebrauchen. Nur für das Brötchenverkaufen war ich gut, und mit der Zeit war es auch okay für mich. Immerhin tauchte Fräulein Carla ab und an mal auf, das war toll. Bis meine Mutter alles kaputt machte. Das konnte ich nicht auf mir sitzen lassen.

Kapitel 8
     
     
    »Da braut sich was zusammen, wir sollten lieber wieder reingehen, Oliver.«
    Die paar grauen Wolken s törten mich nicht. Irgendwie passte es gerade zur Stimmung.
    » Solange es nicht regnet, können wir doch hier bleiben.«
    Ich hatte es nicht eingesehen, mich in die Zelle zu verkriechen. Gerade jetzt , wo die Würmer herauskamen und von den Vögeln aufgepickt wurden. Da kamen die Erinnerungen hoch.
    Meine Mutter konnte mich ansehen, als wü rde sie mich gleich auffressen. Und das hatte sie ständig getan. Das ansehen, meine ich. Ich hätte es auch tun können, als ich die Möglichkeit hatte. Das habe ich aber nicht. So schnell sollte sie nun auch nicht erlöst werden.
    » In Ordnung. Wie war Ihr Verhältnis zu Ihrem Vater?«
    » Gut. Es war gut, Dr. Klein.«
    » Warum haben Sie ihn dann ebenso gequält?«
    Darü ber hatte ich mir noch keine Gedanken gemacht. Wenn der Doc damit meinte, ob ich etwas dabei gefühlt hatte? Nein, hatte ich nicht. Und gehört habe ich auch nichts. Ich denke, mein Vater hatte es schon aufgegeben, mich um Hilfe zu bitten.
    » Es hatte einfach gerade gepasst. Was denken Sie, wie schwer es war, die beiden ruhigzustellen? Da war ich froh, dass mir spontan immer etwas eingefallen war. Und es hatte auch funktioniert.«
    » Was hatte funktioniert?«
    Ich hoffte, es wü rde nicht gleich regnen. Ein Unwetter würde die tolle Atmosphäre zerstören, und ich hätte dann keine Lust mehr zu reden.
    Als es dunkler wurde, habe ich schneller gesprochen.
    »Hör auf zu schreien! Hör auf damit!«, sagte ich zu meiner Mutter. Sie brüllte immer nur. »David! David!« Das machte mich wahnsinnig! »Der ist tot, Mama!«
    » Halt deinen Mund! Sieh nur, was du mit Papa getan hast!«
    Sie kreischte wie irre, und es wurde noch schlimmer , als sie das Blut sah. Wäre sie mal lieber still gewesen, dann hätte man den Zollstock noch gut gebrauchen können. Mein Vater war ein Mann. Ein richtiger Mann, meine ich. Kein Jammern, kein Heulen und kein Gekreische.
    Das gefiel mir.
    »Erst wollte ich ihn mit meiner Hand hauen, aber da hätte ich mir wehgetan. Da habe ich diesen Zollstock in der Rumpelkammer gesehen, der kam mir gelegen, und ich versuchte es damit. Ich habe mir keine Mühe gemacht, ihn aufzuklappen. Schließlich hatte ich
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