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Prinzessinnensöckchen (German Edition)

Prinzessinnensöckchen (German Edition)

Titel: Prinzessinnensöckchen (German Edition)
Autoren: Carolin Benedikt
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nicht vor, Small Talk mit ihr zu machen. Seine Faust traf sie in die Magengrube, sie taumelte, schnappte nach Luft und fiel auf den Rücken. Während dessen hatte Wolff seelenruhig die Tür geschlossen und die Schlösser wieder vorgelegt.
    »Das Streichholzbriefchen«, sagte er, »Sie hätten es nicht so genau betrachten und einstecken sollen. Das ist sogar Hagemeister aufgefallen.«
    Carmen rappelte sich hoch. »Ich hasse Raucher sowieso«, fuhr Wolff fort, »keine Disziplin.« Er lachte bitter. »Hört sich komisch an aus dem Mund eines Spielsüchtigen, ja? Keine Disziplin... Und dann steckt der Streichholz von der Spielbank ein. Tja.«
    »Kennen Sie ihn von daher?« Carmen hatte Mühe mit dem Sprechen. Sie wankte ins Wohnzimmer, fiel in den Sessel. »Was heißt kennen«, antwortete Wolff, der ihr gefolgt war. »Hab ihn paar Mal dort gesehen, zufällig auch mitbekommen, wo er wohnte, was er so machte.«
    Carmen nickte. »Und als sie Emily gefolgt sind – und zwar schon gleich, nachdem sie gemerkt haben, dass Sie und Völkert auf dem Film waren, da war es ein glücklicher Zufall, dass sie ausgerechnet zu diesem Hagemeister gegangen ist.«
    Wolff schüttelte den Kopf. »Zufall? Es gibt keinen Zufall, junge Dame, schon gar nicht beim Spiel. Nennen Sie es Schicksal. Das Schicksal fordert es, es bietet uns immer wieder neue Spiele an. Dass uns die Mädchen damals filmten – nun denn. Damit begann ein neues Spiel, ein aufregendes Spiel.«
    »Das Sie verloren haben«, sagte Carmen und richtete sich auf. »Die Polizei ist unterwegs zum Bestattungsinstitut. Sie wird Hanna dort finden und gnade Ihnen Gott, dass Sie noch lebt!« Das letzte hatte sie beinahe geschrien. Jetzt hustete sie.
    »Verloren? Ja, mag sein. Aber Hanna wird man dort nicht finden. Kleine Planänderung nach Ihrer Aktion mit Hagemeister. Gehörte auch zum Spiel. Wegfahren, den Wagen abseits parken, zurückkommen und warten, was passiert. Sie haben nicht die Polizei gerufen, gut so. Als Sie weg waren, habe ich Hagemeister angerufen. Deshalb weiß ich das mit dem Streichholzbriefchen. Nun ja, ich nehme an, Sie haben inzwischen auch den Film gesehen und wissen, was gelaufen ist.«
    Carmen nickte. »Hanna und Emily filmen zufällig ihr lauschiges Tete-a-Tete mit Völkert. Der Film soll öffentlich gezeigt werden, vielleicht sitzt Pohland im Publikum? Der hätte sich gewundert, wenn sein Intimfeind mit seinem engsten Geschäftspartner im Wald konferiert. Ich nehme mal an, Sie hatten mit Völkert eine Intrige gegen Pohland laufen.«
    Sie musterte Wolff, der vor ihr stand, sie nicht aus den Augen ließ. Er war nicht mehr der Jüngste, er wirkte nicht wie ein Athlet, aber sie ahnte, dass er sie töten würde, wenn sie versuchte zu entkommen oder ihn zu attackieren.
    »Intrigen sind auch Spiele«, sagte Wolff nachdenklich. »Kennen Sie die Babuschkas, diese russischen Puppen, in denen immer kleinere Püppchen stecken? Natürlich, kennt jeder. Genauso müssen Sie sich das mit Völkert, Pohland und mir vorstellen. Ich habe mit beiden intrigiert. Mit Pohland gegen Völkert und Völkert gegen Pohland. Das waren die kleinen Püppchen in der großen Puppe, meiner Rache, verstehen Sie? Die beiden haben mich ruiniert, privat wie finanziell. Pohland hat mit meiner Frau geschlafen, Völkert mir Kredite vermittelt, die ich gar nicht zurückzahlen konnte. Das war unterlassene Hilfeleistung. Und Pohland hat ihm dabei geholfen. Für sie war ich das Opfer, mit mir wollten sie weiter ihre Spielchen spielen. Ich weiß Bescheid über Pohlands Sauereien, über Völkerts Sauereien, ich hab dem jeweils anderen meine Dienste offeriert und die Idioten haben zugegriffen. Wolff, das Opfer. Von wegen! Wolff, der Spieler!«
    Der Mann war verrückt, kein Zweifel. Wie er vor ihr stand, äußerlich ruhig, aber unendlich konzentriert, weggetreten, aber dennoch präsent. Ein Mann kurz vor der Rente, so hatte sie ihn eingeschätzt, als sie ihn zum ersten Mal sah. Ein Mann kurz vor dem endgültigen Wahnsinn, so kam er ihr jetzt vor.
    »Aber Sie haben Pohland doch nicht ermordet, weil er das von Ihrem Treffen mit Völkert herausbekommen hätte, oder? Und woher wussten Sie von der Hütte, von den Söckchen? Sind Sie Excalibur77?«
    Wolff stutzte einen Moment. »Wer soll ich sein? Ich bin Wolff, der Spieler, Wolff, der Rächer. Unterbrechen Sie mich nicht mit Ihren Fragen, lassen Sie mich einfach reden. Ich denke, das gehört zu den Spielregeln. Jeder Beteiligte sollte die Regeln kennen und die
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