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Promijagd

Promijagd

Titel: Promijagd
Autoren: Horst Bosetzky , -ky
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Hasenheide, um sich neuen Stoff zu beschaffen, und ist dabei in eine Razzia geraten. Es ist alles protokolliert. Sie können es gerne überprüfen, wenn Sie bitte diese Nummer anrufen wollen.« Er hielt Schneeganß einen Notizzettel hin.
    »Danke«, sagte Schneeganß und konnte eine gewisse Enttäuschung nicht verbergen. »Das hat Zeit.«
    »Und ick war et ooch nich«, sagte Norman Meier. »Aba ick war der, der zuletzt mit Bernie jequatscht hat.«
    Grätz erinnerte sich an die Aussage der Frau im Kiosk. »Da will jemand eine Rangelei zwischen Ihnen und Bernhard Jöllenbeck beobachtet haben?«
    Norman Meier lachte. »Wat heißt Rangelei! Bernie hatte ’n Schein inne Hand, 20 Euro, und die wollt ick ihm abnehm. Die hatta mir dann ooch jejehm, und ick bin ab.«
    »Und wollen nicht mehr mitbekommen haben, dass Jöllenbeck vom Zug erfasst worden ist?«, fragte Schneeganß.
    »Doch, als ick schon am Ausjang war … Da bin ick dann in Panik weg.«
    Schneeganß schwieg. Die Aussage des jungen Mannes war nicht zu widerlegen, und damit konnte man die Akte Bernhard Jöllenbeck schließen und auf das letzte Blatt schreiben, dass es sich zweifelsfrei um einen Suizid gehandelt habe. Schön, es hatte eine Rangelei gegeben und die Frau im Kiosk hatte eine andere Version, aber das Land Berlin war arm und man hatte weder Zeit noch Geld, jedem Wenn und Aber nachzugehen, und die Devise war: Lasst die Toten ruhen.
     
    *
     
    Corinna Natschinski hatte sich zu Dr. Narsdorf geflüchtet. Seine Vormittagssprechstunde war zu Ende, und er hatte eigentlich die Mittagspause nutzen wollen, um zum Tennisplatz zu fahren und ein bis zwei Sätze mit Orlando zu spielen.
    »Ich wollte zu Ihnen in die Therapie.«
    Narsdorf lachte bitter. »Jetzt, wo ich dabei bin, hier alles abzuwickeln …«
    »Es tut mir leid«, hauchte sie. »Aber ich brauche jemanden, der mir hilft.«
    »Ausgerechnet ich!«
    »Ja, ich spüre, dass Sie …«
    Narsdorf stand auf und trat ans Fenster. Er hielt es nicht aus, ihr ins Gesicht zu sehen. ›Und führe mich nicht in Versuchung‹. Sie war die Versuchung. You are my destiny. Es geschah mit ihm, und er kam nicht dagegen an. Es war Zwang, ein Kitzel, ein Reiz, eine übermächtige Lust.
    »Ich bin nicht nur wegen der Erpressung hier«, begann Corinna Natschinski.
    Narsdorf drehte sich wieder um und setzte sich auf den Stuhl ihr gegenüber. »Sondern?«
    »Wegen Leon.«
    »Der ist tot. Das ist alles tragisch, ich weiß. Er hat einen hohen Preis bezahlen müssen. Nehmen wir es wie einen Unfall, denn wie hätte Sabrina Immelborn ahnen können, dass er …«
    »Es war kein Unfall«, sagte Corinna Natschinski.
    »Was dann?«
    »Mord.«
    Narsdorf konnte ihr nicht folgen. »Hat SabrinaImmelborn doch gewusst, dass Völlenklee …?«
    »Nein, ich habe es gewusst. Leon hat mich angerufen und mir gesagt, dass er in den Bauwagen geht, bis der Schlosser kommt.«
    »Daraufhin haben Sie es Sabrina Immelborn gesagt?«
    Corinna Natschinski schüttelte den Kopf und starrte auf ihre Finger. »Nein, ich war es, ich habe den Bauwagen angesteckt.«
    Narsdorf fuhr zurück. »Um Leon Völlenklee zu töten?«
    »Ja. Ich kann es mir nicht erklären. Aber ich musste ihn loswerden, er hat mich ausgesaugt wie ein Vampir, er wäre mein Tod gewesen, ich konnte nicht anders. Und es war, wie dieser Mannhardt gesagt hat: Ich habe tatsächlich vorher durch eine Lücke im Vorhang in den Bauwagen gespäht und gesehen, dass Leon allein drin war.« Sie stand auf und taumelte. »Helfen Sie mir!«
    Narsdorf kam um den Tisch herum und fing sie auf. »Du bist arm dran, ich weiß.«
     
    *
     
    Schneeganß und Grätz saßen im Büro und hatten viel Mühe damit, ihr Mittagessen zu verdauen. Diesmal hatten sie die Kantine verschmäht und auf dem Rückweg von Mägdesprung in einem argentinischen Steakhaus gegessen. Das rächte sich. Jedoch hatten sie im Augenblick ohnehin nicht viel zu tun, weil der Fall Jöllenbeck abgeschlossen war, und was Völlenklee betraf, konnten sie nichts anderes tun, als zu warten, bis sich Sabrina Immelborn endlich bequemte, ein Geständnis abzulegen.
    Um sich die Zeit zu vertreiben, nahm sich Schneeganß ein Blatt Papier und schrieb alles auf, was ihm zur Werbung ›Be Berlin‹ einfiel. Der Senat hatte einen schönen Preis für den besten Spruch ausgesetzt, und den wollte er gewinnen.
    »Be Berlin. Be bescheuert. Wie findest du das?« Grätz verzog das Gesicht. »Und da fehlt dochauch noch die dritte Zeile.«
    »Sag bloß!« Schneeganß
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