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Prost Mathilda - von Wolke sieben ab in den Vollrausch

Prost Mathilda - von Wolke sieben ab in den Vollrausch

Titel: Prost Mathilda - von Wolke sieben ab in den Vollrausch
Autoren: Antje Szillat
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sprang von der Mauer.
    Mathilda konnte nichts erwidern. Zu ihrem Schreck bemerkte sie, dass ihr etwas Speichel aus dem Mundwinkel tropfte, weil sie vor lauter Aufregung selbst das Schlucken vergessen hatte. Verstohlen wischte sie sich mit dem Handrücken über den Mund und hoffte, dass Tom es nicht bemerkt hatte.
    Tom kam langsam auf sie zu, blieb dann direkt vor ihr stehen und lächelte sie an. Mathilda konnte nur auf seine Haare starren. Wenn ich jetzt mutig wäre, dachte sie, würde ich einfach in seinen Haaren wühlen und sagen:
„Hallo, Tom. Ich habe mich gerade total in dich verliebt!“
    Mathilda entfuhr ein tiefer Seufzer bei dem Gedanken – den Tom scheinbar völlig falsch deutete.
    „Dir hängt wohl die Sache von heute Morgen noch ziemlich nach, was?“, fragte er und schaute ihr dabei direkt in die Augen. Diesmal schaute Mathilda nicht weg.
    „Nein, den Idioten habe ich schon völlig aus meiner Erinnerung gestrichen“, erwiderte sie.
    Da war er endlich: Mathildas Mut.
    „Was liest du?“ Mathilda schaute auf das Buch in Toms Händen.
    „Ach, das ist nur so ’n philosophisches Zeug.
Das Buch von allen Dingen
.“ Tom machte eine wegwerfende Handbewegung und Mathilda bildete sich ein, dass seine Gesichtsfarbe sich etwas verändert hatte.
    Ja, er war tatsächlich verlegen.
    Okay, dachte Mathilda. Ganz ruhig bleiben. Dieser unglaublich süße Typ ist nicht nur wunderschön, nein, er ist sogar sensibel.
    „Ich habe schon von diesem Buch gehört und würde es auch gerne einmal lesen. Ich interessiere mich nämlich sehr für Philosophie“, sagte Mathilda. Und für dich auch, fügte sie in Gedanken hinzu.
    „Ich leihe es dir, wenn ich es durch habe. Ja?“, bot Tom an.
    Mathilda nickte. „Das wäre toll.“
    Tom ging zur Brunnenmauer zurück und ließ sich wieder darauf nieder.
    „Erzähl mir mehr über dich“, sagte er. Nun wieder ganz sicher, während er mit der Hand auf den Platz neben sich auf der Mauer deutete. Mathilda setzte sich neben ihn.
    „Fühlst du dich an der neuen Schule wohl?“, fragte Tom sie.
    Mathilda schaute ihn erstaunt an: „Woher weißt du, dass ich die Schule gewechselt habe?“
    Tom grinste. „Von deiner Schwester.“
    „Von meiner Schwester?“ Mathilda stand völlig auf der Leitung. „Du kennst Merle?“
    Tom nickte und grinste noch breiter. „Na klar. Sie sitzt im Mathekurs sogar neben mir.“
    In Mathildas Kopf überschlugen sich die Gedanken. Wenn er behauptete, dass Merle im Mathekursus neben ihm saß, bedeutete das wohl, dass er dieselbe Klasse wie ihre Schwester besuchte. Also die zwölfte Klasse! Demnach musste er mindestens siebzehn oder sogar achtzehn Jahre alt sein. Ein Zwölftklässler interessierte sich für
sie
? Unsinn, sicher hatte er sich nur aus Mitleid mit ihr getroffen. Weil sie heute Morgen so durch den Wind war. Wegen des blöden Typen und so.
    „Von Merle hab ich auch eure Telefonnummer“, riss er sie aus ihren wirren Gedanken.
    „Echt? Du hast sie nach meiner Telefonnummer gefragt?“ Er hatte mit Merle über sie gesprochen und die hatte ihr kein Sterbenswörtchen davon erzählt, ärgerte sich Mathilda.
    „Nein. Ich habe die Telefonnummer von der Klassenliste. Keine Sorge, Merle weiß nichts von unserem Treffen. Ich habe dich neulich mit ihr im Einkaufszentrum gesehen und einfach mal kombiniert, dass du ihre jüngere Schwester bist.“
    „Ach so?“, murmelte Mathilda, nun nicht mehr wütend auf ihre große Schwester, aber dafür mit einem anderen, diesmal verschämten Gedanken: Ob er wohl ahnte,
wie viel
jünger sie war?
    Mathilda wirkte älter, das wusste sie. Die meisten schätzten sie auf sechzehn oder sogar siebzehn Jahre.
    „Seit wann sind deine Eltern getrennt?“, riss Tom sie aus ihren Gedanken.
    Mathilda musste sich leise räuspern, bevor sie antworten konnte. „Mein Dad ist schon vor einem halben Jahr ausgezogen. Aber wir sind erst vor vier Monaten umgezogen.“
    „Ich weiß.“ Er stupste sie von der Seite an. „Seit vier Monaten geht Merle in meine Klasse, schon vergessen?“
    Mathilda lief dunkelrot an. Ich bin so dämlich – peinlich, dämlich und völlig unreif, ärgerte sie sich.
    „Und, wie kommst du damit klar?“
    „Es geht so. Ich vermisse meine alten Freunde. Zu denen habe ich jetzt überhaupt keinen Kontakt mehr. Und meinen Dad habe ich eine Zeit lang richtig gehasst. Lässt uns einfach sitzen wegen einer Frau, die fast meine Schwester sein könnte. Aber inzwischen ist er mir eigentlich egal. Nur meine Mutter,
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