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Psycho Logisch - Nuetzliche Erkenntnisse der Alltagspsychologie

Psycho Logisch - Nuetzliche Erkenntnisse der Alltagspsychologie

Titel: Psycho Logisch - Nuetzliche Erkenntnisse der Alltagspsychologie
Autoren: Volker Kitz Manuel Tusch
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zwischen den beiden, gibt es einen Konflikt oder gar einen Streit, dann muss theoretisch alles so lange aufgedröselt und zerkaut werden, bis es auf der zwischenmenschlichen, der emotionalen Ebene wieder stimmig ist. Das kennen wiederum die Männer: die Nächte, in denen geredet, geredet, geredet werden muss … bis einem die Lust vergangen ist.
    Zweitens: Mann tickt genau umgekehrt. Er ist erst dann wieder bereit und fähig, sich auf die Gefühlsebene, auf eine Klärung einzulassen, wenn er weiß, dass er körperlich andocken kann. Er braucht sexuelle Nähe, um im Anschluss daran über die Beziehung reden, Nähe auf der zwischenmenschlichen Ebene herstellen zu können.
    Dieser Teufelskreis kann die Beziehung, die Ehe in den Abgrund reiten – wenn nicht mindestens einer der Beteiligten bereit ist, diesen Mechanismus zu verstehen, und beide Partner dann in eine gemeinsame Richtung arbeiten können.
    Betrachten Sie das Ganze doch einfach mit unserer neuen Sichtweise von Konflikt (siehe »Warum wir Konflikte brauchen wie die Luft zum Atmen«): Auf der Ebene der Position kracht es: Er will – sie nicht. Auf der tiefer liegenden Ebene der Bedürfnisse aber sieht es schon ganz anders und viel versöhnlicher aus: Beide wollen Nähe, er physisch – sie psychisch. Damit existiert trotz aller Diskrepanzen eine Gemeinsamkeit, die sich nutzen lässt. Beide haben nämlich die Möglichkeit, auf ihre Kosten zu kommen. Zeitversetzt. Die Frage ist: »Wer gibt nach, ist der oder die Klügere?« Das zu sein beanspruchen ja in der Regel beide gerne jeweils für sich. Oder einfach abwechselnd? Heute zuerst reden und dann Körperkontakt. Morgen Versöhnungssex und sich im Anschluss verbal die Nacht um die Ohren schlagen.
    Mit so viel Erkenntnis garniert, finden Sie garantiert einen einvernehmlichen Weg für den »Wurm«.
    Clement, U. (2007): »Erotische Entwicklung in langjährigen Partnerschaften«. In: Willi, J. & Limacher, B. (Hrsg): Wenn die Liebe schwindet: Möglichkeiten und Grenzen der Paartherapie. Stuttgart: Klett-Cotta
    Clement, U. (2006): Guter Sex trotz Liebe: Wege aus der verkehrsberuhigten Zone. Berlin: Ullstein
    Willi, J. (2002): Psychologie der Liebe (Kap. 6). Stuttgart: Klett-Cotta

Was Aufzugfahren mit Känguru-Gezicke zu tun hat

    Wie Sie im Alltag von der »Synchronisation der Umweltwahrnehmung« aus der Tierforschung profitieren
    Dssst – der Aufzug schließt, pling – die Etage ausgewählt und rschschsch – die Fahrt geht los. Es ist eng, es ist stickig. In Reih und Glied, wie die Zinnsoldaten, stehen wir, den Blick uniform gen Tür gerichtet. Wir starren auf Hinterköpfe, Hinterköpfe, Hinterköpfe …
    Wie ist es möglich, dass sich dieses Schauspiel in jedem Fahrstuhl, an jedem Ort der Welt, zu jeder Uhrzeit und mit völlig unterschiedlichen Menschen immer einheitlich wiederholt?
    Und was lernen wir daraus fürs Leben außerhalb des Fahrstuhls?
    Um eine Antwort auf diese Frage zu finden, bemühen wir die Ethologie, die vergleichende Verhaltensforschung von Mensch und Tier: In Australien nämlich lässt sich wunderbar beobachten, wie Kängurus aus dem Nichts heraus in herrliche Rangeleien geraten und sich gegenseitig niederboxen. Um sich nach einer gewissen Zeit – wie durch »Geisterpfote« – wieder zu beruhigen, sich stillschweigend in eine Reihe zu setzen, in dieselbe Richtung zu schauen, als wäre nie etwas gewesen.
    Tierpsychologen haben folgende Erklärung für dieses possierliche Verhalten parat: Die Kängurus beruhigen sich durch eine Vereinheitlichung ihrer Umweltwahrnehmung und schalten so ihre gegenseitige Sozialwahrnehmung aus. Sie sitzen in einer Reihe, schauen in eine Richtung, sehen sich gegenseitig nicht, müssen sich deswegen nicht mehr übereinander aufregen und können wieder Frieden einkehren lassen …
    Genau dieser Mechanismus greift auch, wenn wir Menschen einander auf engstem Raum ausgesetzt sind. Und Aufzüge sind ja enge Räume, in denen die eigene Distanz- und Reizschwelle massiv überschritten werden. Denn normalerweise brauchen wir zirka 80 Zentimeter Abstand zu fremden Artgenossen, damit wir die Situation noch als angenehm empfinden können. Andernfalls kommen leicht Gefühle wie Unwohlsein und auch Aggression auf.
    Was hilft? Auf den Fahrstuhl verzichten können wir in den meisten Fällen nicht – also heißt es, unser Verhalten der Situation anzupassen. Wir machen es so wie die Kängurus: Wir vereinheitlichen unsere Wahrnehmung, indem wir uns auf die Tür fokussieren, und
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