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Prinzessin der Nacht - Phantastischer Roman (German Edition)

Prinzessin der Nacht - Phantastischer Roman (German Edition)

Titel: Prinzessin der Nacht - Phantastischer Roman (German Edition)
Autoren: Thomas Endl
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und Stiften in den Taschen verschwinden lassen zu können.
    Klirr rief ihnen ein markiges „Das wird wieder abgefragt!“ zu. Dann rauschte er nach draußen.
    Während die ersten Kinder an Skaias Bank vorbeigingen, ohne sie eines Blickes zu würdigen, bemühte sie sich, Kygo aufzumuntern. Er hatte immer noch rote Flecken im Gesicht. „Ist doch gut gelaufen. Klirr hat deinen Fehler gar nicht bemerkt.“ Verschwörerisch zwinkerte sie Kygo zu. Aber der drehte sich weg und räumte seine Hefte in die Tasche.
    „Habe ich was Falsches gesagt?“, fragte Skaia verwundert. Er antwortete nicht. Da griff sie nach seiner Schulter.
    Zornig drehte sich Kygo wieder zu ihr um. „Genau, Skaia, du hast etwas Falsches gesagt. Du hast nämlich gefragt, was Klirr mit diesen doofen ‚Adern der Tugenden’ meinte. Nur deswegen hat er mit diesen blöden Merkversen angefangen. Und weil ich Idiot ausgerechnet neben dir sitzen muss, hat es mich erwischt. Du musst nicht die spielen, die alles ganz genau wissen will. Sag einfach mal gar nichts, Skaia!“ Mit hochrotem Kopf wandte sich Kygo ab und rannte aus dem Klassenraum. Skaia blieb verdutzt zurück.
    Seitdem war das Verhältnis zwischen Kygo und ihr gespannt.
     
    „Wenn Sie bitte so freundlich sein mögen, mir Ihre persönliche Kennnummer zu nennen“, flötete der Portiersrobold, der die Klasse im Eingangsbereich des Hauses der Zeit empfing. Sein Lautsprecherschlitz verzog sich trotz der freundlichen Worte kein bisschen zu einem Lächeln, und seine Kameraaugen schwenkten gleichgültig über die Kinderschar hinweg, bis sie auf Klirr scharf stellten. Gleichzeitig sprang an seinem stahlblauen Brustkorb eine Klappe auf und offenbarte ein Tastenfeld.
    „00-08-15-666-17-4“ gab Klirr zackig zu Protokoll und setzte hinzu: „Ich bin Haupterzieher und mit meiner Klasse angemeldet!“ Dann winkte er den Kindern, ihm zu folgen und tat einen entschlossenen Schritt am Robold vorbei. Weit kam er nicht.
    Obwohl der Maschinenmann noch damit beschäftigt war, mit der einen Hand die letzten Ziffern in seine Brust zu tippen, griff er mit der anderen eisern zu. Die Metallglieder knackten, als sie Klirr stoppten. Sie schnappten so plötzlich nach dem Arm des Erziehers, dass dieser das Gleichgewicht verlor und stürzte. Noch bevor Klirr erschrocken aufschrie, piepste es aus der Brusttastatur. „Vielen Dank für Ihre freundliche Auskunft“, säuselte der mechanische Portier nach unten. „Ich freue mich, Ihnen mitteilen zu dürfen, dass Ihre Nummer anerkannt wurde. Liebend gerne begleite ich Sie ins Innere des Hauses der Zeit!“
    Klirr warf seinen schlimmsten verfügbaren Blick auf den Robold. Er war eindeutig nicht begeistert von dieser Begleitung. Der Robold machte keinerlei Anstalten, ihm beim Aufstehen behilflich zu sein. So rappelte Klirr sich alleine hoch und klopfte den Staub aus seinem grauen Anzug.
    „Wenn Sie gütigst mitkommen möchten“, bat der Robold und ging voran.
    Mit Bittermiene und in vorsichtigem Abstand folgte Klirr, hinter sich die feixenden Schüler. Skaia hatte sich schon öfter gewundert, wie geschmeidig sich die Robolde inzwischen bewegten. Fast wie Menschen. Allerdings schepperten sie bei jedem Schritt, den sie machten.
    Der Robold führte sie durch einen blendend weißen, schmalen Gang. Alle paar Meter war links oder rechts eine ebenso weiße, schlichte Tür. Auf den meisten dieser Türen stand in Rot geschrieben: „Kein Eingang!“ Auf den anderen hieß es: „Kein Ausgang!“ Die Türen hörten auch nicht auf, als der Gang eine nicht enden wollende Kurve machte. Auf einmal stockte der ganze Zug. Skaia stellte sich auf die Zehenspitzen, um über die Köpfe der anderen Kinder blicken zu können. Doch sie sah nur eine Wand direkt vor dem Robold. Sie wunderte sich noch, dass ausgerechnet darauf groß „Eingang“ stand, aber da glitt die Wand sanft zur Seite und entpuppte sich als Schiebetür.
    „Herzlich willkommen im Zentrum der Zeit“, sagte der Robold und ließ Klirr und die Klasse an sich vorbeiziehen in eine mächtige Halle voller Maschinen. Die Schiebetür schloss sich. Der Robold war draußen im Gang geblieben. Wahrscheinlich eilte er sogar schon zurück, um auch den nächsten Besuchern mit erbarmungsloser Freundlichkeit entgegenzutreten.
    „Und jetzt“, hob Klirr deutlich erleichtert an, „werden wir Skaias Stundenkugel untersuchen lassen.“
    Skaia machte sich auf das Schlimmste gefasst.
    „Dabei werden wir viel lernen.“ Klirr holte hörbar Luft, um zu
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