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Projekt Atlantis

Titel: Projekt Atlantis
Autoren: Andreas Wilhelm
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diese Weise hatte er die wahrscheinlichste Lage der Mission ermitteln können, die nie gefunden wurde und die inzwischen vergessen war. Und diese Daten hatte er als Zielkoordinaten verwendet. Möglich, dass er sich dabei verschätzt oder vermessen hatte, aber das würde er den beiden Scouts natürlich nicht auf die Nase binden.
    Wie jeden Morgen gab es neben dem Kaffee eine im Feuer aufgewärmte Dose mit Eintopf. Es war bei Weitem nicht die Art von Frühstück, wie Patrick es sich wünschte. Genau genommen hatte er direkt nach dem Aufstehen überhaupt keinen Hunger. Aber der Marsch durch den Dschungel war kräftezehrend, und spätestens in einer Stunde würde er froh sein, etwas im Magen zu haben.
    Sie brachen auf, als die ersten Sonnenstrahlen in den Baumkronen glänzten und der Wald schon kurze Zeit später schwülen Dunst zu schwitzen begann. Das allgegenwärtige, lautstarke Zirpen der fremdartigen Insektenwelt umhüllte sie, schrille Vogelstimmen begleiteten sie und immer wieder das unwirkliche Geschrei der Brüllaffen in den Wipfeln. Patrick ließ die Scouts mit ihren Macheten vorangehen. Sie erkannten und schafften die leichtesten Durchgänge in dem so dicht verflochtenen Wald, dass ein Unkundiger darin verzweifelt wäre. Stellenweise war der Übergang zwischen Unterholz, Lianen und Bäumen nicht auszumachen, es war nicht immer klar, ob sie sich noch am Boden bewegten oder zwischen den starren Luftwurzeln der Würgefeigen. Die Scouts mieden Pflanzen, deren Stacheln giftig waren, und sie vertrieben einige der Schlangen, die sich erschreckend häufig zwischen den Ästen fanden. Die meisten Tiere ließen sie jedoch unbehelligt, da sie angeblich ungiftig waren. Patrick hoffte, dass sie recht hatten. Er war kein Biologe oder Fachmann für die Tierwelt des Regelwalds. Im Grunde hatte er mit einer solchen Menge an Natur – und mehr Natur als hier war kaum möglich – gar nichts am Hut. Tatsächlich war er gelernter Ingenieur, kein Naturbursche. Aber er verfügte über ein gewisses pragmatisches Geschick und einen zumeist untrüglichen Instinkt. Das war der Grund, weshalb er sich nicht scheute, Expeditionen zu unternehmen. Nachdem er zu Beginn dessen, was andere vielleicht als Karriere bezeichnet hätten, was aber nicht mehr war, als eine zufällige Entwicklung, einige archäologische Untersuchungen mit seiner technischen Expertise unterstützt hatte, war er zu dem Schluss gekommen, sein Wissen und seine Fähigkeiten besser selbstständig einzusetzen. Er hatte mit Forschungsrobotern gearbeitet und antike Ruinen untersucht, wenngleich nicht immer mit offizieller Genehmigung. Aber so hatte er einige aufsehenerregende Funde gemacht. Eine Zeit lang hatte er mit dem Gedanken gespielt, das sagenhafte Goldland Eldorado zu finden, aber er war an der Suche nach risikofreudigen Geldgebern gescheitert. Bis er den Professor kennengelernt hatte. Gemeinsam mit dem Geschichtsprofessor Peter Lavell hatte er zwei Projekte unternommen, die ihn für lange Zeit abgelenkt hatten. Nun waren zwei Jahre vergangen, und es hatte ihn in den Fingern gejuckt, erneut etwas zu unternehmen. Nichts Großes, keine Suche nach Eldorado, aber endlich einmal wieder einen handfesten Schatz. Etwas, das ihm gemeinsam mit dem Professor immer verwehrt worden war. Nun ging es um die Schätze des Padre Guilherme, und noch an diesem Abend wollte er die Mission gefunden haben.
    Es war später Nachmittag, als sie die Zielkoordinaten erreichten. Der GPS-Empfänger wies mit einem Signal darauf hin, dass sie sich nun mit der zu erwartenden Abweichung von einigen Metern am Zielort befanden. Diese Genauigkeit war natürlich trügerisch. Patrick rief den Führern zu, dass sie anhalten sollten, und blickte sich um. Der Wald sah nicht anders aus als zuvor, und auch in den letzten Stunden hatte er keine auffälligen Strukturen entdeckt.
    »Wir sind jetzt ganz in der Nähe«, erklärte er. »Nähere Daten gibt es nicht, jetzt müssen wir die Augen offen halten. Der Ort, den wir suchen, ist vor vierhundert Jahren verlassen worden. Zeit genug, für einige Generationen von diesen Urwaldriesen, um ihn zu überwachsen. Eine Lichtung werden wir also nicht finden. Es war keine große Mission. Es gab ein paar Hütten, von denen aber sicher keine Spuren mehr da sein werden, und ein Haupthaus, das aus Stein gebaut war. Es ist also denkbar, dass wir Mauerreste finden. Ach ja, und in der Nähe muss sich eine Cenote befinden. Eine sehr kleine.«
    Besonders für den letzten Hinweis
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