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Promijagd

Promijagd

Titel: Promijagd
Autoren: Horst Bosetzky , -ky
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hatte?«
    Corinna Natschinski hörte auf, die Augen ihrer Frau zu skizzieren und starrte ihn an. »Wie meinen Sie das?«
    Mannhardt lächelte. »So wie ich es sage: Sie waren es, die den Bauwagen in der Urbanstraße angesteckt hat.«
    Corinna Natschinski reagierte mit einem Wutanfall und zeigte mit Pinsel und Palette zur Tür. »Raus hier!«
    »Ja, und Sie gehen dann selbst zu Herrn Schneeganß und legen ein Geständnis ab.«
    »Ich habe kein Geständnis abzulegen, was soll der Unsinn?«, rief Corinna Natschinski. »Ich war währenddessen bei der Vernissage in der Leibnizstraße.«
    »Und da hat Völlenklee Sie per Handy angerufen und Ihnen erzählt, dass Ihr Schloss an der Wohnungstür verstopft ist und er in der Zwischenzeit in den Bauwagen geht, bis das Fußballspiel zu Ende ist und der Schlüsseldienst kommt.«
    »Mich hat keiner angerufen!«
    »Doch.« Mannhardt wurde immer ruhiger. »Bei Völlenklees Telefongesellschaft ist das alles festgehalten, das können Sie nicht leugnen.«
    »Und wenn«, sagte Corinna Natschinski. »Dieser Anruf ist noch lange kein Beweis dafür, dass ich Leon getötet habe. Und außerdem: Ich hätte doch damit rechnen müssen, dass auch Ritchie im Wagen ist. Dass er im Krankenhaus war, davon hatte ich ja keine Ahnung, wie denn auch?«
    Mannhardt lachte. »Ganz einfach: Sie werden vorher durchs Fenster geguckt haben oder durch einen Spalt in der Tür, so ein altes Ding hat schließlich überall Löcher.«
    »Ich soll Leon ermordet haben?«, rief CorinnaNatschinski. »Das ist absurd! Im Gegenteil, sein Tod hat mich so erschüttert, dass ich mich vor die U-Bahn geworfen habe.«
    »Man kann sich so geschickt vor den Zug werfen, dass einem nichts passiert«, hielt Orlando dagegen.
    »Auf jedem U-Bahnhof stehen die Tafeln, wo der Fahrer halten muss. Und wenn man am Südstern an der Stelle auf die Gleise springt, wo die Sechs zu sehen ist, kann einem nicht viel passieren, da der Fahrer mit einem Sechswagenzug garantiert vor einem anhält und man mit ein paar Schrammen davonkommt.«
    »Das ist doch alles absurd!«, rief Corinna Natschinski.
    »Logisch, denn Berlin ist nun mal Absurdistan«, sagte Mannhardt. »Sie können sich die Sache ja noch mal durch den Kopf gehen lassen. Heute ist Sonnabend, ich werde erst am Montagnachmittag zu Schneeganß gehen und mit ihm reden, und wenn Sie es früher tun, haben Sie die besseren Chancen auf ein mildes Urteil.«
     

31
     
    An diesem Montagmorgen trug ganz Deutschland Trauer, und überall ging es um die 0:1-Niederlage der deutschen Fußballer gegen die stolzen Spanier, folglich auch in den Räumen der Mordkommission.
    »So kann sich unsere Nationalmannschaft wenigstens richtig wohl fühlen, wenn sie heute Nachmittag auf die Berliner Fanmeile kommt«, sagte Schneeganß.
    »Wir sind die Hauptstadt der Verlierer.«
    »Gott, war das ein kümmerliches Spiel!«, stöhnte Grätz. »Schade, dass wir nicht …« Er brach ab und sah sich erst einmal um, ob niemand hinten im Raum war.
    »Was?«, hakte Schneeganß nach.
    »Bei Karl May, da haben die Übeltäter im Osmanischen Reich immer die Bastonade bekommen. Kann ich mir auch heute gut vorstellen: Alle Spieler 20Peitschenhiebe auf die nackten Fußsohlen – und derLöw sogar 30.«
    »Nicht auf die Fußsohlen«, sagte Schneeganß.
    »Das sind doch ihre edelsten Teile, und sie fallen für die ersten Bundesligaspiele aus.«
    Grätz war längst nicht am Ende. »Und wenn sie mich so überschätzen würden wie diesen Ballack, wäre ich schon lange Präsident des BKA.«
    Schneeganß nickte. »Mein Vater hat immer gesagt: ›Und ist der Zirkus noch so klein, einer muss der August sein‹. Wie beim deutschen Fußball: ›Und ist das Talent auch noch so klein, einer muss der Weltstar sein‹. Aber das brauchen wir für unsere nationale Identität, und die Vereine, der DFB, die Fernsehanstalten, die Presse und all die Rechteverwerter brauchen es, damit Geld in die Kasse kommt.«
    »Und der Löw ist der größte Heini!«, wetterte Grätz. »Lehmann und Metzelder ohne Spielpraxis, die lässt er auftreten! Und was die für ’n Mist gemacht haben! Dafür schickt er Markus Marin, das einzige Genie, das wir haben, noch vor dem ersten Anpfiff nach Hause.«
    Schneeganß summte den Abba-Song ›Thank you for the music‹. »War doch amüsant alles, und man hatte drei Wochen lang prima Unterhaltung. Was willst du mehr?«
    »Ich will, dass wir Europameister werden!«, riefGrätz.
    »Ich will, dass wir endlich herausfinden, ob die
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