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Psycho Logisch - Nuetzliche Erkenntnisse der Alltagspsychologie

Psycho Logisch - Nuetzliche Erkenntnisse der Alltagspsychologie

Titel: Psycho Logisch - Nuetzliche Erkenntnisse der Alltagspsychologie
Autoren: Volker Kitz Manuel Tusch
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ist kaum halb so groß wie von den T-Shirt-Trägern vermutet! Andere Konstellationen liefern ganz ähnliche Ergebnisse. So vermuten Diskussionsteilnehmer ebenfalls, ein schlechter eigener Diskussionsbeitrag sei den anderen Diskussionsteilnehmern viel stärker aufgefallen, als das tatsächlich der Fall ist.

    Der Spotlight-Effekt hat mit dem Egozentrismus zu tun, den wir schon kennengelernt haben. Wir selbst nehmen alles, was wir tun, natürlich besonders stark wahr – und schließen daraus, dass auch die anderen uns genauso sorgfältig beobachten. Dabei vergessen wir – wie so oft –, die Perspektive zu wechseln und für eine Sekunde gedanklich in die Rolle der anderen Menschen zu schlüpfen. Täten wir das, dann wäre uns sofort klar: Die anderen beobachten zwar genauso sorgfältig wie wir – allerdings nicht uns, sondern sich selbst! Denn sie kämpfen mit ihrem eigenen Egozentrismus. So schleichen wir nicht nur auf Partys, sondern grundsätzlich im Leben alle mit der bangen Frage umeinander herum: »Was sollen denn die anderen von mir denken?« Dabei denken die anderen nur: »Was sollen denn die anderen von mir denken?«
    Der Spotlight-Effekt wirkt aber nicht nur bei Peinlichkeiten. Auch in guten Momenten glauben wir, die anderen nähmen uns viel stärker wahr, als sie es eigentlich tun: Wenn wir in einer Diskussion etwas Schlaues sagen, wenn wir zu Hause mal den Müll runterbringen oder im Büro einen guten Beitrag zu einem Projekt leisten. Auch in solchen Fällen empfinden wir das Scheinwerferlicht viel stärker auf uns, als es eigentlich scheint. Merken wir später, dass unsere gute Leistung eher am Rande oder vielleicht sogar gar nicht wahrgenommen wurde, sind wir schnell enttäuscht. Vor allem bei der (Haus-)Arbeit mündet das dann leicht in Frustration: »Keiner bekommt überhaupt mit, was ich hier mache.«
    Die Erkenntnis, dass andere Menschen sich viel weniger für uns interessieren, als wir glauben, ist also bitter und befreiend zugleich. Wenn Sie den Spotlight-Effekt kennen und sich öfter mal ins Bewusstsein rufen, hilft das in zwei Richtungen: Zum einen wird Ihnen kaum noch etwas wirklich peinlich sein – wenn Sie wissen, dass die anderen viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt sind, um das überhaupt wahrzunehmen. Zum anderen erwarten Sie nicht mehr, dass alle Welt gebannt aus der ersten Reihe auf Ihre guten Leistungen starrt. Und das schützt Sie vor Enttäuschung – wie alle realistischen Erwartungen.
    Gilovich, T., Medvec, V. H. & Savitsky, K. (2000): The spotlight effect in social judgement: An egocentric bias in estimates of the salience of one’s own actions and appearance. Journal of Personality and Social Psychology, 78, 211–222

Was der Schokoeffekt über Ihr Leben aussagt

    Impulskontrolle macht erfolgreicher und ist lernbar
    Nehmen wir an, jemand legt Ihnen ein Stück Schokolade vor die Nase und stellt Sie vor die Wahl: Entweder Sie nehmen sich das eine Stück Schokolade jetzt und dürfen es behalten. Oder Sie warten bis morgen und bekommen dafür zwei Stücke Schokolade.
    Wie entscheiden Sie sich?
    (Für Männer: Sie können »Schokolade« gern wieder durch »T-Bone-Steak« ersetzen.)
    Was Ihnen wie ein unwichtiges Kinderspiel vorkommen mag, kann mehr über Ihren Lebensweg aussagen, als Sie vielleicht für möglich halten – und zwar über Ihren bisherigen Lebensweg ebenso wie über Ihren zukünftigen.
    Unsere Schokoladen-Frage wandelt nämlich ein berühmtes Experiment ab, das der Psychologe Walter Mischel in den 1960er Jahren mit Kindern durchführte. Er legte ihnen eine Packung Marshmallows vor die Nase und stellte sie vor die Wahl: entweder sofort einen Marshmallow aus dem Karton nehmen oder aber ein paar Minuten warten und dann zwei bekommen. Einige Kinder nahmen sofort den einen Marshmallow. Andere strengten sich enorm an, um der momentanen Versuchung zu widerstehen und sich auch noch den zweiten Marshmallow dazuzuverdienen – sie schauten weg, hielten sich die Augen zu oder lenkten sich anderweitig ab.
    Bis hierher ist noch nichts Bemerkenswertes geschehen; es war klar, dass die Kinder unterschiedlich reagieren würden.
    Das Überraschende zeigt sich 14 Jahre später. Mischel sucht die Kinder von damals noch einmal auf. Er untersucht, wie erfolgreich und zufrieden sie als junge Erwachsene sind. Das eindeutige Ergebnis: Wer damals auf den zweiten Marshmallow warten konnte, hat jetzt mehr Erfolg in Schule und Studium, kann mehr Stress vertragen und ist insgesamt
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