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Prinz Rajin - Der Verdammte

Prinz Rajin - Der Verdammte

Titel: Prinz Rajin - Der Verdammte
Autoren: Alfred Bekker
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sie nicht gelten, und so hatte es oft genug völlig sinnlose Raufereien gegeben. Koraxxon war jedes Mal froh gewesen, nicht in einem schwachen Menschenkörper geboren zu sein. Bei den Magiern war der Geist stark, bei den Dreiarmigen die Muskeln, doch wer als Mensch auf die Welt gekommen war, hatte nichts von beidem und musste sich zumeist ohne übernatürliche Hilfe und körperlich schwach durchs Leben schlagen.
    In diesem Augenblick hatte Koraxxon seinen Spott jedoch ganz bewusst eingesetzt. Ihm war klar, wie sein Gegenüber reagieren musste: so impulsiv, wie man es von einem Minotaur erwarten konnte. Und Halbminotauren waren für ihre Unbeherrschtheit sogar noch berüchtigter als ihre ausgewachsenen Verwandten. Ka-Esan stürzte sich mit einem Schrei auf Koraxxon. Den Langbogen warf er dabei einfach beiseite.
    Zwar war Koraxxon kein Mitglied des Stammes und gehörte natürlich auch nicht zu einem der anderen Stämme in der Gegend, aber in der Zeit, da er in diesen Wäldern lebte, war er oft genug bei den Minotauren gewesen, und da Koraxxon Freude an der Rauferei und an Wettkämpfen in jeder Form hatte, war er zu Dutzenden von waffenlosen Zweikämpfen angetreten und hatte sich dadurch einen hohen Respekt unter den Waldminotauren erworben.
    Den Angriff seines Gegenübers hatte Koraxxon erwartet. Auch er griff nicht zur Waffe; Schwert und Axt ließ er stecken, auch wenn sie ihn in dieser Situation ebenso behinderten wie der klobige Schild auf seinem Rücken.
    Koraxxon machte einen Schritt zurück, setzte mit seinen drei Armen einen Hebelgriff an, durch den er Ka-Esans Kraft gegen ihn selbst kehrte, und mit einen wütenden Knurrlaut landete der Halbminotaur auf dem Rücken.
    Ka-Esan ärgerte dies maßlos, immerhin galt er als Nachfolger seines Vaters Ka-Terebes, und bald würde bei dem Halbminotaur die Transformnation einsetzte. Da konnte er sich keine Schlappe leisten.
    Ka-Esan sprang wieder auf, warf das Messer und seine Axt von sich, streifte sich den Köcher von den Schultern und versuchte es noch einmal. Doch dieser zweite Angriff war ebenso untauglich wie der Erste. Koraxxon schien jede Bewegung, jeden Ausfall und jeden Schlag des Minotaurs im Voraus zu erahnen. Mit gesenktem Haupt, die Hörner voran, stürmte Ka-Esan auf den Dreiarmigen zu. Dieser wich aus, ließ den Angreifer ins Leere laufen und brachte ihn mit einem heftigen Stoß zweier Ellbogen zu Fall. Es waren glücklicherweise nur Stöße der beiden schwächeren Arme, doch auch die ließen Ka-Esan laut aufjaulen.
    Koraxxon beherrschte seinen Körper mit einem hohen Maß an Perfektion. Wenn er eins konnte, dann kämpfen, denn das war es, wozu man seinesgleichen letztlich geschaffen hatte. Ob nun mit privatem Auftrag als Leibwächter eines Handelsherrn oder als Söldner in den Diensten des Luftreichs - immer hatte in Koraxxons Leben diese Fähigkeit im Vordergrund gestanden. Nur seine Jahre als Schmiedegehilfe hatte eine gewisse Ausnahme gebildet und im Übrigen auch dafür gesorgt, dass er in äußerst schlechter Form gewesen war, als das Schiff, auf dem er kurzzeitig angeheuert hatte, Marjani erreichte. Es hatte Wochen intensiver Übung bedurft, um wieder auf einen Stand zu kommen, der für seine Art als normal galt.
    Erneut versuchte Ka-Esan einen Angriff. Diesmal traf Koraxxon ihn mit einem Faustschlag seiner Axthand. Der wirkte wie der Hieb mit einem Schmiedehammer. Ka-Esan wurde geradewegs an der Stirn seines Stiergesichts getroffen und taumelte benommen zurück, eher er im Gras niederging, wo er sich nicht mehr rührte.
    „Wo ist Ka-Terebes?“, rief Koraxxon. „Hat er jetzt den Mut sich zu stellen, oder gibt er den Kampf für seinen Stamm verloren?“
    Einige Augenblicke lang war es vollkommen still in den Büschen des Unterholzes rund um die Lichtung. Koraxxon kannte sich in den Gebräuchen der Waldminotauren gut aus und er wusste genau, dass Ka-Terebes diese Herausforderung nicht unbeantwortet lassen konnte. Schließlich war der von ihm bestimmte Bote zu Boden geschlagen worden und lag bewusstlos im Gras, und das war eine Schmach sondergleichen, die er sich auf keinen Fall bieten lassen durfte, wollte er nicht vor seinem Stamm das Gesicht verlieren. Selbst die Ergreifung von ein paar Fremden, die auf Drachen ritten und allem Anschein nach zu den Feinden des Priesterkönigs gehörten, fiel dabei nicht ins Gewicht.
    Es knackte, und Augenblicke später brach ein ausgewachsener Voll-Minotaur aus dem Dickicht des Waldrandes hervor. Sein massiger
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