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Projekt Ikarus 01 - Schatten und Licht

Projekt Ikarus 01 - Schatten und Licht

Titel: Projekt Ikarus 01 - Schatten und Licht
Autoren: Caitlin Kittredge
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sterben. Ja«, sagte er. »Freunde sind das ultimative Druckmittel.«
    »Halten Sie den Mund!«
    Aber Night sprach weiter. »Ich sah mit Freude zu, wie die Beziehung zwischen euch beiden immer enger wurde. Und selbst im Angesicht größter Widrigkeiten hatte eure Freundschaft Bestand. Es war deine eigene Entscheidung, als du mich im letzten Schuljahr gebeten hast, ein gutes Wort für sie einzulegen. Nach allem, was sie sich geleistet hatte. Danach, wusste ich, würde alles nur noch eine Frage der Zeit sein.« Er lächelte kalt. »Genauso war es auch bei diesem massigen Typen, dieser Erdmacht. Damals, im dritten Jahr. Wie war doch gleich nochmal sein Name? Samwise?«
    »Samson«, flüsterte Jet.
    »Ach ja. Richtig. Samson. Du hast ihm dein Herz geschenkt. Und dann ist er einfach da rausgegangen und gestorben, nicht wahr? Wie schade.« Immer noch lächelnd, schüttelte er den Kopf. »Danach warst du formbar wie Knetmasse. Du hättest alles getan, damit der Schmerz aufhört. Hast dich in die Arbeit gestürzt. So ein gutes kleines Mädchen bist du gewesen. Und jetzt stell dir mal vor, wie das letzte bisschen Rückgrat in dir zerbrochen wäre, wenn auch noch deine allerbeste Freundin auf der ganzen Welt das Zeitliche gesegnet hätte.«
    Sie kniff die Augen fest zusammen.
    »Iridium wäre tot gewesen. Du hättest zu niemandem mehr eine emotionale Bindung gehabt, außer zu mir. Zweifellos hättest du ohne Zögern alles für mich getan, was ich von dir verlangt hätte.« Er seufzte. »Aber Iridium wollte einfach nicht sterben. Sie hat nicht mitgespielt.«
    Jet erinnerte sich an jenen Tag im fünften Schuljahr, als Iri auf die Straße gestürzt war und Jet darüber Meldung gemacht hatte. Jet hatte sich an die Vorschriften gehalten. Das taten Helden eben. Sie machte Meldung, und Night befahl ihr, sie solle Iri sich selbst überlassen und direkt zurückfliegen, um Bericht zu erstatten.
    Night hatte von Jet verlangt, ihre Freundin im Stich zu lassen. Und Jet, die ganz scharf darauf gewesen war, es ihm recht zu machen, hatte gehorcht.
    »Sie ist einfach nicht totzukriegen. Wie eine Kakerlake.«
    Jet klappte mit einem Ruck die Augen auf. Sie starrte auf den Mann, den sie so lange bewundert hatte. »Tut mir leid, dass sie Ihnen die Tour vermasselt hat.«
    Sein Lächeln verzerrte sich zu einer höhnischen Grimasse. »Du hast ja gar keine Ahnung, wie sehr. Erst ist sie nicht gestorben, und dann hatte sie nichts Besseres zu tun, als zu fliehen. Und du musstest unbedingt eine perfekte Heldin werden statt einer perfekten Killermaschine. Und für die Guten kämpfen anstatt für mich. Das kleine Miststück hat meine Pläne um Jahre zurückgeworfen.«
    »Welche Pläne?«, fragte Jet mit vor Wut triefender Stimme. »Wie sieht sie denn aus, Ihre meisterhafte Vision? Was wollen Sie denn erreichen?«
    »Nun ja. Das Ende von allem.« Die höhnische Grimasse verwandelte sich in ein boshaftes Grinsen … und mit einer einzigen Handbewegung löschte Night alle Lichter.
    Nein!
    Sofort waren sie wieder da, die Stimmen – wisperten, umschmeichelten, neckten, lachten. Berührten sie, erforschten ihr Inneres … umfassten sie mit seidenweichen schwarzen Armen.
    »Weißt du«, sagte Night, »ich werde die Sonne verdunkeln.«
    Oh Licht, er ist wirklich komplett verrückt. Sie nahm einen tiefen Atemzug, hielt die Luft an und versuchte, das Kichern der Stimmen in ihrem Kopf nicht zu beachten.
    »Heute ist der große Tag, Jet. Und du wirst mir helfen.«
    helfen ihm helfen ihn hören ihn faseln faseln in der finsternis
    Sie kniff die Augen zusammen und sagte: »Das glaube ich nicht.«
    »Wir werden die Sonne vernichten«, wiederholte er, als ob sie gar nichts gesagt hätte, »und die Welt wird sich dem Schatten beugen.«
    beugen beugen dem Schatten dem süßen Schatten so knusprig süß
    Er sprach immer weiter. Seine Stimme nahm den hypnotischen Singsang des Schattens an. Seine Worte klangen genauso verlockend, genauso bezwingend wie das dunkle Geflüster. »Die normalen Menschen werden sich verkriechen und im Dunkeln sterben.«
    sterben sterben unten in der dunkelheit
    Hör nicht auf sie!
    Sie
    »Und die Stärksten unter den Außermenschlichen werden sich die ganze Welt Untertan machen und nach ihrem Gutdünken beherrschen.«
    Jet fauchte laut, um die Stimmen zu übertönen: »Und das zweifellos unter Ihrer Leitung.«
    »Ich habe nicht den Ehrgeiz zu herrschen, Jet.« Sie konnte in der Dunkelheit zwar nicht das Geringste sehen, trotzdem spürte sie, wie er
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