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Psycho Logisch - Nuetzliche Erkenntnisse der Alltagspsychologie

Psycho Logisch - Nuetzliche Erkenntnisse der Alltagspsychologie

Titel: Psycho Logisch - Nuetzliche Erkenntnisse der Alltagspsychologie
Autoren: Volker Kitz Manuel Tusch
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den beiden durch – dabei wird der Lockvogel schnell ausgetauscht gegen jemanden, der völlig anders aussieht. Kaum zu glauben, aber wahr: Die meisten Passanten merken nicht, dass plötzlich ein ganz anderer Mensch vor ihnen steht – nur weil sie für den Bruchteil einer Sekunde durch das vorbeigetragene Paket abgelenkt waren. Fernsehsendungen, die vor versteckter Kamera ihre Streiche mit anderen Menschen spielen, nutzen regelmäßig die Veränderungsblindheit aus, ebenso Zauberkünstler auf der Bühne.
    Die Veränderungsblindheit tritt auch dann auf, wenn wir zwar nicht abgelenkt sind, aber die Änderung sich nur ganz langsam und schleichend vollzieht. So bemerken Testpersonen vor einem Monitor zum Beispiel nicht, wenn sich auf einem Bild die Farbe eines Baums oder Hauses ganz allmählich ändert.

    Die Veränderungsblindheit verblüfft nicht nur durch ihren Effekt – auch die möglichen Ursachen können im wahrsten Sinne des Wortes unser Weltbild infrage stellen. Lange Zeit ging man davon aus, dass wir ein solches Bild von der Welt um uns herum als stabilen visuellen Eindruck in unserem Kopf abspeichern. Erkennen wir nun aber selbst auffälligste Veränderungen in einer bildlichen Szene nicht, so legt das nahe: Wir speichern in unserem Kopf gar keine Bilder unserer Umwelt! Unser Gehirn löscht Bilder möglicherweise, sobald unsere Aufmerksamkeit nur kurz davon abgezogen ist – wie wenn wir einen Reset an unserem Computer vornehmen und an den Ausgangspunkt zurückkehren, und das bei jedem bloßen Augenzwinkern! Das wiederum würde bedeuten, dass wir unsere Umwelt gar nicht kontinuierlich wahrnehmen können, sondern uns mit jedem Augenaufschlag erst wieder ein ganz neues Bild machen müssen. Offenbar betrifft die Veränderungsblindheit tatsächlich nur den flüchtigen optischen Eindruck, denn Situationen und Handlungsstrukturen speichern wir ja ganz gut als »Schemata« ab. Was wir bildlich als zusammenhängende Szene wahrnehmen, wäre dann eine bloße Illusion. Wir tappen im Dunkeln und tasten uns jedes Mal wieder neu voran …
    Grimes, J. (1996): »On the failure to detect changes in scenes across saccades«. In: Akins, K. (Hrsg.): Perception (Vancouver Studies in Cognitive Science), 2, 89–110. New York: Oxford University Press
    Levin, D. T. & Simons, D. J. (1997): Failure to detect changes to attended objects in motion pictures . Psychonomic Bulletin and Review, 4, 501–506.
    O’Regan, J. K. & Noe, A. (2001): A sensorimotor account of vision and visual consciousness. Behavioral and Brain Sciences, 24, 939–1031
    Simons, D. J. & Levin, D. T. (1998): Failure to detect changes to people during a real-world interaction . Psychonomic Bulletin and Review, 5, 644–649

Wo standen Sie, als die Welt plötzlich stillstand? – Sind Sie sicher ?

    Was wir von der »Blitzlichterinnerung« aus der Gedächtnisforschung lernen können
    John Lennon, 1980 – Challenger, 1986 – Mauerfall, 1989 – 9/11, 2001 – Fukushima 2011 …
    Daran erinnern Sie sich, als wäre es erst gestern gewesen: wo genau und wie genau Sie von im wahrsten Sinne des Wortes weltbewegenden Ereignissen erfahren haben, wer genau Ihnen berichtete, was genau Sie gerade taten …
    Doch wie genau ist eigentlich Ihre Gedächtnisleistung?
    Das Besondere an sogenannten »Blitzlichterinnerungen« an überraschende, geschichtsträchtige Ereignisse ist: Wir haben sehr aufwändige, lebendige und detaillierte Bilder davon im Kopf – was genau passiert ist und wie genau wir davon erfahren haben. Erforscht wird dieses Phänomen seit 1977 unter anderem von den berühmten US-Psychologen Brown und Kulik in Zusammenhang mit der Erinnerung an die Ermordung Kennedys im Jahre 1963.
    Wissenschaftlich erwiesen ist: Blitzlichterinnerungen werden zweifach abgespeichert – zum einen das Ereignis selbst als das sogenannte »Faktenwissen«, zum anderen die Begleitumstände als das sogenannte »autobiografische Wissen«. Weil die betreffenden Situationen besonders emotional sind, bietet unser Gedächtnis uns einen Extraservice an: eine spezifische Form der Speicherung und einen speziellen Informationsabruf.
    Und genau an dieser Stelle endet auch schon der wissenschaftliche Konsens, denn vielfach zu beobachtende Erinnerungsfehler und Gedächtnisverluste heizen die Fachdebatte immer und immer wieder aufs Neue an. So »erinnert« sich zum Beispiel der ehemalige US -Präsident George W. Bush an bestimmte Fernsehbilder vom Einsturz der Twin Towers am 11. September 2001 – die
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