Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Prinzessinnensöckchen (German Edition)

Prinzessinnensöckchen (German Edition)

Titel: Prinzessinnensöckchen (German Edition)
Autoren: Carolin Benedikt
Vom Netzwerk:
Anzeigenblättchen, schreiben Sie doch nen Krimi drüber.« Carmen musste lachen. »Alles klar, Chef. Ich wollte immer mal schon reich und berühmt werden.«
    Köhler wandte sich nun Emily zu, die mit erkennbar schlechtem Gewissen still ihre Pizzaschnitte gegessen hatte, sonst aber einigermaßen gefasst und ruhig wirkte.
    »Und was denkt ihr dummen kleinen Gören euch bei so was?« Er sah Emily mit gespielter Strenge an. Das Mädchen errötete sofort. »Eure Geschäftstüchtigkeit in allen Ehren. Aber in zehn Jahren kommt ihr dann zu mir und wollt Fotojournalistin werden, um eure kriminelle Laufbahn fortzusetzen. Es gibt da genügend Beispiele.« Carmen wollte protestieren, unterließ es aber wohlweislich. »Und jetzt?«, fragte sie stattdessen.
    Köhler erhob sich schwer. Obwohl er sein Nachtmahl schon früh eingenommen hatte, war er sich nicht zu schade gewesen, die Reste der Pizza, die die Damen übrig gelassen hatten, zu vertilgen. Weggeworfen wurde in seinem Haus grundsätzlich nichts. Er griff in die Hosentasche und zog einen USB-Stick heraus. »Wie wärs mit einer Runde Mädchenkino? Vielleicht finden wir ja heraus, warum der geheimnisvolle Fremde partout nicht wollte, dass dieses bestimmt einzigartige Kunstwerk überlebt. Wie lange dauert der Genuss eigentlich?«
    »Zwanzig Minuten knapp«, antwortete Emily, »aber is doch nix Schlimmes drauf. Hanna und ich rennen durch den Wald und Vampire sind hinter uns her. Später haben wir zwei noch alleine was gedreht, weil das alles so stinklangweilig war. Quatsch halt.«
    Carmen war unruhig. Kevin hatte sich noch nicht gemeldet. Die Brandstelle, die alte Scheune – Zufall konnte das nicht sein, oder doch? Sie nahmen sich Stühle und gruppierten sich um Köhlers Computer, der singend hochfuhr.
    Der Film war vielleicht nicht so stinklangweilig, wie Emily es prophezeit hatte. Ein cineastisches Glanzstück indessen sah anders aus. Zwei Mädchen verirren sich im Wald, ein Vampirpärchen – Robert und Lisa, wie Emily erklärte – heftet sich an ihre Fersen und treibt die beiden immer tiefer in den dunklen Forst. Ein gewisser Andy – »so'n Spinner, der steht mega auf Hanna« – tritt als Oberförster auf, der, mit Knoblauch, Kreuz, Holzpflock und Gummihammer ausgerüstet, seinerseits die Vampire zur Strecke bringen will. Großer Showdown auf der Waldlichtung. Hanna und Emily erschöpft und in die Enge getrieben, die Vampire bissbereit, da naht der Oberförster mit schnellen Schritten, kleiner Ringkampf, das Blut – erkennbar Ketchup – spritzt, der Oberförster kriegt seine Hanna – »der Arschi wollte die knutschen, aber Hanna hätt ihm beinah in die Eier getreten« – und alles ist gut.
    »Wir fanden das irgendwie alles öde«, bekannte Hanna noch einmal, »da sind wir halt allein noch mal los. Die andern hatten sowieso keinen großen Bock drauf.«
    Hanna rennt. Sie dreht sich mehrmals um, schaut direkt in die wackelnde Kamera, Panik im Gesicht. Keine schlechte Schauspielerin, dachte Carmen. Hanna stolpert, rappelt sich auf, am Horizont ein Stück blauer Himmel, der durch das dichte Geäst schimmert. Hanna rennt weiter, erreicht freies Feld, bleibt erschöpft stehen und ruft Emily hinter der Kamera zu: »Hey, stell mal den Scheiß ab, das wird nix.«
    Emily schwenkt die Kamera von ihr weg in die Landschaft, über einen Feldweg, auf dem zwei Männer nebeneinander gehen, sehr langsam, gestikulierend und in ein lebhaftes Gespräch vertieft. Carmen kanntet beide, ihr Magen zog sich zusammen.
    Einer schaut in Richtung der Kamera, die jetzt auf sie zoomt. Das Gesicht des Mannes ist überrascht, ärgerlich, er dreht sich schnell weg, fasst den anderen am Ellenbogen, zieht ihn weiter, sie gehen schneller. Die Kamera folgt ihnen, dann schwenkt sie auf Hanna zurück, die sich auf dem Boden ausgestreckt hat, schwer atmet und »Komm, wir gehen heim chillen« keucht.
    »Tja, Überraschung«, resümierte Köhler. »Ach das. Hätten wir sowieso geschnitten«, sagte Emily. »Das hat ihm aber nicht genügt, schätze ich mal. Wolltet ihr den Film nur in die Schule zeigen?«
    »Nee, Kulturhaus«, antwortete Emily stolz. »Hanna hat gesagt, hey die zwei Clowns lassen wir drin, aber war ich dagegen. Die haben doch nix mit der Story zu tun.«
    »Mit einer anderen Story durchaus«, sagte Köhler und sah zu Carmen. Die nickte. Sie war auf einmal sehr müde, ihr Kopf schwer. »Ich muss was tun«, murmelte sie. »Emily heimbringen, Kevin anrufen und dann...«
    »Emily überlassen Sie mal
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher