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Projekt Sakkara

Titel: Projekt Sakkara
Autoren: Andreas Wilhelm
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sich mehr als einer der geselligen Runden angeschlossen hatte.
    »Verzeihen Sie, aber ich wollte den wunderbaren Abend und Ihre Einladung bis zuletzt auskosten. Ich sollte mich nun auch auf den Weg machen ... «
    »Hatten Sie denn eine angenehme Zeit? Ich habe Sie nicht viel trinken gesehen – Sie wissen sicherlich, dass man sich in Afrika besonders um seinen Flüssigkeitshaushalt kümmern sollte ... «
    »Ja, natürlich. Ich habe mich allerdings mit Wasser begnügt.«
    »Oh, ich verstehe.« Guardner grinste etwas schief. »Sie haben wirklich sehr professionelle Ambitionen. Darf ich Ihnen denn nicht noch einen letzten Drink anbieten? One for the road? Ich dachte, Sie wollten noch unbedingt meine Sammlung ansehen.«
    »Es ist schon spät, ich möchte Ihre Zeit nicht zu sehr beanspruchen ... «
    Guardner winkte ab, und seine Geste gelang etwas zu ausladend, so dass es wie ein Rudern aussah. »Keine falsche Bescheidenheit, Herr Morgen. Wann kommen wir wieder so jung zusammen? Kommen Sie rein, so viel Zeit muss sein.« Der Engländer machte eine Handbewegung zum Salon hin.
    »Sind Sie sicher?« Morgen durfte nichts forcieren.
    »Ich bestehe darauf.«
    »Nun gut ... «
    Sir Guardner deutete auf seine Bar. »Was möchten Sie? Einen Glenfiddich?«
    »Aber nicht allein.«
    Der Engländer griff nach zwei Gläsern und begann einzuschenken. »Natürlich nicht. Das wäre unhöflich. Eis kann ich Ihnen nicht mehr anbieten.«
    »Es wäre wohl auch eine Schande.«
    »Da haben Sie recht! Bitte sehr.« Er reichte dem Deutschen ein Glas. »Auf Ägypten und King George. Cheers!«
    »Cheers.«
    »Wissen Sie was?«, sagte der Engländer. »Es ist schön, endlich jemanden mit denselben Interessen gefunden zu haben. Sie und ich, meine ich. Wenn man, wie ich, so lange auf der Suche war, dann tut es gut, sein Wissen mit jemandem teilen zu können, der es zu schätzen weiß.«
    »Haben Sie denn keine Kollegen, mit denen Sie zusammenarbeiten?«
    Guardner winkte wieder ab, dieses Mal mit dem Glas in der Hand, dessen Inhalt bedrohlich umherschwappte.
    »Ach, diese ganzen Leute haben ja alle keine Ahnung«, sagte er mit etwas trägem Zungenschlag. »Sie haben es selbst gesagt. Alles nur halbgebildete Dilettanten. Ich meine, ich bin ja kein Archäologe. Ich bin Geschäftsmann, nicht wahr? Aber ich habe ein Hobby. Eine Leidenschaft, besser noch. Aber da kenne ich mich aus. Mit wem sollte ich darüber sprechen? Man muss jahrelang auf dieser Spur sein, um alles zu verstehen. Und ich sage Ihnen eines: Eigentlich habe ich auch keine Ahnung. Ist doch so. Und Sie auch nicht! Das Ganze ist viel größer als wir.« Er trank einen Schluck. »Aber, ich bin auf der Spur!«
    »Wollen Sie denn niemanden teilhaben lassen?«
    »Keiner würde es verstehen. Und außerdem«, er setzte einen verschwörerischen Ausdruck auf, »ist es auch nicht für jedermann bestimmt. Es ist nur etwas für Eingeweihte! Verstehen Sie? Eingeweihte.«
    »Ich verstehe vollkommen.«
    »Aber Sie sind so einer, habe ich den Eindruck!« Sir Guardner lächelte. »Im Grunde ... wissen Sie, es ist ärgerlich, wenn man der Einzige ist, der Bescheid weiß, finden Sie nicht? Man will sich doch mal austauschen, zeigen, was man hat. Ein echter Mann will immer zeigen, was er hat, hm?«
    Morgen schwieg.
    Sir Guardner sah den Deutschen mit einem feinen Lächeln an. Es war schwer zu sagen, was er dachte. Vermutlich war es eine Mischung aus jahrelanger Zurückhaltung, dem Bedürfnis, Anerkennung zu erhalten, Misstrauen und Alkohol.
    »Wollen Sie es sehen?«, fragte er dann. »Folgen Sie mir!«
    Mit dem Glas in der Hand ging Guardner voraus und führte seinen Gast in ein Arbeitszimmer. Er schaltete die Beleuchtung und den hölzernen Deckenventilator ein. Am Fenster des Zimmers standen ein Schreibtisch und ein Stuhl, der Rest des Raums war mit Regalen gefüllt, die von Büchern und Papierstapeln überquollen. Den wenigen freien Platz an den Wänden bedeckten Bilder und gerahmte, illuminierte Manuskriptseiten. Wolfgang Morgen trat an eines der Bilder heran.
    »Ist das tatsächlich ein echter Poussin?«
    »Ja. Frevelhaft, in diesem Klima, ich weiß. Aber ich musste ihn einfach haben.«
    »Und das Rätsel?«
    Guardner schüttelte den Kopf. »Alles Quatsch. Viel zu spät entstanden. Man findet nur noch Spuren. Poussin wusste selbst schon nicht mehr alles. Aber sehen Sie sich diese Seite an.« Er wies auf ein gerahmtes Pergament. Es schien eine mittelalterliche Handschrift zu sein. Der lateinische Text war
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