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Private Dancer

Private Dancer

Titel: Private Dancer
Autoren: Peter Porsani
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dem Weg zum Koch. Die Drogentoten auf den Klos in echt und die Schwachen, die die Ausbildung abgebrochen haben, nur metaphorisch. Den Anderen, die überlebten, wurde allerdings einiges beigebracht, so dass wir am Ende unserer Ausbildung Dinge taten, die dazu führten, dass wir uns selber über unser Können wunderten. Ich muss dazu sagen, dass ich das Glück hatte in einer Berufsschulklasse zu sitzen, aus der die derzeit besten Köche kommen die ich kenne, und ich kenne einige! Wir lernten voneinander und profitierten von unserem Ehrgeiz. Jeder wollte noch besser sein als der Beste es schon war und zum Schluss wurden wir eine Einheit. Wir waren nicht nur Köchinnen und Köche! Wir waren Zauberer, Künstler, Entertainer, Schöpfer, Heiler! Oder auch die gute Fee die einen Wunsch erfüllte. Wir waren in der Lage aus einer halb vertrockneten Karotte ein spektakuläres Feuerwerk der Sinne zu kreieren, sodass selbst die Geschmacksnerven des Marlboro Mannes zu neuem Leben erwachten und auf seiner teerverseuchten Zunge Salsa tanzten! Wer würde uns den Weg zur Weltherrschaft verwehren? Niemand!… Außer vielleicht das Prüfungskomitee…
     Ich würde Ihnen gerne so einiges dazu erläutern, die schrecklichen Wochen vor der Prüfung und den Tag als die Bomben schließlich fielen, aber ich finde keine passenden Worte und zitiere deshalb wohl am besten aus einem Gedichtwerk um diesen Tag zu verdeutlichen:
     
    Wie schwer ist’s doch, von diesem Wald zu sagen,
    Wie wild, rauh, dicht er war, voll Angst und Not;
Schon der Gedank’ erneuert noch mein Zagen.
    Nur wenig bitterer ist selbst der Tod;
     
    Wenn Sie andere Köche nach dem Tag derer praktischen Prüfung fragen werden sie zu neunundneunzig Prozent erfahren, dass das ein Klacks war, denn man müsse nur professionell genug sein. Oder einen Satz wie : „Endlich wurde ich mal herausgefordert, das hat Spaß gemacht.” Auch sehr beliebt unter meinen Kollegen ist der Spruch: „Stress ist was für Leistungsschwache!” …Machen Sie sich nichts daraus, ich wurde auch schon mal angelogen…
     
    Na ja, was soll ich sagen? Am Schluss hatte ich trotz allem bestanden und war danach, zumindest in den ersten paar Wochen, der fröhlichste Mensch der Welt und nahm mir alle Freiheiten die man sich nehmen konnte, das hatte ich mir verdient…mindestens! Hierzu ein Beispiel: Die Präsidentin des Hotel-und Gaststättenverbandes kam bei unserer Lossprechung auf mich zu um mir zu gratulieren,
    „Nun Herr Porsani, was ist für Sie die wichtigste Erkenntnis die Sie in  Ihrer Ausbildung  erlangt haben?” Sie zeigte mir dabei die ganze Pracht ihrer dritten Zähne, und trug zu ihrem bonbonrosafarbenen Kostüm einen ausgestopften, grauen Pudel auf dem Kopf, jedenfalls sah das so aus. Ich hatte vorher nie von ihr gehört und fand es blödsinnig, dass jeder der anderen neuesten Jungköche, die sie genau so wenig kannten, sie als etwas Besonderes ansahen, als sei sie ein Filmstar. Und ich antwortete ihr im Champagnerrausch: „Blutwurst ist kein Schwartenmagen. Ein Hoch auf Ihr Doppel Herz!”
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
    2
    Carotinoide, Polyphenole und Saponine, Gluccosinulate und Sulfide sind sekundäre Pflanzenstoffe
     
     
    Ich wurde nach meiner Ausbildung von dem Betrieb, in dem ich gelernt hatte, nicht übernommen. Das lag in erste Linie daran, dass ich nie irgendwelche Anstalten gemacht hatte, bleiben zu wollen. Hierzu muss ich sagen, dass es mir in diesem Betrieb während der Ausbildung sehr gut ging! Ich war auch der erste Lehrling, in dem Betrieb der zum Koch ausgebildet wurde. Der Küchenchef und ich hatten eine gemeinsame Freundin, die uns einander vorstellte und als ich ihm erzählte, dass ich nach einer Lehrstelle suchte, rief er bei der Industrie- und Handelskammer an und ein neuer Ausbildungsplatz war geschaffen. Wie sollte es mir mit so einer Seele als Chef also schlecht gehen? Ich wurde nicht, wie einige meiner Genossen auf der Berufsschule, mit Überstunden zugeschüttet und war sogar in der höchst eigenartigen, Lage ein Privatleben zu führen (die meisten Gefangenen der Gastronomie Leben kein anderes Leben mehr. Ihre Freunde und Familie sind Ihre Kollegen, Ihr Lebenssinn ist der Betrieb, ihr Hobby sind die Gespräche mit den Gästen. Ein Leben außerhalb gibt es kaum und wenn, wirkt es unrealistisch …so ist das, auch wenn es nur wenige zugeben wollen-ohne mich!). Noch dazu hatte mein Lehrbetrieb sich nicht strafbar gemacht,
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