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Projekt Babylon

Titel: Projekt Babylon
Autoren: Andreas Wilhelm
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kennen Sie auch den ›Kreis von Montségur‹?«, fragte Peter.
    »Das Symbol auf dem Boden?«, antwortete Elaine. »Natürlich. Es ist ja nichts anderes als der symbolische Plan der Kaverne. Und um das zu wissen, muss ich noch nicht einmal dringewesen sein.«
    Peter sah zu Patrick hinüber, der nicht mit der Wimper zuckte, dem aber sicher ebenfalls nicht entgangen war, dass Elaine damit offenbar nur die halbe Wahrheit kannte.
    »Nun, genug geplaudert. Ich werde jetzt in die Höhle gehen, und ich muss natürlich dafür sorgen, dass Sie keine Dummheiten anstellen werden. Deswegen werde ich Sie mit in den Durchgang nehmen. Das Sanatorium Henry Taloir ist bereits auf neue Gäste vorbereitet. Für irgendetwas muss Ihr Honorar ja auch verwendet werden. Und was Sie angeht, Frau Krüger, von Ihnen muss ich mich jetzt schon verabschieden.«
    Sie drückte ab. Stefanie wurde nach hinten geschleudert, fiel zu Boden und blieb regungslos liegen.
    »NEIN!«, schrie Patrick und wollte losspringen, doch Elaine presste ihm die Pistole gegen den Bauch. »Lassen Sie das«, sagte sie.
    Blitzschnell drehte er sich zur Seite und schlug dabei Elaines Hand nach oben. Ein Schuss löste sich und pfiff an seinem Ohr vorbei. Noch einmal schlug er nach ihrem Handgelenk, und dieses Mal schmetterte er die Pistole aus ihrer Hand. Ohne sich weiter um die Frau zu kümmern, stürzte er auf Stefanie zu und kniete sich neben sie. » Mon dieu! «, brachte er hervor und streichelte ihr Gesicht. Unter ihr bildete sich bereits eine Blutlache.
    Peter stand noch immer fassungslos da, während Levasseur Elaines Pistole aus einer Pfütze fischte, sie begutachtete und hektisch versuchte, den Schlamm aus der Mündung zu schütteln. Schließlich warf er sie jedoch frustriert weg.
    Patrick sah zu ihm herüber. Er hatte Tränen in den Augen. »Suchen Sie eine der Waffen, die die Söldner im Wald gelassen haben! Und schießen Sie diese verdammte Hure über den Haufen!«
    Levasseur rannte zum Waldrand.
    Peter sah sich um.
    Elaine de Rosney war in Richtung des Berghangs weggerannt und befand sich bereits auf halber Höhe des Aufstiegs.
    » Shit! «, rief er. »Patrick! Wir kriegen sie nicht rechtzeitig! Laufen Sie ihr hinterher! Ich kann es nicht!«
    Patrick wollte gerade etwas erwidern, als Stefanie ihre Augen aufschlug. Patrick schrak zurück.
    »Ich kümmere mich darum«, sagte sie mit ruhiger Stimme und erhob sich.
    Fassungslos und unfähig, sich zu rühren, starrte Patrick Stefanie nach. Sie war aufgestanden und lief mit großen Schritten zum Hang.
    »Aber sie ist tot!«, brachte Patrick schließlich atemlos hervor.
    »Das kann einfach nicht sein...«, sagte Peter und sah Stefanie entgeistert zu, wie sie am Seil hinaufkletterte, als sei nichts geschehen. In der Zwischenzeit hatte Elaine das Gewehr des Försters aufgehoben und machte sich gerade an der Stahltür zu schaffen.
    »Ich hab eine!«, hörten sie Levasseur aus dem Wald rufen, und kurz darauf kam er mit einer der Waffen auf die Lichtung gerannt. Doch in diesem Augenblick verschwand Elaine bereits aus dem Sichtfeld.
    »Was ist denn das?!«, fragte der Förster ungläubig, als er Stefanie entdeckte.
    »Ich habe keine Ahnung...«, sagte Patrick. Dann verschwand sie ebenfalls in der Höhle.
    Die drei Männer blieben allein auf der Lichtung zurück, starrten nach oben und ahnten nicht, was passieren würde.
    Sie erwarteten, Rufe zu hören, Schüsse oder Geschrei, aber es blieb ruhig. Eine unheimliche Stille umfing sie.
    Weder Wald noch Wind machten irgendein Geräusch.
    Sie hörten sich atmen, hörten das Blut in ihren Ohren pulsieren.
    Und plötzlich geschah es.
    Flirrende, ringförmige Wellen bildeten sich in der Luft vor dem Berghang, und plötzlich schoss gleißendes blaues Licht aus dem Fels. Eine unsagbare Kraft hatte sich ihren Weg ins Freie gebrochen. Nur einen Lidschlag später erreichte die Männer das Toben einer gewaltigen Explosion, die Druckwelle schlug ihnen mit voller Wucht entgegen und schleuderte sie rückwärts zu Boden. Hoch über ihnen sahen sie das aus der Verankerung gerissene Stahlschott wie eine Spielkarte durch die Luft wirbeln.
    Der Boden unter ihnen vibrierte, der ganze Berg vor ihnen zitterte und grollte. Dann bewegte er sich, schien sich in der Mitte ein Stück nach vorne zu beugen. Geröll löste sich.
    »Los, weg hier!«, rief Patrick. Er sprang auf, riss Peter am gesunden Arm hoch, und sie stürmten über die Lichtung in Richtung der Wagen und der Bäume.
    Das Rumoren im Berg
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