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Psycho Logisch - Nuetzliche Erkenntnisse der Alltagspsychologie

Psycho Logisch - Nuetzliche Erkenntnisse der Alltagspsychologie

Titel: Psycho Logisch - Nuetzliche Erkenntnisse der Alltagspsychologie
Autoren: Volker Kitz Manuel Tusch
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einparken und Männer wirklich nicht zuhören können

    Wie Vorurteile Ihr Verhalten beeinflussen – und Sie die Vorurteile
    Schnappen Sie sich eine Kollegin oder einen Freund und spielen Sie eine Runde Vorurteils-Bingo! Unten finden Sie ein paar gängige gesellschaftliche Vorurteile – ordnen Sie jeweils zwei davon der »richtigen« gesellschaftlichen Gruppe zu.
    Wer zuerst alle Zeilen ausgefüllt hat, gewinnt. Los geht’s!
    Hier die Begriffe:
    »emotional«, »faul«, »wirklichkeitsfremd«, »machthungrig«, »aggressiv«, »kontaktfreudig«, »analytisch«, »schlecht ausgebildet«.
    Und hier die Gruppen:
    Männer:
    ____________________
    ____________________
    Frauen:
    ____________________
    ____________________
    Politiker:
    ____________________
    ____________________
    Arbeitslose:
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    ____________________

    Und nun beantworten Sie eine weitere Frage:
    Haben Sie selbst Vorurteile?
    Wetten doch? Nur wenige Menschen haben ernsthafte Probleme damit, die gängigen gesellschaftlichen Vorurteile der »richtigen« Gruppe zuzuordnen. Dieselben Menschen würden jedoch entschieden von sich weisen, selber Vorurteile zu haben.
    Doch was bedeutet das eigentlich: Vorurteile »haben« oder nicht »haben«? Wie entstehen sie, wie vergehen sie?
    Dass die meisten Menschen die oben abgefragten gängigen Vorurteile kennen , zeigt: Die Vorurteile sind in ihrem Kopf zumindest vorhanden. Wer dann also sagt: »Ich habe keine Vorurteile«, der kann damit schon mal nicht meinen: »Vorurteile existieren in meinem Kopf nicht.« So ziemlich alle von uns beherbergen gesellschaftlich gängige Vorurteile in ihrem Kopf.
    Wie kommen sie da hinein?
    Manche Forscher gehen davon aus, dass bestimmte Grundeinstellungen angeboren sind. Diese Vermutung ist nicht bewiesen, klar ist jedoch: Wir »lernen« Vorurteile unglaublich schnell von unserer Umwelt.
    Schon kleine Kinder sind dafür sehr empfänglich: In einem klassischen Experiment teilt die legendär gewordene amerikanische Lehrerin Jane Elliot ihre dritte Klasse in zwei Gruppen – eine mit blauäugigen Kindern und eine mit braunäugigen. Sie sagt beiden, die blauäugigen seien überlegen. Der Effekt: Die Kinder ändern radikal ihr Verhalten. Wer blaue Augen hat, meidet die Braunäugigen fortan, verspottet sie und will sie »bestrafen«, weil sie ja unterlegen sind. Die schulische Leistung der Braunäugigen sinkt tatsächlich. Am nächsten Tag sagt die Lehrerin, nun seien die Kinder mit braunen Augen die »besseren«. Alles kehrt sich plötzlich um; nun werden die Blauäugigen schikaniert.
    Der Versuch zeigt nicht nur, wie schnell wir andere feindlich behandeln können, wenn uns jemand sagt: Die sind schlechter. Auch die Gruppe, gegen die sich die Vorurteile richten, denkt plötzlich anders über sich selbst.
    Daraus entsteht bei der betroffenen Gruppe eine Angst, in das Vorurteil zu »tappen«. Diese Angst belastet sie zusätzlich und führt oft dazu, dass sich das Vorurteil scheinbar »bestätigt« – hier begegnet uns wieder die selbsterfüllende Prophezeiung aus dem Kapitel »Mit Ihren Gedanken können Sie das Weltgeschehen steuern«. Das Phänomen kennt jeder Mann, der schon einmal vor einer Gruppe von Frauen eine Torte in saubere Stücke schneiden sollte (eigentlich machbar), und jede Frau, die schon einmal das Vergnügen hatte, vor den Augen einer Gruppe von Männern einzuparken (eigentlich auch machbar).
    Vorurteile können sich also verheerend auswirken – und fast alle haben wir sie in unserem Kopf, denn dort kommen sie ganz offenbar leicht hinein. Die Vorurteile in unserem Kopf sind ein »Schema« – was es damit auf sich hat, wissen wir aus dem Kapitel »Wie zum Stöhnen die Lust kommt – oder der Schmerz«: Ein Schema kann ganz einfach aktiviert werden und dann unbewusst wirken.
    So leicht geht es auch mit den Vorurteilen: In einem Experiment bringt man Versuchspersonen in Situationen, in denen »zufällig« ein Lockvogel in ihrer Umgebung ein Vorurteil vor sich hin murmelt. Bereits das reicht aus, damit die Versuchspersonen danach die betroffene gesellschaftliche Gruppe tatsächlich schlechter bewerten. So einfach aktiviert sich ein Schema – und damit eben auch ein Vorurteil, das in unserem Inneren schlummert.
    Was meinen wir also damit, wenn wir sagen, dass wir keine Vorurteile »haben«? Wird ein Schema aktiviert, dann denken wir automatisch. Wollen wir keine Vorurteile »haben«, müssen wir das automatische Denken an dieser Stelle aus- und das bewusste
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