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Psychoid - Der Feind in Oliver

Psychoid - Der Feind in Oliver

Titel: Psychoid - Der Feind in Oliver
Autoren: Loni Littgenstein
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so geworden? Ich vermisse David. Nur ihn brauche ich. Nur David!«
    Da fing ich das erste Mal an zu ü berlegen, wie ich es ihr heimzahlen könnte. Ein Pilot von Welt ließe so was nicht auf sich sitzen. Der ließe sich nicht so von seiner Mutter unterbuttern. Es ging mir auf die Nüsse, wenn sie diese Vergleiche machte. Immer wieder kam sie mit David an. David hier, David da. Mamas heißgeliebter Sohn, den sie verloren hatte. Sie sollte lieber mal langsam kapieren, dass David nicht mehr zurückkommen würde. Er hatte sich auf unserem Dachboden erhängt. Da konnte die Mutterliebe ja nicht so stark gewesen sein.
    Ein Teil von mir war dann jedenfalls weg. Ich hatte es akzeptiert, dass David nicht mehr leben wollte, aber ich konnte nicht akzeptieren, wie meine Mutter dann mit mir umgegangen ist. Als könnte ich was für Davids Selbstmord. Irgendwie vermisste ich ihn. Er war so ganz anders als ich gewesen. Meine Eltern liebten ihn sehr, ich auch ein wenig. David war sehr nett, hilfsbereit, fleißig, gutaussehend. Ich sah auch gut aus, aber sonst hatte ich nicht viel mit meinem Bruder gemein. Ich wäre gern so wie er gewesen. Dann wäre meine Mutter nicht so, wie sie ist. Nörgelnd, herrschsüchtig, frigide, tyrannisch, nachtragend, ichbezogen und widerborstig. Sie trieb mich damit in die Verzweiflung.
    Mein Vater war e in Hund, der alles tat, was meine Mutter wollte. Und die wollte, dass er mich auf die Pobacken schlägt. Immer wieder. Dann sah er zu, wenn meine Mutter loslegte. Und vergaß schnell wieder, was er gesehen hatte, und alles war gut. Natürlich hat mein Vater auch nicht gesehen, wie meine Mutter mich an den Haaren zog, mir die Arme hinter meinem Rücken band, mich bespuckte und beschimpfte und mir mein feuchtes Bettlacken über den Kopf zog.
    All das war in Ordnung. Mein Vater wollte es nicht se hen. Gehört hat er auch nie was. Ich hatte längst aufgehört, ihn um Hilfe zu bitten, spätestens als er sagte, ich solle mal besser sauber werden. Da war Schluss mit lustig! Ich war nun mal einer, der ins Bett machte, auch wenn ich es unangenehm fand. Und eigentlich auch schon zu alt dafür war, gerade mal zweiundzwanzig.
    » Du solltest dich schämen! Du bist doch ein Mann oder nicht?!«
    Das hatte ich nicht verstanden. Nur weil ich ins Bett machte, war ich kein Mann? Bei Fräulein Carla musste ich mich nie schämen. Für nichts. Da war alles gut für mich. Niedlich war sie, selbst als sie wieder mit meinen Schuhen anfing.
    Ich war froh , als Fräulein Carla ihren Gyros aufgegessen hatte und nicht mehr über meine Schuhe herzog, sonst hätte sie keine Brötchen mehr von mir bekommen. Es war doch noch ein schöner Abend geworden, bis zu dem Moment, als meine Mutter in das Restaurant stürmte.
    Da s war peinlich für mich. Ich war ja schließlich ein Mann im Alter von zweiundzwanzig.
    » Da treibst du dich also herum! Kommst du jetzt mit nach Hause?!«
    Meine Mutter konnte Fragen stellen, die keine waren. Fragen hö rten sich bei ihr immer wie eine Drohung an. Und das waren sie auch.
    Ich starrte Frä ulein Carla an und Fräulein Carla starrte mich an. Wir hielten Händchen und gaben uns einige Küsse, bevor das Monster losgelassen wurde. Da ging es mir nicht mehr gut. Es war der allerschlimmste Moment in meinem Leben.
    » Sie sollten nicht mit ihm ins Bett gehen, denn er ist ein notorischer Bettnässer!«
    Das letzte Wö rtchen hallte geschätzte tausendmal nach und zerstörte gerade mein ganzes Leben. Ich habe genau gesehen, wie Fräulein Carla sich das Lachen verkneifen musste. Ich denke, sie fand es ein wenig lustig, aber es war mir egal. Ich hätte meiner Mutter niemals sagen sollen, wo ich hinging und mit wem. Das war wohl ein Fehler von mir gewesen.
    » Ja, das bist du doch! Ein verfluchter Bettnässer!«
    Warum mus ste meine Mutter so darauf herumreiten? Wieder stiegen in mir diese Gefühle auf, es ihr heimzuzahlen. So einer wie ich ließe das nicht mit sich machen. Ich hatte mich von Fräulein Carla verabschiedet und dabei fast ihre Hand zerdrückt. Ich wollte sie nicht loslassen, aber als sich ihr Gesicht verzerrte, ließ ich doch los. Dann lachte sie auch nicht mehr. Vielleicht dachte Fräulein Carla nicht, dass es wirklich ernst war.
    » Es tut mir leid«, sagte ich einfach, bezahlte und rannte meiner Mutter hinterher.
    Und dieses Gefühl nach Rache verstärkte sich.
    Die Erinnerungen hatten mich ü bermannt und erst als ich in das Gesicht des Docs sah, begriff ich, dass ich ihm die ganze Geschichte
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