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Promises - Nur mit dir (German Edition)

Promises - Nur mit dir (German Edition)

Titel: Promises - Nur mit dir (German Edition)
Autoren: Marie Sexton
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weiter sagen zu wollen. Das Schweigen zog sich in die Länge. Es war, als bereite er sich darauf vor, mir schlechte Neuigkeiten mitzuteilen, und ich versuchte, meinen rasenden Puls zu beruhigen.
    »Was ist los?«
    »Ich wollte dich nur sehen.«
    Ich entspannte mich ein wenig, aber ich wusste, dass noch mehr dahintersteckte. »Das ist alles?«
    Er nickte, sagte jedoch nichts, und starrte immer noch zu Boden.
    Ich ging näher an ihn heran, und er verkrampfte sich ein wenig, als würde er bei einer plötzlichen Bewegung davonstürzen. »Matt, sieh mich an.«
    Er brauchte eine Sekunde, als müsste er erst all seinen Mut zusammennehmen, aber als er zu mir aufschaute, sah ich es in seinen Augen. Er beherrschte sich nur mit Mühe. Er war nicht aus einer Laune heraus zu mir gekommen. Es war ein Akt der Verzweiflung gewesen. Er
wollte
mich nicht nur sehen; in diesem Moment
brauchte
er mich, obwohl er das nie hätte zugeben können. Er wirkte traurig, verängstigt und verloren. Ich merkte, dass es ihm peinlich war, dass ich ihn so sah, aber er schien trotzdem unbedingt meine Hilfe zu wollen.
    Ich ging zu ihm, legte die Arme um ihn, und er klammerte sich an mich wie ein Ertrinkender und vergrub das Gesicht an meiner Schulter. Er zitterte, sein Atem ging stoßweise, und ich dachte, dass er vielleicht weinen würde, aber dagegen ankämpfte. In diesem Moment hasste ich Joseph mehr als je zuvor. Ich hasste es, dass er Matt, der sonst so stark und selbstbewusst war, in nur wenigen kurzen Tagen brechen konnte. Ich weiß nicht, wie lange wir so dastanden – mindestens mehrere Minuten. Ich hielt ihn einfach nur fest, rieb ihm den Rücken und die Schultern und gab beruhigende Laute von mir, bis er wieder ruhig atmete und sich endlich entspannte.
    »Es tut mir leid, Jared«, flüsterte er.
    »Sei nicht albern. Es gibt keinen Grund, sich zu entschuldigen.« Ich küsste ihn auf den Kopf. »Was ist passiert?«
    »Eigentlich nichts. Ich verliere nur den verdammten Verstand.« Er lachte rau und freudlos. »Ich kann es nicht ertragen. Ich kann
ihn
nicht ertragen.« Er holte ein paar Mal tief Luft und sagte dann mit etwas normalerer Stimme: »Du fehlst mir. Ich hasse es, dass wir jetzt getrennt sein müssen.«
    »Ich auch. Warum kommst du heute Abend nicht rüber? Sie brauchen es nicht zu wissen.«
    »Ich habe diese Woche Nachtschicht.«
    Also arbeitete er nachts, verbrachte die Tage mit seinen Eltern und bekam zwischendurch wahrscheinlich kaum Schlaf. Das erklärte seinen gegenwärtigen Gemütszustand.
    Er zog sich zurück, stand auf und wandte sich von mir ab. Selbst mit dem Rücken zu mir konnte ich sehen, dass er sich zusammenriss, sich über die Augen wischte, sich aufrichtete, die Schultern zurücknahm und einen beherrschten Gesichtsausdruck aufsetzte. »Er trinkt, Jared. Eine Menge. Und er weiß nicht, wann er den Mund halten muss. So schlimm ist es noch nie gewesen.«
    In diesem Moment streckte Lizzy den Kopf um die Ecke. »Kann ich reinkommen?«, fragte sie leise. »Es tut mir leid, wenn ich störe, aber ich muss an den Safe.«
    Matt holte tief Luft und drehte sich um. Er war immer noch angespannt, hatte aber den größten Teil seines gewohnten Selbstbewusstseins wiedergefunden. Für jeden anderen wirkte er wahrscheinlich so ruhig und beherrscht wie sonst auch. Aber ich konnte immer noch den Zorn und die Traurigkeit in seinen Augen sehen. »Es ist okay, Lizzy.«
    Sie ging zum Safe, beobachtete ihn aber die ganze Zeit aus dem Augenwinkel. Sie holte sich aus dem Safe, was sie brauchte, und ging wieder zur Tür, blieb dann jedoch stehen und drehte sich zu ihm um.
    »Wie schlimm ist es, Matt?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Ziemlich schlimm.«
    Sie dachte einen Moment lang darüber nach, dann sagte sie: »Warum kommt ihr nicht alle an Weihnachten zum Abendessen?«
    »Nein.« Er schüttelte den Kopf. »Das könnte ich euch nicht antun. Nicht nachdem er sich letztes Mal so danebenbenommen hat.«
    Sie ging auf ihn zu, legte ihm eine Hand auf den Arm und schaute ihm in die Augen. »Matt, du gehörst jetzt zur Familie. Du solltest Weihnachten bei
uns
verbringen. Und wenn das bedeutet, dass wir deinen Vater ertragen müssen, dann werden wir das tun.«
    Er schaute zu Boden und warf erst mir und dann Lizzy einen Blick zu. »Er weiß nicht …«
    »Das dachte ich mir. Wir werden vorsichtig sein.«
    »Wirklich?« Er klang hoffnungsvoll.
    »Wirklich.«
    Er lächelte und umarmte sie, viel sanfter, als er mich umarmte. Sie wirkte in seinen Armen so
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