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Projekt Omega

Projekt Omega

Titel: Projekt Omega
Autoren: Peter Mennigen
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Haustresor.«
    »Haben Sie eine Ahnung, um was es sich bei diesem Projekt handelt?«
    »Nein, mein Mann würde niemals über solche Vertraulichkeiten reden, auch nicht mit mir. Ich weiß nur, das ist eindeutig ein Fall für unsere Geheimdienste. Bloß wenn ich die ins Vertrauen ziehe, erfährt mein Mann unweigerlich von meiner Vergangenheit. Das bedeutete das Ende meiner Ehe und das Ende seiner Karriere.«
    »Wie … äh, freizügig sind diese Filme denn?«
    Sie biss die Zähne zusammen und schloss für einen Moment die Augen. »Wir reden hier nicht über harmlose Sexfilmchen, sondern über Filme, die man heute als Hardcore bezeichnen würde.«
    »Verstehe. Haben Sie einen Verdacht, wer der Erpresser sein könnte?«
    »Nein, er hat sich über meinen E-Mail-Account anonym gemeldet.«
    »Gibt es einen Beweis für die Existenz dieses Videos? Möglicherweise blufft der Erpresser nur.«
    »Und wenn es kein Bluff ist? Was würde dann aus mir und meinem Mann, wenn der Film an die Öffentlichkeit gelänge? Dazu darf es niemals kommen. Deshalb muss ich davon ausgehen, dass es diese Kopie tatsächlich gibt.«
    »Aber wenn Sie dem Erpresser nachgeben und Staatsgeheimnisse verraten, wird das in Zukunft immer wieder passieren.« Cotton rieb sich nachdenklich das Kinn. »Falls dieser ominöse Film tatsächlich existiert, kann ich Ihnen den unmöglich beschaffen. Das Video ist Ihre Privatangelegenheit, dafür ist das FBI nicht zuständig. Würde ich mich einschalten, wäre das Amtsmissbrauch.«
    »Verstehe.« Sie gab sich Mühe, den Tiefschlag zu verdauen, ohne dass die Tränen flossen. »Tut mir leid, dass ich Ihre kostbare Zeit verschwendet habe. Leben Sie wohl.«
    »Moment, das gerade war die schlechte Nachricht. Die gute ist: Wenn ich das Ganze sehe, geht es bei der Geschichte nicht um ein Sexvideo, sondern um Erpressung und Landesverrat. Für beides ist das FBI zuständig. Wenn ich im Zuge der Ermittlungen auf ein anstößiges Video von Ihnen stoßen sollte, verschwindet es als Beweisstück für immer in der Asservatenkammer. Allerdings kann ich die Ermittlungen nicht im Alleingang durchführen.«
    Sie holte erschrocken Luft. »Aber Sie haben versprochen …«
    »Niemandem etwas von Ihrer Vergangenheit zu verraten.« Cotton nickte. »Sie haben mir vertraut, als Sie mir die Geschichte erzählt haben. Jetzt bitte ich Sie, mir zu vertrauen. Um Erfolg zu haben, muss ich meine Vorgesetzten und meine Partnerin einweihen. Für deren Diskretion lege ich die Hand ins Feuer. Ansonsten wird kein Mensch etwas erfahren, das verspreche ich Ihnen.«
    Einen Augenblick lang war die Andeutung von Zweifel in ihrem Gesicht zu erkennen, dann gab sie mit einem stummen Nicken ihre Zustimmung.
    »Da wäre nur noch eins.« Cotton beugte sich zu ihr vor. »Welchen Künstlernamen hatten Sie damals?«
    »Heather Heart«, antwortete sie, verdutzt über die unerwartete Frage. »Spielt das eine Rolle?«

2
    Decker flog am nächsten Morgen nach New York zurück. Cotton und High mussten vormittags einen Termin bei der Washingtoner Vertretung des FBI wahrnehmen. Deshalb saßen sie erst kurz vor Mittag in der ersten Klasse einer Boeing. Eigentlich wollte High sich während des Rückflugs nach New York etwas Entspannung gönnen. Daraus wurde nichts. Als die Maschine vom Flugsteig zur Startbahn rollte, brachte Cotton den Fall Joan Fallon zur Sprache. Während des Flugs hatten sie ausreichend Gelegenheit, verschiedene Lösungsmöglichkeiten zu erörtern. Ursprünglich hatte Cotton vorgehabt, auch Decker in die Sache einzuweihen, hatte sich aus einem Bauchgefühl heraus aber anders entschieden. Ein Fehler, wie sich zeigen sollte.
    Cotton berichtete High von seiner Begegnung mit Mrs Fallon auf dem Bankett. Er erzählte ihm alles, von dem Vorleben der Gattin des Präsidentenberaters bis hin zu der Forderung des Erpressers nach Staatsgeheimnissen, zu denen ihr Mann Zugang besaß.
    Der Chef des G-Teams war klug und erfahren genug, um die Brisanz des Falles in seiner ganzen Tragweite zu erkennen. Wenn sie das Problem mit üblichen FBI-Methoden lösen wollten, wäre das Unternehmen wohl unweigerlich zum Scheitern verurteilt. Erst mussten sie die Hintergründe der Leute kennen, die als Strippenzieher bei der Erpressungsgeschichte infrage kamen. Um den Ruf des Opfers und ihres Mannes nicht zu schädigen, war dabei neben Fingerspitzengefühl eine Menge Kreativität gefragt. Und zwar in einem Ausmaß, bei dem herkömmliche Polizeiarbeit an ihre Grenzen stieß.
    Cotton hatte
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