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Prinz für die Köchin

Titel: Prinz für die Köchin
Autoren: M Zagha
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große Edelstahlküche, in der die Mitarbeiter abwechselnd das Mittagessen für die Kinder kochten.

4
    »Mein liebes Mädchen«, hatte Di am Tag der Knoblauchpresse-Brusthaar-Kreation gefragt, »wie alt bist du?«
    »Äh, zweiundzwanzig.«
    Eigentlich sollte Di das wissen. Sie hatte schließlich den Geburtstagskuchen gebacken, den sie sich vor ein paar Wochen geteilt hatten – eine 3D-Nachbildung des grinsenden Monty, mit Schottenkaro-Halsband und allem Drum und Dran.
    »Zweiundzwanzig Jahre! Liebes! Und bist du glücklich? Macht dir das Leben Spaß?«
    Imogen dachte kurz nach. »Es ist ganz okay«, meinte sie und quetschte noch ein bisschen Zuckerguss auf Toms Brust. »Im Kindergarten läuft eigentlich alles ganz gut. Und ich finde es schön, wenn ich hier bei dir bin.«
    »Ja, das weiß ich, Liebes«, erwiderte Di mit einem Hauch von Ungeduld. Sie setzte sich an den Küchentisch und bedeutete Imogen, dasselbe zu tun. »Aber ist das genauso aufregend, wie es zum Beispiel wäre … in einem richtigen Restaurant zu arbeiten?«
    Imogen stutzte und blickte auf. »Na ja … vielleicht nicht. Nein«, gab sie schließlich zu.
    »Nein. Und wenn das fragliche Restaurant … am Meer liegen würde? Zum Beispiel in Südfrankreich?«
    Imogen lachte laut heraus. »Das wäre wirklich toll«, sagte sie. Aber, fügte sie im Stillen hinzu, auf dem Rücken eines Mutantenschweins zum Mond zu fliegen, wäre auch prima.
    »Hab ich mir doch gedacht, dass du genau das sagen wirst«, fuhr Di behaglich fort. »Du kannst im Januar anfangen, und sie haben sich bereit erklärt, dich für sechs Monate einzustellen. Ich weiß« , fuhr sie fort, als Imogen die Kinnlade herunterfiel, »das ist nicht besonders lange, aber es ist immerhin ein Anfang, oder? Wann möchtest du abreisen?«
    »Wovon redest du eigentlich?«, stammelte Imogen.
    »Habe ich dir je von meiner jüngeren Schwester Daphne erzählt?«
    Imogens Blick huschte zu dem gerahmten Foto an der Wand hinüber, auf dem zwei kleine Mädchen mit Sonnenhüten an einem Strand zu sehen waren. Das ältere, das praktisch veranlagter aussah und in die Kamera starrte, war Di; das verträumte jüngere, das aufs Meer hinausblickte, war Daphne.
    »Ja.« Ihr fiel wieder ein, was Di ihr erzählt hatte. »Ich glaube, du hast gesagt, sie ist weggezogen, nach …«
    »Nach Frankreich, ja. Sie war schon immer die Abenteuerlustigere von uns beiden. Sie hat eine Konditorei in einem kleinen Ort im Midi. Eulen nach Athen, aber anscheinend gefällt es ihr dort. Der Ort heißt Saint-Jean-de-irgendwas.«
    »Doch nicht etwa Saint-Jean-les-Cassis?«, schoss es Imogen durch den Kopf.
    »Genau. Ich weiß, was du denkst. Das ist tatsächlich da, wo der berühmte Michel Boudin sein Restaurant hat. Weißt du noch, den Bericht, den wir neulich im Observer Food Monthly gesehen haben? Wie heißt sein Restaurant gleich noch?«
    »Boustifaille«, antwortete Imogen mit ganz leiser, staunender Stimme. Sie war zwar geschlagen mit jener Art selektivem Erinnerungsvermögen, das schulische Erfolge erschwert hatte, doch gastronomische Informationen konnte sie sich problemlos merken.
    »Und genau da fährst du hin. Daphne hat es arrangiert. Wie sich herausstellt, sind sie und Boudin befreundet.«
    In Imogens Verstand wirbelte alles durcheinander. Südfrankreich. Allein. Die Freiheit zu tun, was sie liebte. Endlich würde sie entkommen, wie … Aschenputtel! Ihr Herz wurde weit und zog sich dann wieder zusammen, als sie an die Missbilligung ihrer Mutter dachte, an Hildegards zornigen Unglauben, an ihr eigenes Verantwortungsgefühl ihren jüngeren Geschwistern gegenüber. Bedauernd schüttelte sie den Kopf. Es war ein wunderbarer Traum, aber ihre Familie würde niemals zulassen, dass er Wirklichkeit wurde.
    »Ach, Di, das hört sich toll an, aber …« Sie seufzte. »Daraus wird ganz bestimmt nichts.«
    »Was für ein kompletter Unsinn! Natürlich wird etwas daraus! Welcher Teil gefällt dir nicht? In Südfrankreich zu wohnen? In einem fantastischen Restaurant zu kochen?«
    Inzwischen surfte Imogen auf einer gewaltigen Woge der Panik dahin. »Ja, das ist super, aber was ist mit Monty?«, griff sie krampfhaft nach dem ersten Gedanken, der ihr in den Kopf kam.
    »Sei doch nicht albern, Liebes. Monty wird es am Meer wunderbar finden«, entgegnete Di forsch.
    »Aber ich brauche einen Pass und all so was«, wandte Imogen ein und kaute auf ihren Fingernägeln herum. »Es wird Monate dauern, das alles zu organisieren.«
    »Du hast ja auch so
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