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Promijagd

Promijagd

Titel: Promijagd
Autoren: Horst Bosetzky , -ky
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besprechen wir das andere lieber bei mir hinten im Büro.« Dort angekommen, schickte sie ihre Praktikantin nach draußen und bot den Beamten die beiden verfügbaren Stühle an. Sie selbst blieb stehen.
    »Sind Ihnen seit unserem letzten Gespräch neueErkenntnisse gekommen?«, fragte Schneeganß.
    »Nein. Haben Sie den Täter?«
    »Das nicht, aber eine Aussage zweier Fahrgäste, die in der Taxe gesessen haben, in der der Fahrer gesessen hat, der …« Schneeganß merkte, dass er dabei war, einen fürchterlichen Satz zu bilden, und stockte.
    Grätz kam ihm zu Hilfe. »Also, der Fahrer springt raus, um den brennenden Bauwagen zu löschen, da sehen die beiden auf der anderen Seite der Straße eine Frau mit einem Benzinkanister stehen.«
    »Ja, und?«, fragte Sabrina Immelborn.
    »Das nenne ich Chuzpe!«, rief Schneeganß. »Denn diese Frau, das waren Sie.«
    Sabrina Immelborn verlor die Contenance und rief: »Sie können mich mal!«, und stürzte aus ihrem Büro.
    Schneeganß und Grätz blieben seelenruhig sitzen. Alles, was Sabrina Immelborn in diesem Moment tat, sprach gegen sie und war hilfreich, sie zu überführen.
    Nach einer halben Minute war sie zurück und bereit, mit sich reden zu lassen. »Okay, ich gebe zu, die Absicht gehabt zu haben, den Bauwagen in Brand zu stecken, um zu verhindern, dass Ritchie in sein altes Leben zurückkehrt, aber als ich in der Urbanstraße angekommen bin, da hat der Bauwagen schon gebrannt.«
    »Eine schöne Märchenstunde«, sagte EugenGrätz.
    Schneeganß erhob sich. »Ja, Frau Immelborn, da liegt wohl eine Menge Arbeit vor uns. Ich schlage vor, dass Sie uns erst einmal begleiten.«
    »Soll das heißen, dass ich festgenommen bin?«
    »Das werden wir am Ende dieses Tages entscheiden. Wir fahren zuerst einmal in die Urbanstraße, und Sie sind so nett, uns zu zeigen, wie alles abgelaufen ist, damit wir uns ein besseres Bild von allem machen können.«
    »Darf ich noch mal auf die Toilette?«, fragte sie.
    »Ja, aber …« Schneeganß zögerte. Sie konnte aus dem Fenster springen und fliehen, sie konnte sich die Pulsadern aufschneiden, und dann gab es in der Öffentlichkeit wieder großes Theater. Andererseits konnte es kein besseres Geständnis geben. Schließlich ließ er sie gehen.
    »Ich würde 1.000 Euro drauf wetten, dass sie es war«, sagte Grätz, als Sabrina Immelborn in der kleinen Toilette der Buchhandlung verschwunden war.
    Schneeganß lachte. »Ich sogar 2.000. Bis zum Feierabend haben wir ihr Geständnis.«

30
     
    Auch Hansjürgen Mannhardt war wegen des Spiels Spanien gegen Russland spät ins Bett gekommen, hatte jedoch als Pensionär die Chance, sich nach dem Mittagessen wieder ins Bett zu legen und noch eine Runde zu schlafen, als sein Sohn sich auf den Weg zu einem Freund machte und die Gefährtin seines Lebens sich ins Auto setzte, um zu einer Recherche nach Potsdam zu fahren. So ließ sich das Leben ertragen und er genoss es. Wahrscheinlich hätte er bis zur Kaffeezeit geschlafen, wenn nicht gegen 3 Uhr an seiner Wohnungstür geklingelt worden wäre. Wütend fuhr er hoch und eilte zur Gegensprechanlage. Sicher wieder einer, der in den Hausflur wollte, um Werbung in den Briefkasten zu werfen, oder der Bote von Hermes, der fragte, ob er ein Paket für Arschikowskis annehmen könne, die seien nicht zu Hause. Nein sagen konnte er nicht, allerdings er gab sich alle Mühe, sein »Ja, bitte?« so unfreundlich wie möglich klingen zu lassen, damit die Herren es beim nächsten Mal woanders versuchten.
    »Nein, danke!«, kam es zurück. »Wenn einer so miese Laune hat …«
    »Wer ist denn da?«
    »Ein naher Verwandter.«
    »Mensch, Orlando!« Erst jetzt hatte er den Enkel erkannt und drückte auf den Knopf, der dafür sorgte, dass sich unten die Haustür öffnen ließ. Schnell zog er sich einen Bademantel über und strich sich die verbliebenen Haare aus der Stirn.
    Orlando staunte wegen des Bademantels. »Was denn: Trainierst du für dein Comeback als Boxer?«
    »Nein, sie drehen einen Film über Bubi Scholz, und ich soll die Hauptrolle kriegen.«
    »Was denn, du hast doch deine Frau gar nicht erschossen?«
    »Aber vielleicht ersticke ich auch einmal wie er, wenn ich im Altersheim sitze und eine Schrippe esse.«
    »Besser, als im Bauwagen kremiert zu werden«, sagte Orlando. »Ach, was sind wir wieder makaber heute!«
    Mannhardt schloss die Tür hinter seinem Enkel.
    »Was führt dich zu mir, sprich?«
    »Wir wollten zu Ritchie ins Krankenhaus fahren. Du hast mich selbst
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