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Private Dancer

Private Dancer

Titel: Private Dancer
Autoren: Peter Porsani
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zu machen und war so daran gewöhnt für schillernde Persönlichkeiten zu kochen, dass es mir fast schon egal war. Das soll nicht heissen, dass es mir keinen Spaß mehr machte. Ich hatte nur das Gefühl, dass ich zu Anfang von allem was sich mir bot, viel beeindruckter war als jetzt. Was wiederum bedeutete, dass ich mich komplett und noch besser als zuvor auf mein Kochen konzentrieren konnte. Wenn Baki beispielsweise mal wieder abends mit seinen Freunden oder seinen „Almost-Freunden“ (wie ich sie nannte) unterwegs war, dann blieb ich seit Neuestem auch einfach mal zuhause. Wenn er mit einem neuen Auto angefahren kam, freute ich mich kurz für ihn und war wieder in der Küche verschwunden, anstatt ihn auf seiner Spritztour zu begleiten. Diese kleine Veränderung war auch ihm aufgefallen, aber wir verstanden uns so gut, dass wir uns diesbezüglich gern neckten, wie wir das eigentlich immer taten. „Während du in der Küche gestanden hast, habe ich mit meiner neuen Karre vier Mädels aufgerissen und wurde zu Elton Johns Weihnachtsfeier eingeladen“, sagte er und tat dabei so, als würde er sein Spiegelbild höchst arrogant in einem kleinen Silbertablett bewundern. Daraufhin versteckte ich mein Lächeln, zog ein Messer aus dem Block, köpfte irgendein Gemüse das vor mir lag und sagte unbeeindruckt: „Wenn du das brauchst.“, und er drehte sich jetzt schnell weg damit ich nicht sah, wie er lachen musste. Manchmal konnte dieses Spiel aber auch ganz schön nerven, vor allem wenn er betrunken war und mal wieder nicht merkte, dass er viel zu weit gegangen war. Er wandelte auf Messers Schneide wenn es um die Grenze zwischen Spaß und Beleidigung ging. Nachdem ich ihm beispielsweise während eines Pancake talks erzählte, was für ein Tattoo ich mir gerne stechen lassen würde, nannte er mich für die gesamte Auftragszeit nur noch „Pocahontas“ und ich bereute, ihm die Bedeutung meines Motivs verraten zu haben. Aber im Grunde genommen mochte ich ihn immer noch und es war schwierig ihm böse zu sein, auch wenn mein Ärger über ihn und über sein Verhalten häufiger wurde. Trotzdem, es war der Baki, und auch wenn es für mich das normalste der Welt war, in seinem Haus ein und aus zu gehen, so war es für viele andere weiterhin ein Privileg. Aber immer mehr wurde mir klar, dass diese Menschen mit denen er zu tun hatte, es nicht besonders ehrlich mit ihm meinten. Er wusste das auch, wollte es aber nicht wahrhaben und schon gar nicht hören. Ich war nicht nur sein Angestellter wie Lucy und Rose, die Haushälterinnen. Sondern,  ich war gleichzeitig Teil seines Freundeskreises geworden. Es gab vielerlei Situationen, in denen ich zu Rate gezogen wurde, auch wenn ich aufgrund meiner Ehrlichkeit manchmal aneckte. Ich war nicht wie die anderen, die ihm den ganzen Tag nach dem Mund redeten, im Gegenteil, ich konnte manchmal sogar richtig sauer auf ihn sein, wenn er mal wieder den reichen Egoisten raushängen ließ. Oft hatte ich das Gefühl, dass er aber genau das an mir schätzte, auch wenn es ihm schwer fiel damit umzugehen. 
    Eine weitere Veränderung war, dass ich aufgrund meiner immer häufiger werdenden Abwesenheit auf den Partys viel mehr kochen musste als zuvor. Aber das war ja normal und der Grund, wofür ich überhaupt da war. Wenn die ganze Bande also in den frühen Morgenstunden von der Feier nachhause kam, wurde ich öfters mal aus dem Bett geklingelt um ein spätes Abendessen und gleichzeitig ein frühes Frühstück zu zaubern. Trotzdem, Baki kam immer zu mir in die Küche und wir redeten über alles was uns in den Sinn kam, während die anderen sich irgendwo im Haus am Büffet bedienten.
     
    An jenem, letzten Tag an dem ich für Baki arbeitete, hatte er sich von seiner Freundin getrennt. Charlotte war nicht nur wunderschön, sondern intelligent und so weit ich das beurteilen konnte, eine ehrliche Haut. Sie war die einzige seiner tausend Freundinnen, die ich über mehrere Aufträge an seiner Seite gesehen hatte und sie war auch die einzige, die ich richtig gut leiden konnte. Charlotte kam zu mir in die Küche und erzählte mir, dass sie jetzt gehen würde. Grund des Streits war mal wieder ihre Arbeit gewesen. Baki war es nicht gewohnt, dass seine Freundin eine erfolgreiche Geschäftsfrau war, die nicht auf jedem seiner Events glitzernd neben ihm stehen konnte, weil sie nun mal arbeiten musste.
    „Es reicht jetzt, Peter. Ich weiss zwar, dass er sich auch wieder beruhigt, aber ich bin nicht seine Mutter. Ich
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