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Prinz Rajin - Der Verdammte

Prinz Rajin - Der Verdammte

Titel: Prinz Rajin - Der Verdammte
Autoren: Alfred Bekker
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Unterkörper walzte alles pflanzliche Leben, das sich ihm in den Weg stellte, einfach nieder. Ein muskulöser, menschenähnlicher Oberkörper ragte aus dem Bullenleib. Eine Tunika trug dieser Minotaur nicht mehr. Dichtes Haar bedeckte fast den gesamten Oberkörper. Ka-Terebes war bereits ergraut und eines der Hörner an seinem Kopf war ein ganzes Stück kürzer als das andere. Auf die Länge einer Elle war es an der linken Seite abgebrochen, was gewiss bei einem der zahllosen Kämpfe geschehen war, die Minotauren untereinander auszutragen pflegten.
    Er scharte mit den Vorderhufen und senkte den Kopf, sodass die Hörner nach vorn zeigten. An der Seite trug er ein Schwert, das so lang wie ein Menschenmann war. Das verblasste Wappen auf der Lederscheide deutete an, dass auch er vor vielen Jahren einmal in der Streitmacht des Priesterkönigs gedient hatte, dann war er als Veteran entlassen worden und zu seinem Stamm zurückgekehrt. Außerdem trug er einen besonders großen und schwer zu spannenden Bogen, den er selbst angefertigt hatte; er war so lang und groß, dass es sogar für einen Dreiarmigen kaum möglich gewesen wäre, ihn zu benutzen. Die Pfeile im Köcher waren fast so lang und dick wie leichtere Jagdspeere, wie Menschen sie benutzten.
    „Du hast mich herausgefordert, Koraxxon!“, grollte Ka-Terebes. „Ausgerechnet du, dem wir immer freundlich begegnet sind, obwohl einige von uns daran zweifelten, dass es richtig sein kann, jemandem zu helfen, der dem Priesterkönig den Dienst verweigert.“
    „Ich will fort von hier – und diese Drachenreiter werden mich mitnehmen!“
    „Mir persönlich tut es leid für dich, aber wir können sie leider nicht gehen lassen!“
    „Ich habe dich herausgefordert, und du wirst diese Forderung annehmen müssen, wenn du dich nicht in Zukunft deines abgebrochenen Horns wegen verspotten lassen willst und selbst deine Halbminotaurenkrieger dich nicht mehr Ernst nehmen!“, entgegnete Koraxxon. „Aber wir könnten diesen Kampf mit einem interessanten Einsatz würzen. Was hältst du davon?“
    Ka-Terebes stampfte mit dem linken Vorder-und dem rechtem Hinterhuf gleichzeitig auf und kratzte ganze Brocken Erdreich aus dem Gras, die im hohen Bogen in Richtung Waldrand flogen. Der Vollminotaur nahm den Bogen und den Köcher ab und warf sie von sich, dann folgte das Schwert: Mit einem wilden Schrei riss er es auf eine Weise hervor, bei der man denken konnte, dass er das Gebot zur Waffenlosigkeit bei Zweikämpfen missachten und sich mit blanker Klinge auf seinen Gegner stürzen wollte.
    Aber Koraxxon kannte ihn und die Verhältnisse bei den Waldminotauren gut genug, um zu wissen, dass dies nur eine Drohgebärde war. Ka-Terebes hätte so etwas nie getan, denn es hätte bedeutet, dass er sich nie wieder zu einem regulären Zweikampf hätte stellen können. Nichts wurde unter den Waldminotauren mehr verachtet als ein Regelbrecher. Selbst für so genannte Minotauren-Heiden, die noch an den alten Göttern festhielten, mit denen dieses Volk einst durch die kosmischen Tore gekommen war, hatte man mehr Toleranz als mit einem, der die Regeln des waffenlosen Zweikampfs brach. Die meisten dieser Minotauren-Heiden lebten in den Wäldern der Provinz Tembien im westlichen Feuerheim, während die Minotauren Tajimas so gut wie alle zum Glauben des Unsichtbaren Gottes bekehrt waren.
    Dass sich auch Ka-Terebes als tiefgläubiger Anhänger dieses Kultes verstand, demonstrierte er durch ein silbernes Amulett, das er auf der Brust trug. Es zeigte die ineinander greifenden Kreise. Der Minotaur nahm das Amulett mit Daumen und Zeigefinger seiner rechten Hand, hob es an und murmelte dabei ein Gebet.
    „Heh, ich habe noch keine Antwort!“, rief Koraxxon. „Oder scheust du das Risiko?“
    Was Koraxxon dem Minotaur vorwarf, war Feigheit, und das war so ziemlich das Schlimmste, was man ihm unterstellen konnte, zumal er Stammesführer war.
    „Es gibt kein Risiko, das ich scheue“, widersprach Ka-Terebes, „und ich hoffe, du tust es auch nicht!“
    „So höre mein Angebot!“, rief Koraxxon. „Wenn ich den Kampf verliere, werde ich dir helfen, die Drachenreiter gefangen zu nehmen und an den Priesterkönig auszuliefern.“
    „Und wenn du den Kampf gewinnst, soll ich sie ziehen lassen, sodass sich überall herumspricht, ich hätte den Feinden des Priesterkönigs geholfen?“, vermutete Ka-Terebes.
    „Wer sagt denn, dass sie wirklich Feinde des Priesterkönigs sind?“, hielt Koraxxon dagegen. „Es haben sich
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