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Professionelle Intelligenz - worauf es morgen ankommt

Professionelle Intelligenz - worauf es morgen ankommt

Titel: Professionelle Intelligenz - worauf es morgen ankommt
Autoren: Gunter Dueck
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Erziehern, Lehrern und Managern immer wieder zum simplen Menschenbild X führt?
    Wie kommen wir über den Tipping Point zu Theorie P? Wird es überhaupt gelingen? Wenn ja, muss ich etwas tun? Oder reicht es für mich, nur lange zu warten (und drüber zu sterben), weil die digitale Zeit ja von selbst in die Richtung der Theorie P will? Ich bin aber doch ungeduldig!
    Zwischen »Das geht gar nicht!« und »Das gibt es schon!«
    Im Augenblick steht die ganze Veränderungsdiskussion zwischen zwei großen Fronten. In der Theorie der Innovation kennt man die Fachbegriffe »Early Adopter« (ein frühzeitiger Nutzer von etwas Neuem), die »Early Pragmatic Majority« (die pragmatische Mitte der Menschen, die etwas Neues annehmen, sobald es nützt) und die »Late Majority« (die Menschen, die unter sanftem Druck dann schließlich mitmachen oder auch nur, weil es jetzt alle machen).
    Die ganze Bildungsdiskussion, um die es mir in diesem Buch geht, ist eindeutig noch in der Early-Adopter-Phase. Eine Minderheit von Menschen, meist echte Y- oder P-Menschen, übertrumpft sich mit Vorschlägen für die neue Zeit. Viele Bildungsdiskussionen sind absurd idealistisch. Reine Idealisten meinen, unbedingte Liebe oder kostenloser Internetzugang für Kinder würden das Problem sofort lösen. Dabei ist doch eine lange ernsthaft betriebene professionelle Erziehung erforderlich! Dann gibt es viele Technologen oder kleine Firmen, die schon Lernsoftware entwickelt haben und diese wie eine Wunderdiät anpreisen. Wenn ich zum Beispiel ein großes Internetportal für Bildungsinhalte fordere oder Superluxussprachkurse für alle, dann schallt mir von überall her ein lautes »Das gibt es schon!« entgegen. »Schauen Sie einmal unter diesem Link! Alles schon da!«
    Die vielen Early Adopter wollen natürlich alle ihre eigene Idee gleich zum allgemeinen Standard unserer Zukunft machen. Klar, davon bin auch ich nicht frei, wenn ich hier Professionalität propagiere. Ich möchte Theorie P für alle. Es gibt schon ganz schön viele Early Adopter in der Gesamtbevölkerung, und sie alle wollen mehr Bildung, mehr Internet, neue Kulturen oder mehr Freiheit von ökonomischen Zwängen. Alles ist schon von irgendwem überdacht worden. Jede neue Idee »gibt es schon«. Und unterschwellig sagt ja jeder: »Nehmt meine Idee! Meine !«
    Auf der anderen Seite steht eine Menge von solchen Menschen, die eigentlich aufgeschlossen sind, sich aber von dem Wirrwarr der vielen verschiedenen Vorschläge ganz erschlagen fühlen. Sie erheben Einwände, die in etwa wie »Das geht nicht, weil!« klingen. Diese Einwände beziehen sich meistens darauf, dass die Vorschläge nicht ausgegoren erscheinen und bestimmte Schwierigkeiten machen. »Wir haben aber noch kein Internet. Das ist zu teuer. Da kann dann mein Kind nicht mithalten.« – »Wer bezahlt uns einen Computer? Der ist zu teuer, wir zahlen gerade einen Riesenplasmafernseher ab und brauchen noch ein Cabrio.« – »Dann sitzen die Kinder immer vor dem Bildschirm! Ist das nicht schädlich? Sie schauen doch jetzt schon mit uns zusammen fünf Stunden am Tag Fernsehen!« Die Neuerer regen sich über solche »klein gedachten« Einwände auf. »Sind euch das eure Kinder nicht wert? Warum ist Internet schädlich und Fernsehen nicht?« Aber die Einwände bleiben hartnäckig bestehen, ganz so, wie sie immer sind. Bei einem Unternehmen würde man sagen: »In dieser Form kauft der Kunde das Produkt nicht.« Und über das Unternehmen selbst könnte man denken, es sei nicht kundenzentriert.
    Bleiben wir in diesem Bild: Die Early Adopter nehmen zu wenig Rücksicht auf die frühe pragmatische Mitte und sie sind nicht kundenfreundlich. Sie liefern nicht, was die Masse will. Dann aber tut sich nichts!
    Es gibt ja auch noch die »späte Hälfte der Menschen«, die die Neuerungen eigentlich ganz ablehnt und erst viel später Neues akzeptiert, nämlich wenn es die erste Hälfte schon hat. Die pragmatischen Aufgeschlossenen kommen immer mit: »Das geht nicht, weil!« Die späte Mehrheit aber argumentiert schärfer! »Es geht gar nicht. Es ist gefährlich.« Viele sind militant gegen das Neue und verteufeln es ganz und gar. »Das Internet ist wie Sodom und Gomorrha! Kinder werden nach Anlocken in Chats entführt! Unwissende werden mit Klingeltonabos ausgeplündert! Die Jugend wird politisch verführt!« Diese späte Hälfte hat starke Ängste, und sie ist ganz und gar nicht aufgeschlossen.
    Auf Tagungen sind die Early Adopter zumeist lange unter
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