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Professionelle Intelligenz - worauf es morgen ankommt

Professionelle Intelligenz - worauf es morgen ankommt

Titel: Professionelle Intelligenz - worauf es morgen ankommt
Autoren: Gunter Dueck
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sich und streiten um die reine Lehre. Später gibt es schon gute Ansätze für das Neue, mit dem man nun die frühen Pragmatiker umwirbt. Bei solchen Diskussionen stehen immer wieder kategorische Neinsager auf und »verderben« in gewisser Weise die Auseinandersetzung, die sie ja auch wirklich abwürgen wollen. Derzeit wird auf Konferenzen fast jede Internetzukunft von Neinsagern mit »Das ist nicht sicher! Die Daten werden missbraucht!« blockiert.
    In einer solchen Frühphase sind wir auch in unserer Bildungspolitik. Junge Digital Natives träumen von den ungeheuren Möglichkeiten, die das Internet schafft. Junge Idealisten wollen die Befreiung vom Menschenbild X. Die meisten Eltern zweifeln am praktischen Wert von Internet und Idealismus, sind aber grundsätzlich aufgeschlossen. Es gibt jedoch noch viele ganz finstere Neinsager, die das Menschenbild X eben als biologisches Schicksal sehen, gegen das nur Fantasten andiskutieren könnten.
    Wenn sich überhaupt etwas bewegen soll, muss die aufgeschlossene pragmatische Menge »mitmachen«. Das vergessen die Digital Natives und die Idealisten sehr oft, oder sie wissen es nicht. Deshalb bleiben sie zu sehr in Richtungskämpfen unter sich.
    Ich weiß es ja, dass es nur mit den Aufgeschlossenen geht, ich musste das bei meinen Innovationen bei IBM mühevoll lernen. Wenn ich deshalb selbst etwas tun will, dann denke ich viel, viel mehr über die pragmatischen Aufgeschlossenen nach als über die genauen Ideale und technologischen Prinzipien. Das wird dann aber von den Early Adopters übelgenommen, die Angst um die reine Lehre bekommen! Egal, denke ich mir. Wie kann man die Gruppe der Aufgeschlossenen verbreitern? Mit Zahlenbeweisen.
    Tests etablieren
    Um viele Argumente für eine aufgeschlossene Mehrheit zu bekommen, würde ich Tests für alle möglichen Teilintelligenzen und insgesamt für die Professionelle Intelligenz entwickeln und viele Kinder in deren Lebensverlauf testen. Es gibt ja schon unendlich viele IQ-Tests, derzeit auch schon immer mehr EQ-Tests und auch Tests auf Kreativität. Die Ergebnisse scheinen für einzelne Testpersonen sehr unterschiedlich zu sein. Das sage ich ja! Es gibt ganz verschiedene Begabungen und Professionalitätstypen!
    Damit so etwas nicht unendlich zerredet werden kann, brauchen wir am besten gleich dazu Fernsehsendungen, wie es sie ja rund um den IQ schon gibt.
    Wir müssen mit nackten Zahlen beweisen, dass unser Bildungssystem durch die einseitige Betonung von IQ-Relevantem die anderen Intelligenzen eher vernichtet als fördert.
    Zum Beispiel sind Kinder im Vorschulalter hochkreativ, das sieht doch jeder! Und sie sind auch sehr lieb und verständig. Sie scheinen eine hohe vitale Energie zu haben und ziemlich viel VQ (vitale Intelligenz).
    Dann aber beordern wir sie auf Schulstühle zum Stillsitzen und Gehorchen und füttern sie mit Fachwissen. Sie lernen Regeln, die das kreative Denken einengen. Sie bekommen eiserne Bescheide der Art »Du verstehst noch nicht, wozu es gut ist!«. Die verschütten in ihnen das Gefühl für die Sinnfragen. Der MQ wird nicht zum Sinn für Sinn entwickelt. Die Neugier wird durch den strengen Lehrplan stark beschränkt. Man erwartet allerdings, dass alle Kinder neugierig auf das sind, was der Lehrplan bietet – alles andere wird untersagt. Echte Neugier hat keinen Platz, es ist nie Zeit dafür. Neugier ist Leidenschaft für das Unerwartete! Nicht Pflicht zum Interesse für Vorgekautes. »Seid neugierig auf den nächsten Schulstoff!« ist so hohl wie die Ansprache Ihres Chefs: »Zeigt tief empfundene Leidenschaft für das Steigern des Aktienkurses! Ihr müsst bei der Arbeit immer begeistert die Zufriedenheit vor Augen haben, wie die Aktionäre über euch lächeln!«
    Wirkliches Testen im Lebensverlauf bei vielen Kindern wird enthüllen, dass der Fokus auf die reine Intelligenz die Entfaltung aller anderen Intelligenzen nicht gerade fördert – und sogar, wie ich fest überzeugt bin, in beängstigendem Ausmaß vernichtet. Kinder mit starkem CQ und VQ können leicht als hyperaktiv und krank zum Arzt geschickt werden. Alle, die IQ-Entwicklung langweilig finden, weil es ihren Begabungen nicht entspricht, werden gnadenlos fallen gelassen. »Du gehörst nicht auf ein Gymnasium.« Attraktive Intelligenz, also die zum Verkaufen und zum Verführen, wird ebenso diffamiert – diesmal als schnöde Manipulationskunst, was sie ja auch sein kann. Sinn kommt auch in der Schule vor, aber nicht als gefühlter Sinn, sondern
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