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Prinzessinnensöckchen (German Edition)

Prinzessinnensöckchen (German Edition)

Titel: Prinzessinnensöckchen (German Edition)
Autoren: Carolin Benedikt
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gefälligst mir. Ich denke, ich bring sie heim und rede ein Paar Takte mit ihrer Mutter.« Und zur entsetzt dreinschauenden Emily sagte er beruhigend: »Ich weiß nicht, was dir die freundliche Frau Witt über mich erzählt hat. Wenn sie was erzählt hat, dann bestimmt nichts Gutes. Aber ich kann auch verdammt sensibel sein. Hat sie bloß noch nicht gemerkt. Also komm, schwingen wir die Hufe. Und Sie rufen Ihren Kevin an, gehen erst mal heim duschen und alles andere wird sich finden.«
    Die Nachricht, Köhler könne sensibel sein, hatte Carmen so erschüttert, dass sie nur noch matt nicken konnte.

    *

    Konnte man, wenn man tot war, aufwachen? Schlief man also auch, wenn man tot war? Sie fühlte nichts, sie hörte nur. Ein monotones Geräusch, das eines Motors. Der plötzlich überdrehte, es quietschte. Motoren quietschen nicht, Reifen quietschen.
    Dann schwebte sie, wurde bewegt. Flog. Ein Engel? Konnte sie sich nicht vorstellen, nein, ein Engel war sie ganz bestimmt nicht. Aber Luzifer war ja auch mal ein Engel gewesen und warum sollten Teufel auch nicht fliegen können?
    Dann lag sie wieder in der Stille. Sie bekam Angst, irgendwie fühlte sie sich beengt. Ob man das merkte, auch wenn man nichts sah? Musste so sein. Sie lag weich, das merkte sie oder glaubte es zu merken. Und es roch muffig.
    Was man alles mitkriegt, wenn man tot ist...

    *

    Sie hatte sich an ihren alten Lehrer Werling erinnert. Einen ziemlichen Kauz, der zu sagen pflegte, er sei ein einsamer Mensch, weil er zuviel wisse, aber sie, die Schüler, würden niemals einsam sein. Da hatten sie gelacht. War doch gut so. Jetzt dämmerte ihr, dass Werling Recht gehabt hatte. Sie wusste zu viel und sie fühlte sich sehr allein.
    Kevin hatte sie schließlich erreicht. »Man gewöhnt sich an alles, ich hab diesmal nicht kotzen müssen«. Mehr brauchte der nicht zu sagen, sie nannte ohne Zögern einen Namen. »Völkert.«
    Ja. Sie hatten ihn bei den Löscharbeiten in der alten Scheune entdeckt, an einem Balken von der Decke hängend. »Meine Schuld«, sagte Carmen und erzählte. Kevin hörte ihr zu, seine »hm, hms« klangen immer weniger überrascht. »Ich informiere meinen Onkel, die fahren sofort hin. Hoffentlich ist es wirklich so, wie du vermutest.« Carmen war sich sicher. »Das ist der ideale Ort, oder? Er wollte Emily aus welchem Grund auch immer zuerst töten. Perfekte Inszenierung. Dieser Hagemeister macht sich über das Mädchen her, bringt es um, Hagemeister stürzt sich verzweifelt aus dem Fenster oder erhängt sich oder was auch immer. Er liebt solche Spielchen. Und dann Hanna eben. Die muss für immer verschwinden. Er hat die Möglichkeiten.«
    »Okay«, sagte Kevin. »Ich hatte vorhin schon ein Gespräch mit meinem Onkel. Das jüngste Gericht kann nicht schrecklicher sein. Aber ich denke mal, das Schlimmste ist vorbei. Meine Mutter wird ihm schon den Marsch blasen, wenn er zu grob mit mir umspringt. Und du wartest, bis ich bei dir bin, okay? Emily geht’s gut?«
    Davon war sie nicht ganz überzeugt. Sie dürfte in diesem Moment zu Hause zwischen Köhler und ihrer Mum hocken und sich nicht besonders wohl fühlen. Ende mit Schrecken, dachte sie, und Emily wäre nicht die einzige, der das blühen würde. Ihnen allen würde das blühen. Hoffentlich. Ende.
    Sie stellte sich unter die Dusche, regulierte das Wasser von heiß bis kalt, sie musste wach werden, frisch und aufmerksam. Wenn sie Recht haben würde, bestand noch eine Chance für Hanna.
    Das Duschen half ihr kaum. Sie war jetzt aufgekratzt und dabei total verspannt. Das Kaffeekochen wurde zum diffizilen Akt, sie verschüttete mehr Pulver als sie in den Filter kippte. Der Kaffee würde sie noch mehr aufputschen, aber das war auch egal. Sie konnte hier nicht rumsitzen. Sie würde Kevin bitten, mit ihr hinzufahren, sie wollte dabei sein. Hatte sie sich doch verdient, oder?
    Sie dachte einen Augenblick an Völkert. Hatte er das verdient? Nein, verdient hatte das keiner. Und sie war schuld. Völkert hatte einen Fehler gemacht und war dafür bestraft worden. Von einem Irren.
    Es klingelte an der Tür. Sie sprang schnell in ihre Jeans. Rief »Moment, Kevin« und nahm ein frisches Shirt aus dem Schrank. Er sollte sie korrekt gekleidet sehen. Dann ging sie in den Flur, um Kevin die Tür zu öffnen.

42

    Sicherheitsschlösser und ein Spion in der Tür sind eine feine Sache. Wenn man sie auch benutzt. Als Carmen erkannte, dass nicht Kevin davor stand, war es bereits zu spät. Günther Wolff hatte
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