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Projekt Ikarus 01 - Schatten und Licht

Projekt Ikarus 01 - Schatten und Licht

Titel: Projekt Ikarus 01 - Schatten und Licht
Autoren: Caitlin Kittredge
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versuchte aufzustehen. »Verschwinde und hol dir einen runter, während du dich selber reden hörst.«
    »Und wieder gibst du mir durch dein Verhalten recht.« Er trat Iridium in den Hintern. Sie landete keuchend auf dem Boden. Sie hatte ihm nichts mehr entgegenzusetzen, und ihre Kräfte waren unerreichbar.
    »Und nun zu dir, Joan.« Dem Klang seiner Stimme nach ging er von Iridium weg. Sie versuchte, sich zu bewegen, aber ihre Gliedmaßen gehorchten ihr nicht. »Es ist Zeit. Hilf mir, und du wirst für immer frei sein von Corp. Du willst doch frei sein, oder?«
    »Frei«, wiederholte Jet mit kaum hörbarer Stimme.
    »Jet, nein!« Keuchend hob Iridium den Kopf und blickte hinüber zu ihrer Freundin. »Tu’s nicht! Der verarscht dich doch!«
    »Hör mir genau zu, Joan«, sagte Night eindringlich. »Tu das. Für mich.«
    Eine Weile herrschte absolute Stille, und Iridium hielt den Atem an.
    Als Jet schließlich sprach, war ihre Stimme klar und doch sanft. Eine Heldenstimme. »Nein. Ich werde Ihnen niemals dabei helfen.«
    Iridium wollte in Jubel ausbrechen.
    »Gut«, erwiderte Night. »Dann eben auf die harte Tour.« Er packte Jet bei den Haaren und zerrte sie an die Maschine. Dorthin, wo Iridium vorher angebunden gewesen war. Schnell nahm er ihr die Handschellen ab. Dann band er ihre Hände an das Gerät. Jet wehrte sich nicht.
    Iridium, die noch immer ausgestreckt am Boden lag, beobachtete alles, was Night tat.
    Vor sich hin murmelnd, ging er zum Bedienfeld der Maschine. »Nie ist es leicht. Nie gibt es einen einfachen Plan, den man still und leise durchziehen kann.«
    Die Zylinder im Inneren des Geräts begannen zu summen.
    Iridium blieb reglos liegen. Sollte Night sich ruhig einen Augenblick lang in dem Irrglauben wiegen, er hätte sie bezwungen. Schwäche war nicht, wenn man zu Boden ging – Schwäche war, nicht wieder aufstehen zu wollen. Iridium sah ihm zu, versuchte zu ergründen, welchen Code er eingab. Aber seine Finger bewegten sich viel zu schnell, als dass sie etwas hätte erkennen können. Es wirkte manisch, widersinnig, zwanghaft.
    Nach dem, was sie mitbekommen hatte, bestand die Maschine aus zwei riesigen Zylindern, die über eine Steuermatrix miteinander verbunden waren. Sie versuchte, einen wunden Punkt in der Konstruktion zu finden, irgendetwas, das sich zu ihrem Vorteil ausnutzen ließ, aber das Ding war ein Gewirr von Teilen und Drähten, in denen sich wahrscheinlich nur Night selbst auskannte.
    Jede Stelle ihres Körpers schmerzte, und Iridium ließ den Kopf wieder zu Boden sinken. Für den Augenblick.
     
    JET
    Kurz bevor der Schmerz sie traf, konnte Jet zumindest einen klaren Gedanken fassen: Night würde dafür bezahlen. Er hatte einen viel größeren Verrat an ihr begangen als Bruce. Der hatte nur einen Job erledigt, für den er bezahlt wurde. Tief in ihrem Innersten verstand sie den einfachen Professionalismus, der dahinterstand. Und Night hatte ihrer beider Welt viel schlimmer verraten als Iridium. Die war wenigstens sich selbst treu geblieben.
    Night hatte sie sogar schlimmer betrogen als Corp. Als ihr Vater. Night hatte sie jahrelang angelogen. Manipuliert. Benutzt.
    Und alles nur deswegen, weil sie eine Schattenmacht und es ihr Schicksal war, als Wahnsinnige zu enden.
    Wie er.
    Sie zerrte an ihren Fesseln, aber ihre Hände waren an eine Art Maschine gebunden. Ihr Rücken berührte kalten Stahl. Sie fühlte sich schwach wie ein neugeborenes Kätzchen. Aus irgendeinem Grund erinnerte sie das an Lynda Kidder.
    »Tun Sie das nicht!« Sie versuchte, ihren Hass und ihre Angst beiseitezuschieben, um eine emotionale Verbindung zu Night herzustellen. »Die Sonne zu verdunkeln wird nichts weiter bewirken, als dass alles Leben stirbt! Selbst die Außermenschlichen.«
    »Habe ich richtig gehört?«, fragte Iridium, die immer noch reglos am Boden lag. »Sie machen wohl Witze – Sie denken, Sie können die Sonne zerstören?«
    »Eigentlich«, sagte Night und drückte einen Knopf, »kann ich es nicht. Aber Jet kann es. Mit deiner Hilfe.«
    »Sie sind ja völlig durchgeknallt. Das ist Ihnen doch wohl klar, oder?«
    Iridium redete noch weiter, aber Jet konnte sie nicht mehr hören. Sie spürte, wie etwas in ihrem Geist widerhallte. Etwas Kaltes. Hungriges. Und unglaublich Dunkles.
    Die Stimmen regten sich wieder. Streckten sich.
    Griffen nach ihr.
    Nein, dachte sie fieberhaft und drängte sie zurück. Nein, nein, nein …
    nacht nacht für immer nacht Schatten für immer
    »Night«, schrie Jet voller
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