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Prinz für die Köchin

Titel: Prinz für die Köchin
Autoren: M Zagha
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sprach von Gastronomie; Elsa jedoch würde natürlich etwas völlig anderes damit verbinden. »Es gibt da auch Verbindungen zur Kunst«, fuhr Di fort, ohne auch nur einen Moment aus dem Tritt zu kommen. »Dieser Picasso hat dort ganz in der Nähe gewohnt.« Als sie das Aufglimmen von Interesse auf Elsas Zügen bemerkte, nutzte sie ihren Vorteil. »Und dann natürlich Matisse …«
    Auf diese Art machte Di noch eine Weile weiter, ohne auch nur ein einziges Mal Boustifaille, Michel Boudin oder Küchenarbeit zu erwähnen. Imogen sagte klugerweise gar nichts.
    »Liebling, das hört sich ja absolut himmlisch an«, meinte Elsa vage und lächelte in Richtung ihrer Tochter.
    Damit erteilte sie dem Projekt ihren Segen und wandte sich wieder ihrer Leinwand zu.
    Jetzt galt es, sich Imogens Geschwister vorzunehmen, die sich nicht ganz so leicht von Dis Kunstreferenzen überzeugen ließen. Als Hildegard, Thea und George schlagartig klar wurde, dass es Imogen und nicht etwa irgendeine Zaubermacht gewesen war, die all die Jahre lang die praktischen Dinge ihres Lebens erledigt hatte, stimmten sie zu einem lauten Protestchor an, doch Elsa walzte die Einsprüche einfach nieder. So sperrte sie gewissermaßen Imogens Käfig auf und händigte ihr den Schlüssel zu einem neuen Leben aus.

5
    An ihrem zweiten Tag in Saint-Jean-les-Cassis war um Mitternacht der Abendessen-Service vorbei und das Boustifaille geschlossen. Imogen saß draußen auf dem Bordstein und weinte.
    Nach dem abendlichen Debakel bestand kein Zweifel, dass die liebevolle Umgebung im Kindergarten Imogen völlig unzureichend auf ihren neuen Job vorbereitet hatte. Sie war alles andere als auf den harschen Ton in einer Profi-Küche gefasst gewesen. Wenn sie bei Di den überschwänglichen Fernsehkoch Gordon Ramsey bewundert hatte, war seine Macho-Pose für sie stets Show gewesen. Dass solche Mätzchen im wirklichen Leben hingenommen werden könnten, hatte sie niemals geglaubt.
    Auch hatte sie von Daphne nicht gerade besonders detaillierte Instruktionen erhalten, als sie sie am Morgen ihres ersten Arbeitstages aufgesucht hatte. Obwohl es sie vor freudiger Erregung und Beklommenheit (schließlich würde sie Michel Boudin kennenlernen und im Boustifaille anfangen zu arbeiten) fast umhaute, war es ihr gelungen, in ihrem Hotelzimmer ein paar Stunden zu schlafen und die Begegnung mit dem ungehobelten Tramper Dimitri aus ihren Gedanken zu verdrängen.
    In dem verlockenden Schaufenster von Daphne Blandings Konditorei Le Puits d’Amour waren ordentliche Reihen rundlicher Kaffee- und Schokoladen- religieuses zu sehen gewesen (die so genannt wurden, weil ihre Form der winziger Nonnen ähnelte); außerdem mit Karamell glasierte, schwindelerregend hohe Blätterteig- millefeuilles, zarte, von Biskuitwällen eingefasste Himbeer-Charlotte-Teilchen, scharlachrote Torteletts mit Walderdbeeren sowie die Spezialität des Hauses, glänzende puits d’amour (oder »Liebesbrunnen«), gefüllt mit karamellisierter Vanillecreme.
    Es fiel Imogen nicht schwer, Daphne hinter dem Ladentisch zu erkennen, denn diese war ihrer Schwester wie aus dem Gesicht geschnitten, wenngleich es deutliche Unterschiede im Styling gab: Daphnes sorgfältig geschminktes Gesicht, der modische aschblonde Bob und das schmeichelhaft geschnittene, pflaumenfarbene Kleid kündeten von französischem Schick und von einer eindeutig nicht-englischen Vorstellung davon, wie glamourös und soignée eine Mittfünfzigerin aussehen konnte (und sollte). Nach über zehn Jahren hatte sie sogar angefangen, Englisch mit leichtem französischem Akzent zu sprechen.
    Nachdem sie Imogen auf beide Wangen geküsst und sie in Saint-Jean-les-Cassis willkommen geheißen hatte, deutete Daphne auf ein Blech mit eher flachen Blätterteigkuchen. Auf jedem prangte eine goldene Papierkrone.
    »Du bist an einem guten Tag gekommen, Imogen. Wir haben gerade die ersten galettes des rois gebacken!« Galettes, erklärte sie, wurden in Frankreich traditionell zum Dreikönigsfest verzehrt. In jedem Kuchen war ein kleiner Glücksbringer versteckt, und nur darum ging es beim Essen: Wer ihn in seinem oder ihrem Stück fand, wurde für diesen Tag zum König oder zur Königin gekrönt, eine Ehre, die durch das Tragen der Papierkrone symbolisiert wurde.
    Daphne musterte Monty mit lebhaftem Interesse und fragte fröhlich: »Also, junger Mann, was hältst du von einem Spaziergang mit mir, während dein Frauchen arbeiten geht?«
    Monty wahrte angesichts dieses Antrags seinen
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