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Profit

Profit

Titel: Profit
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Haaren, die erste Anzeichen von Grau aufwiesen. Er hatte rötliche Hände mit stumpfen Fingern, sein Anzug war ein Susana-Ingram-Original, das wahrscheinlich so viel gekostet hatte wie das ganze ursprüngliche Chassis des Saabs, und der Körper, der darin steckte, sah aus, als würde er sich gut in einem Boxring machen. Die Gesichtszüge waren eher grobschlächtig, und unter dem rechten Auge war eine lange, gezackte Narbe zu sehen. Die Augen blickten hell und lebhaft. Allein das sie umgebende feine Faltennetz lieferte einen Hinweis darauf, dass Notley bereits siebenundvierzig Jahre zählte. Chris, der durch den lichterfüllten, in Pastelltönen gehaltenen Empfangsbereich auf ihn zuging, fand, dass er aussah wie ein Troll auf Ferien im Elfenland.
    Sein Händedruck war, wie nicht anders zu erwarten, knochenbrecherisch.
    »Chris. Großartig, Sie endlich mit an Bord zu haben. Kommen Sie rein. Ich möchte Sie einigen Leuten vorstellen.«
    Chris entwirrte seine Finger und folgte dem breiten Trollrücken quer durch den Raum zu einer niedriger gelegenen Mittelebene, wo sich ein breiter Couchtisch, ein rechtwinkliges Sofapaar und ein »Sitzungsleiter«-Sessel befanden, Letzterer unübersehbar ein Einzelstück. An den Enden des einen Sofas saßen ein Mann und eine Frau, beide jünger als Notley. Chris’ Blick richtete sich automatisch auf die Frau, eine Sekunde bevor Notley den Mund aufmachte und in ihre Richtung deutete.
    »Das ist Louise Hewitt, Abteilungsleiterin und geschäftsführende Partnerin. Sie ist der eigentliche Kopf hinter dem, was wir hier machen.«
    Hewitt streckte sich aus dem Sofa heraus, um ihm die Hand zu reichen. Sie war eine attraktive, üppig gebaute Frau von Ende dreißig und tat einiges dafür, es nicht zu zeigen. Ihr Kostüm sah nach Daisuke Todoroki aus – strenges Schwarz, geschlitzter, bis zu den Knien reichender Fahrerrock und ein eckig geschnittener Blazer. Ihre Schuhe hatten keine nennenswerten Absätze. Ihre langen dunklen Haare waren zu einem Knoten zurückgebunden, sodass der Blick frei war auf die blassen Gesichtszüge und das mit äußerster Zurückhaltung aufgetragene Make-up. Ihr Händedruck verfolgte nicht die Absicht, irgendetwas zu beweisen.
    »Und dies hier ist Philip Hamilton, für die Abteilung zuständiger Juniorpartner.«
    Chris wandte sich dem trügerisch weich wirkenden Mann am anderen Ende des Sofas zu. Hamilton hatte ein schwach ausgeprägtes Kinn und einen mächtigen Bauch, was ihn konturenlos, ja schlampig erscheinen ließ, aber seinen blassblauen Augen entging nicht das Geringste. Er blieb sitzen, entbot aber eine feuchte Hand und einen gemurmelten Gruß. In seiner Stimme schwang eine vorsichtige Abneigung mit, fand Chris.
    »Also dann«, sagte Notley in jovialem Tonfall. »Ich bin hier im Grunde nicht viel mehr als eine Galionsfigur, daher übergebe ich erst einmal an Louise. Setzen wir uns doch alle, und möchten Sie vielleicht etwas zu trinken?«
    »Grünen Tee, wenn Sie haben.«
    »Selbstverständlich. Ich denke, wir nehmen gleich eine Kanne. Wäre ein Gu Zhang Mao Jian Ihnen recht?«
    Chris nickte beeindruckt. Notley ging zu dem großen Schreibtisch bei einem der Fenster und betätigte eine Sprechanlage. Louise Hewitt saß in makelloser Haltung auf ihrem Platz und blickte zu Chris herüber.
    »Ich habe viel von Ihnen gehört, Faulkner«, sagte sie neutral.
    »Großartig.«
    Immer noch neutral: »Nun, vielleicht nicht ganz. Es gibt da ein oder zwei Punkte, die ich gern klären würde, wenn es Ihnen nichts ausmacht.«
    Chris breitete die Hände aus. »Nur zu. Ich arbeite jetzt hier.«
    »Ja.« Das dünne Lächeln verriet, dass ihr die Retourkutsche nicht entgangen war. »Nun, vielleicht könnten wir mit Ihrem Fahrzeug anfangen. Wie ich höre, haben Sie den Firmenwagen ausgeschlagen. Haben Sie etwas gegen das Haus BMW?«
    »Na ja, meines Erachtens haben die Konstrukteure die Tendenz zu überrüsten. Davon abgesehen, nein. Es war ein äußerst großzügiges Angebot. Aber ich besitze mein eigenes Fahrzeug, und ich würde, sofern es für Sie keinen Unterschied macht, gern bei dem bleiben, was ich kenne. Man fühlt sich einfach wohler damit.«
    »Spezialanfertigung«, sagte Hamilton, als sei dies der Fachausdruck für eine psychische Funktionsstörung.
    »Was?« Notley war wieder da, setzte sich wie erwartet in den Sessel. »Ach, Ihr Auto, Chris. Ja, ich hörte, Sie sind mit der Frau verheiratet, die es zusammengebaut hat. Das stimmt doch, oder?«
    »Ja, das stimmt.« Chris
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