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Projekt Atlantis

Titel: Projekt Atlantis
Autoren: Andreas Wilhelm
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rieb sich den Nacken. Wetterkunde hatte er schon in der Ausbildung gehasst. Nun waren zwar die Visualisierungsmethoden fortschrittlicher geworden, aber das machte die Materie nicht wesentlich interessanter. Also schön, kein Unwetter im fraglichen Zeitraum, gut, weiter!
    »Ich vergrößere nun den entsprechenden Ausschnitt. Dies entspricht etwa einer Höhe von fünfzehn Meilen, und wenn ich Ihre Aufmerksamkeit nun auf die überlagerten Daten aus dem Frequenzfilter-Scan lenken darf...«
    An dem Mann ist ein Dozent verloren gegangen, überlegte Walters.
    »...dann erkennen Sie hier einen grauen Fleck im Wasser. Das ist eine Weißwasserzone, sehen Sie? Und in den nächsten dreißig Minuten wurde sie beständig größer.«
    »Hören Sie«, sagte Walters, »das ist ja alles ganz interessant, aber es wäre wohl kein Code fünfzig, wenn da nicht auch irgendwo ein Boot gewesen wäre, oder? Kommen Sie zum Punkt.«
    »Ja, natürlich, Sir. Es geht um dieses Schiff hier.« Eine Route wurde eingeblendet, an deren Ende ein kleiner Kreis zu erkennen war. »Es war ein Trawler.«
    »Ein Trawler?!« Walters stöhnte innerlich. Das blieb sicher nicht unbeachtet und konnte möglicherweise Ärger bedeuten.
    »Ja, Sir. Ein kubanischer Trawler, um genau zu sein. Wir haben die Daten geprüft und festgestellt, dass er in den letzten Tagen in diesem Gebiet gekreuzt ist. Dabei hat er aber nicht gefischt. Allerdings haben wir Sonarechos aufgefangen. Wir gehen davon aus, dass es sich um eines dieser umgebauten Schatzsucherschiffe gehandelt hat.«
    »Gute Arbeit«, sagte Walters und war erleichtert. In der Regel interessierte sich niemand dafür, was mit solchen privaten Schiffen passierte. Und mit kubanischen Schatzsuchern schon gar nicht. »Was ist dann passiert?«, wollte er wissen.
    »Nachdem das Schiff in die Weißwasserzone geraten war, ist es keine fünfzehn Minuten später vom Radar verschwunden.«
    »Gesunken?«
    »Vermutlich ja, Sir.«
    »Notrufe?«
    »Keine, Sir.«
    »Gut, danke.« Walters erhob sich. Und dafür der ganze Aufstand, dachte er. Andererseits war es Teil des Protokolls. Glücklicherweise waren die Umstände so gelegen, dass er nicht weiter tätig werden musste. »Behalten Sie das Gebiet im Auge«, wies er den Unteroffizier an, »und melden Sie mir weitere Vorkommnisse, die damit in Zusammenhang stehen. Sie wissen, was Sie für einen Bericht zu schreiben haben?«
    »Top Secret, Sir.«
    »Gut. Wegtreten.«
     
    Atlantik, etwa achtzig Seemeilen nördlich von Great Abaco Island, Bahamas
     
    Als González die Wellen durchbrach, sog er gierig Luft ein, bevor er erneut unter Wasser gezogen wurde. Er wurde herumgewirbelt, unfähig, oben und unten zu unterscheiden. Um ihn herum war ein tobendes Chaos aus Luftblasen, Schaum und Wrackteilen. Als Einziger der Besatzung hatte er sich keine Schwimmweste angezogen, aber es hätte ihm auch wenig geholfen: Er würde im Strudel der Trümmer so lange mitgerissen werden, bis er ertrank. Etwas rammte ihn seitlich, und er griff danach. Es war rau und splittrig, ein großer Holzbalken oder etwas Ähnliches. Er krallte sich fest und zog den Kopf ein, als er zusammen mit dem Holzstück von einer Strömung erfasst wurde. Dann war er wieder an der Oberfläche und schnappte nach Luft. Für einen Augenblick meinte er die Juanita in der aufgewühlten See tanzen zu sehen, aber er täuschte sich. Er klammerte sich fester an das Holz und sah sich vorsichtig nach allen Seiten um. Noch immer regnete es, und der Wind riss die Spitzen der Schaumkronen ab, aber der Sturm hatte schon deutlich nachgelassen, und auch das Meer beruhigte sich. Das unwirkliche Leuchten war verschwunden und mit ihm das weiße Brodeln. Über das Wasser trieben Tanginseln, aus denen hölzerne Überreste und anderer Unrat herausstanden. Von der Juanita war nirgendwo etwas zu sehen.
    González entdeckte in einiger Entfernung eine größere Ansammlung von Treibgut. Er strampelte mit den Beinen, um sein Holzstück im Wasser zu wenden und manövrierte sich schließlich zu dem Haufen. Es waren mehrere ineinander verkeilte Balken, mit Seegras und Blasentang zu einem dichten Gespinst verwoben.
    Er rettete sich auf das behelfsmäßige Floß. Es schwankte und verschob sich unter ihm, aber es hielt. Auf dem Bauch liegend begann er, die Konstruktion zu verbessern. Er zog lange Streifen hellbraunen und schwarzen Tangs zwischen den Ritzen hervor und verwob sie mit anderen. Er griff nach hölzernen Stangen und Resten von Brettern und schob sie so
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