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Prinzessinnensöckchen (German Edition)

Prinzessinnensöckchen (German Edition)

Titel: Prinzessinnensöckchen (German Edition)
Autoren: Carolin Benedikt
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nicht wehren. Aber immer: reden. Ihn in ein Gespräch verwickeln, ihn ablenken. Leicht gesagt. Ihr wollte nichts einfallen.
    »Warum machst du das? Hast du doch nicht nötig. Kannst doch auch so eine finden, die mit dir... Du siehst doch ganz okay aus.« Wieder falsch. Er grinste jetzt noch dreckiger und machte einen Schritt auf sie zu. »Findest, dass ich gut ausseh? Warum zierste dich dann so? Wird doch für uns beide geil, Süße, ich hab Erfahrung.«
    Rechts in der Ecke stand sein Bett. Allein die Vorstellung... Sie hatte sich ihr erstes Mal anders vorgestellt, auch wenn Hanna immer sagte, so romantisch sei das gar nicht. Aber das Bett sollte wenigstens sauber sein und das hier war einfach nur schmutzig und stank bestimmt auch. »Ich hab meine Tage«, sagte sie endlich.
    »Och, okay, werden wir dann sehen. Zeig doch mal. Ich habs gern, wenn sich die Weiber langsam vor mir ausziehen. Obenrum zuerst.«
    Der sollte wirklich nicht der erste Mann sein, der sie nackt sah. Der nicht. Ihr musste etwas einfallen. Weglaufen konnte sie nicht, schreien konnte sie nicht, weil die Musik zu laut war. Genau, die Musik. Sie musste ihn überraschen. Bis zur Anlage waren es drei Schritte, sie musste schnell sein, muss einfach durch und das Ding vom Bord fegen.
    Aber irgendwie konnte sie sich nicht bewegen. Er machte jetzt so Handbewegungen, »komm schon« sollte das heißen, »zieh die Jacke aus, das Shirt aus, den BH aus.« Aber er bewegte sich sonst nicht. Kopfkino halt, das war gut. Würde nicht ewig dauern. Die Musik nervte sie, sie musste endlich etwas tun.
    Alternativen. Ihm seinen Rechner vom Tisch werfen, der würde heulen. Nein, zu gefährlich, wenn der ausflippte und sie umbringen würde. Die Fensterscheibe mit irgendetwas einschlagen. Aber dann käme Polizei und alles würde auffliegen, ihre Mutter alles erfahren, alles, alles. Die Musik. Das war die einzige Chance, die sie hatte.
    »Also was is jetzt? Freiwillig oder nicht? Oder stehste drauf? Willste hart rangenommen werden? Is das hier ein Rollenspiel?« Jetzt. Sie spannte ihre Muskeln, aber er durfte es nicht merken. Sie brauchte das Überraschungsmoment auf ihrer Seite. Er kam näher. Tänzelte an sie heran, sah widerlich aus. Streckte einen Arm nach ihr aus, säuselte »Hey Schatz, brauchst doch keine Angst zu haben.« Sie hatte auch keine Angst mehr. Sie würde alles über sich ergehen lassen.
    Oder nein. Sie hatte einfach keinen Bock mehr auf diesen ganzen Mist, immer nur reagieren, immer das kleine ängstliche Mädchen sein. Das kam einfach über sie, eine Wut, wie sie noch nie eine Wut gehabt hatte. Wenn sie jetzt ein Messer hätte oder so etwas, der Typ könnte sich auf was gefasst machen.
    Sie sprang vor, schlug seinen Arm weg, so wie sie Roberts Arm weggeschlagen hatte, sah für einen Moment sein verblüfftes Gesicht, da war sie schon an ihm vorbei, am Bord. Der ganze Klumpatsch fiel auf den Boden, ihre Hand tat weh, war ihr egal. Dafür spürte sie seine Hand in ihrem Genick, er krallte seine Finger in ihr Fleisch. Sie begann zu schreien, so laut sie konnte.
    Dann gab es plötzlich einen ohrenbetäubenden Lärm an der Tür, ihr wurde schwarz vor Augen.

    *

    Irgendetwas sagte ihr, dass sie sich keine Sorgen machen musste, die Wohnung dieses angeblichen Videoprofis auf Anhieb zu finden, auch wenn sie seinen Namen nicht kannte. Die Haustür stand weit offen und im Treppenhaus brannte Licht. Auch damit hatte sie merkwürdigerweise schon während der Fahrt gerechnet.
    Natürlich fand sie die Wohnung auf Anhieb. Sie lag im zweiten Stock und war bestimmt die einzige im ganzen Haus, deren Tür zertrümmert und traurig in den Angeln hing. Sie verzichtete darauf, die Richtigkeit ihrer These durch eine Inspektion der beiden darüberliegenden Stockwerke zu überprüfen. Sondern stieg über abgesplitterte Sperrholzteile und trat in das, was einmal ein Wohn- und Schlafraum gewesen war.
    Jetzt glich das eher einer Anhäufung von Sperrmüll, in der zusätzlich ein besonders wilder Vandale gewütet hatte. Dieser Vandale saß auf einem kleinen, noch einigermaßen intakten Sofa und redete einem kleinen Mädchen neben sich beruhigend und mit leiser Stimme zu. Als Carmen im Zimmer erschien, schwieg er, sah sie mit zusammengekniffenen Augen an und sagte: »Halten Sie es eigentlich für die Aufgabe Ihres Chefredakteurs, schmierige Jungs zu verprügeln und kleine süße Mädchen zu trösten?«
    Das kleine süße Mädchen war aufgesprungen und in Carmens Arme gelaufen. Der
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