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Prinz Rajin - Der Verdammte

Prinz Rajin - Der Verdammte

Titel: Prinz Rajin - Der Verdammte
Autoren: Alfred Bekker
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auch die deine mit Leichtigkeit durchdringen können. Und die Gifte des Waldes, die wir für die Jagd benutzen, werden auch auf die Drachen ihre Wirkung haben.“
    „Du willst mir Angst machen, aber im Gegensatz zu Ka-Terebes, der einen Halbminotaur schickt, um sich von ihm vertreten zu lassen, kenne ich keine Furcht!“
    „Die Magier, die deine Sippe von Veränderten schufen, haben offenbar nicht nur Krieger ohne Furcht, sondern auch ohne Verstand geschaffen!“
    „Willst du mich beleidigen?“, rief Koraxxon, der wohl bereits seine Möglichkeit schwinden sah, diesen Wald auf so schnelle und einfache Weise in Richtung Magus verlassen zu können, wie sie ein Mitflug auf Rajins Drachen eröffnete.
    „Wir können das gern in einem waffenlosen Zweikampf klären, wenn dir danach ist!“, knurrte Ka-Esan drohend.
    Der Halbminotaur senkte leicht den behörnten Kopf, wodurch man von seinen Augen nur noch das Weiße sah.
    Koraxxon trat einen Schritt auf ihn zu, und da wurde deutlich, dass der Minotaur ihn um fast eine Elle überragte.
    „Mit einer halben Portion werde ich nicht kämpfen“, sagte Koraxxon dennoch. „Wie ich schon sagte, Ka-Terebes wäre vielleicht gerade so meine Tunika-Größe.“
    „Mach dich nicht lächerlich!“
    „Das tue ich nicht - im Gegensatz zu Ka-Terebes, der sich auf Halbminotauren verlässt, weil ihm der Mut fehlt, sich selbst zu zeigen!“
    Ka-Esan scharrte mit dem rechten Fuß im Gras, ein Zeichen dafür, dass bei ihm die Transformation zum Vollminotaur kurz bevorstand. Dann wuchs einem Minotaur innerhalb weniger Wochen ein mächtiger büffelartiger Unterkörper, aus dem vorne der menschähnliche Torso herausragte. Manche bedeckten diesen Torso auch nach ihrer Transformation mit einer Tunika, andere verzichteten darauf, da in diesem Stadium der minotaurischen Entwicklung ein starker Haarwuchs einsetzte, und so wurden sowohl männliche als auch weibliche Minotauren bisweilen von einem felldichten Pelz bedeckt, der das Tragen von Kleidung eigentlich absurd erscheinen ließ.
    Obwohl Ka-Esan innerlich sehr erregt sein musste, bemühte er sich um Beherrschung. „Wir hatten keinen Streit mit dir, Dreiarmiger, obwohl du ein Deserteur aus dem Heer des Priesterkönigs bist und es eigentlich unsere Pflicht gewesen wäre, auch dich auszuliefern“, sage er verhältnismäßig ruhig und so leise, dass Rajin und seine Getreuen es nicht mehr verstanden.
    „Zu großzügig“, entgegnete Koraxxon sarkastisch. Der Dreiarmige hatte lange Zeit nicht gewusst, was Spott war. In den Zeiten seines Lebens, da er gehorsam irgendwelchen Herren gedient hatte, war ihm so etwas unbekannt und unverständlich gewesen. Ebenso unbekannt wie Ironie. Aber während er im Heer des Luftreichs gedient hatte, lernte er einen Offizier kennen, einen Seemannen, den ein verworrenes Schicksal und vor allem wohl der gute Sold im Heer des Priesterkönigs dazu gebracht hatte, seinen alten Göttern abzuschwören und dem Luftreich zu dienen. Bragir war sein Name gewesen, und durch ihn lernte Koraxxon, was Spott bedeutete. Im Nachhinein war der Spott der erste Schritt gewesen, den er zur Existenz eines Missratenen zurückgelegt hatte, dessen war Koraxxon sich durchaus bewusst.
    Mit dem Spott hatte all das Unglück angefangen, das ihm widerfahren war und ihn schließlich zu einem Verfemten gemacht hatte, der gezwungen war, in den Wäldern bei den Waldminotauren zu hausen. So war die Freude, die Koraxxon empfand, wenn er spottete, immer geteilt, da sie mit der Erinnerung daran einherging, dass es früher einmal eine bessere Zeit in seinem Leben gegeben hatte. Eine Zeit, in der es keinerlei Zweifel darüber gegeben hatte, was zu tun und zu lassen war. Eine Zeit, in der er seine Bestimmung gekannt hatte und nicht mühsam danach hatte suchen müssen. Dieses Glück, das der Gehorsam für ihn bedeutet hatte, war verloren – und in seinen Innersten zweifelte Koraxxon sogar daran, ob er es tatsächlich wiederfinden würde, wenn er sich in Magus Hilfe suchte.
    Minotauren hingegen hatten durchaus Sinn für Spott. Vor allem waren sie empfindlich, wenn sie das Gefühl hatten, verspottet zu werden. Koraxxon war das vor allem in seiner Zeit im tajimäischen Heer aufgefallen, wo er mit zahlreichen Minotauren gedient hatte, die immer dazu geneigt hatten, sich verspottet zu fühlen. Dass ein gehorsamer, nicht-missratener Dreiarmiger normalerweise gar nicht wusste, was Spott war, und alles, was er sagte, auch keine versteckte Bedeutung hatte, ließen
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