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Projekt Babylon

Titel: Projekt Babylon
Autoren: Andreas Wilhelm
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gezwängt und den dahinter verborgen liegenden, breiteren Teil der Kluft erreicht hatten, fühlten sie sich wieder etwas sicherer.
    Peter spürte, wie sich etwas in ihm ausbreitete, ohne dass er dagegen ankämpfen konnte. Er lehnte sich einen Augenblick an die Felswand und atmete tief durch. Kalter Schweiß brach aus ihm heraus, er zitterte.
    »Peter«, sagte Stefanie. »Sie sehen aus wie eine Leiche! Setzen Sie sich einen Augenblick hin!«
    »Hat er zu viel Blut verloren?«, fragte Patrick.
    »Nein«, sagte Stefanie. »Das kann nicht sein. Wahrscheinlich der Schock.«
    In diesem Augenblick beugte sich Peter abrupt nach vorn und erbrach sich unter Krämpfen. Als er wieder aufsah, reichte ihm Stefanie ein Taschentuch. Er wischte sich den Mund ab und atmete einige Male tief durch. »Es geht gleich wieder«, sagte er halblaut.
    Es dauerte mehrere Minuten, bis seine Übelkeit verging. Er fragte sich, ob Patrick ihn wohl jetzt für einen ausgesprochenen Schlappschwanz hielt, und ob es normal war, dass man nach einem Streifschuss gleich einen Kreislaufzusammenbruch bekam und sich übergeben musste.
    »Wir können weiter«, sagte er schließlich.
    »Sind Sie sicher?«
    »Ja, bestimmt. Es wird schon gehen.«
    So setzten sie ihren Weg fort. Wie der Förster versprochen hatte, war es nicht nötig, zu klettern, dennoch war der mit Geröll übersäte, stetig ansteigende Untergrund so unwegsam, dass sie Peter stützen mussten und nur sehr langsam vorankamen. Eine gute Stunde und mehrere Verschnaufpausen später, erreichten sie einen steinernen Vorsprung, der wie ein schmaler Sims an der Felswand entlangführte.
    »Dieser Weg führt zur Vorderseite des Berges und kommt oberhalb des Höhleneingangs heraus«, erklärte der Förster. »An einigen Stellen wird er sehr schmal, also immer dicht an der Wand halten!«
    »Man wird uns von unten sehen können«, sagte Patrick.
    »Richtig. Deswegen ab jetzt leise und ganz langsam! Und immer den Wald unter uns absuchen.«
    Angeführt vom Förster, beschritten sie den Pfad. Als Zweiter folgte Patrick, dann Peter und schließlich Stefanie. Ihre Aufmerksamkeit war besonders darauf gerichtet, dass der Engländer vor ihr nicht das Gleichgewicht verlor. Mehrfach blieben sie auf sein Zeichen hin stehen und pressten sich so gut es ging an den Felshang, während Levasseur um eine Ecke herum oder in die Tiefe spähte. Aber es war niemand zu sehen, keine Spur irgendeiner Aktivität auszumachen.
    »Anscheinend sind sie noch alle im Lager«, sagte Patrick. »Wir haben eine gute Chance, unbemerkt in die Höhle zu kommen!«
    »Sie ist jetzt direkt unter uns«, erklärte Levasseur. »Sehen Sie: Dort ist das Seil für den Aufstieg. Da vorne können wir runter.«
    Unter den Anweisungen des Försters kletterten sie auf den Absatz, der sich nur wenige Meter unter ihnen befand. Für Peter, der sich nur mit einer Hand abstützen und festhalten konnte, war es eine schweißtreibende Angelegenheit, die seine volle Konzentration erforderte. Er fühlte sich wie eine Fliege im Spinnennetz, nahezu hilflos und offensichtlich schutzlos allen Blicken ausgeliefert. Unter ihm gab ihm Patrick Hilfestellung, während Stefanie über ihm darauf bedacht war, ihn zur Not festhalten zu können. Als er schließlich mit beiden Beinen auf dem Absatz vor dem Höhleneingang stand, war ihm klar, dass er diesen Weg niemals zurückgehen könnte.
    »Das Stahltor ist verriegelt«, erklärte Levasseur, der in der Zwischenzeit den Eingang untersucht hatte.
    »Das macht nichts, wir haben einen Schlüssel dafür«, sagte Patrick. Er ging zum Schott, fummelte herum, nur, um einige Augenblicke später seinen Sicherheitsschlüssel wütend auf den Boden zu werfen. »So ein Dreck!«, fluchte er.
    »Man kann doch nicht innerhalb von einer Nacht mal eben dieses Schloss austauschen«, meinte Peter mit Blick auf die massive Konstruktion.
    »Nein, aber den verdammten Code, der im Schloss gespeichert ist«, sagte Patrick. »Wir leben leider im einundzwanzigsten Jahrhundert.«
    »Keine Bewegung!«, ertönte plötzlich eine Stimme von unten. Sie sahen auf die Lichtung am Fuß des Hanges unter ihnen. Dort standen zwei Ranger, die ihre Waffen auf sie richteten. »Kommen Sie sofort herunter! Und Sie, legen Sie Ihr Gewehr dort auf den Boden!«
    Die Forscher sahen sich an. »Sieht schlecht aus«, meinte Patrick. »Wir könnten uns vielleicht hier verschanzen...«
    »Ich für meinen Teil habe genug«, widersprach Peter. »Wenn Sie die Belagerung und das Gemetzel
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