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Projekt Babylon

Titel: Projekt Babylon
Autoren: Andreas Wilhelm
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von Montségur nachspielen möchten, dann ohne mich.«
    »Er hat Recht«, sagte der Förster. »Ich schätze, das war's.«
    »Das fürchte ich auch«, sagte Stefanie. »Gehen wir runter.«
    Der Förster legte sein Gewehr mit langsamen, deutlich sichtbaren Bewegungen auf den Boden und begann, am Seil den Hang hinunterzusteigen. Die anderen folgten ihm, wobei Stefanie wieder den Abschluss bildete und auf den verletzten Peter achtete, der sich nur mit einer Hand am Seil festhalten konnte und entsprechend langsam war. Immer wieder musste er kurz verweilen. Seine Hand und die Muskeln semes gesunden Arms brannten vor Anstrengung, aber es gab keine andere Möglichkeit. Es kam ihm wie eine Ewigkeit vor, bis er endlich wieder ebenen Boden unter den Füßen hatte.
    Die beiden Ranger waren in der Zwischenzeit einige Schritte näher gekommen, die Waffen noch immer auf sie gerichtet.
    »Legen Sie die Hände auf den Kopf!«, befahl einer von ihnen.
    »Ich kann einen Arm nicht heben!«, rief Peter und wandte ihnen die Seite mit seinem Verband zu.
    »Dann heben Sie nur den anderen. Aber keine merkwürdigen Bewegungen!«
    Sie taten, was man von ihnen verlangte, und die Ranger traten an sie heran. Peter fiel auf, dass sich die Männer von den Rangern aus dem Lager deutlich unterschieden. Während Letztere irgendwie immer wie aus einem Guss gewirkt hatten – natürlich! Militär! –, sahen diese beiden ganz anders aus. Unrasiert, lange Haare,... und sie trugen auch nicht dieselben Gewehre... Das waren keine Ranger!
    In diesem Augenblick preschte ein weißer Landrover aus dem Wald und auf die Lichtung. Er schien aus dem Lager zu kommen. Als er bremste, öffneten sich die Türen auf der ihnen abgewandten Seite. »Waffen fallen lassen!«, war eine laute Stimme zu vernehmen.
    Die Männer, die die Forscher in Schach hielten, sahen sich einen Augenblick lang irritiert an. Dann liefen sie zur Seite fort und eröffneten dabei das Feuer auf den Wagen. Neben dem täuschend harmlos klingenden Tackern ihrer halbautomatischen Waffen hörte man das metallische Klatschen, mit dem die Geschosse Löcher in das Autoblech schlugen.
    »Runter!«, rief Levasseur und warf sich auf den Boden. Die anderen folgten seinem Beispiel.
    Einer der beiden Männer erreichte gerade eine Gruppe Bäume, um dahinter Deckung zu suchen, als er plötzlich einen halben Meter zur Seite geschleudert wurde. Das Geschehen lief vor Peters Augen wie in Zeitlupe ab: Er sah, wie der Mann von einer unsichtbaren Wucht getroffen den Boden für einen Augenblick unter den Füßen verlor, wie sich der Kopf zur Seite neigte und ein dunkelroter Sprühregen auf der anderen Seite des Schädels herausschoss. Wie in einer grausamen Inszenierung von Schrödingers Katzenexperiment, nahm Peter jenen undefinierbaren, endlosen Zeitpunkt wahr, in dem der Mann auf der Schwelle zwischen Leben und Tod zu verharren schien, wie sein Herz noch pumpte, seine Nerven und Muskeln noch arbeiteten; er hing wie eingefroren in der Luft, umklammerte dabei seine Waffe. Und dann schlug der Körper wie ein Klumpen Schlachtfleisch zu Boden. Peter wandte den Blick ab.
    »Bleiben Sie bloß alle liegen«, raunte der Förster.
    Der andere Mann schien die rettenden Bäume erreicht zu haben, denn von ihm war keine Spur zu sehen.
    Einen Augenblick lang blieb es ruhig.
    »Was waren das für Leute?«, fragte Peter.
    »Ich schätze, das waren die angekündigten Söldner von Fauvel«, meinte Patrick.
    »Wie sind die durch die Absperrung gekommen?«, fragte Peter.
    In diesem Moment wurde der Wagen erneut unter Beschuss genommen. Diesmal war das Feuer aus mehreren Richtungen des umliegenden Waldes zu hören. Ganz offensichtlich hatte der Bürgermeister mehr als nur zwei Söldner angeheuert.
    Zwei weitere Geländewagen kamen nun aus dem Wald und bildeten mit dem ersten einen Wall. Wieder öffneten sich Türen, und diesmal strömten jeweils sechs Männer heraus und verteilten sich.
    »Stellen Sie das Feuer ein!«, war kurz darauf eine Stimme über Megafon aus Richtung der Autos zu hören. »Wir gewähren Ihnen freien Abzug, wenn Sie das Feuer einstellen und hervortreten!«
    Als Antwort wurden nun auch die neu angekommenen Wagen mit Salven bedeckt. Glassplitter prasselten auf den Boden, Reifen wurden zerfetzt.
    Plötzlich ertönte ein Fauchen, und über die Lichtung flog ein kolossales Geschoss. Unverhältnismäßig langsam für seine Größe, zog es von den Wagen kommend eine Spur aus Rauch hinter sich her und verschwand zwischen
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