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Prinz für die Köchin

Titel: Prinz für die Köchin
Autoren: M Zagha
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lange Zeit, Liebes. Es ist doch erst Juli. Und ich habe dir schon sämtliche Formulare aus dem Internet heruntergeladen. Also, ich glaube, es wäre am besten, wenn du mit dem Auto fährst. Du kannst meinen Wagen haben.« Di lächelte. »Ich habe sowieso vor, mir einen neuen zu kaufen, mir gefällt der Gedanke eigentlich, die alte Kiste auf dem Kontinent in Rente zu schicken. Die Versicherung müssen wir regeln, aber das sollte ganz einfach gehen. Also, lass mal sehen … Das Restaurant zahlt dir einen Hungerlohn, Daphne meinte jedoch, zu dem Job gehört auch ein Zimmer. Natürlich wirst du ein bisschen Geld brauchen, um dich über Wasser zu halten. Da kann ich dir auch helfen.«
    »Oh nein, ich kann doch nicht –«
    »Unfug«, wehrte Di entschieden ab. »Du weißt doch, ich habe keine Kinder. Wenn ich etwas von meinem Ersparten dafür verwenden will, dich auf diese Reise zu schicken, dann werde ich genau das tun.«
    Imogen umarmte ihre Freundin stürmisch, die gefasst fortfuhr: »Ausgezeichnet. Und jetzt zum komplizierten Teil – deine Mutter. Vielleicht sollte ich mit ihr reden.«
    »Nein!«, rief Imogen entgeistert. »Oh nein, bitte nicht!« Nachdenklich nagte sie einen Moment lang an ihrer Unterlippe, dann setzte sie hinzu: »Was genau würdest du denn sagen?«
    Di schüttelte den Kopf und behielt für sich, was sie wirklich gern zu Elsa Peach sagen würde. »Ich werde sagen, dass du über achtzehn bist und selbst entscheiden kannst. Es ist ein anständiger Job. Dagegen kann sie doch bestimmt nichts einzuwenden haben!«
    »Sie kann und sie wird«, erwiderte Imogen traurig. »Es wird einen fürchterlichen Krach geben. Ach Di, sie wird so enttäuscht von mir sein. Das halte ich nicht aus.«
    Mit zusammengekniffenen Augen betrachtete Di ihren Schützling. Sie war sich sicher, dass Imogen ihr Dasein als ewig Benachteiligte verhasst war und dass sich unter diesem zahmen, verträglichen Äußeren eine leidenschaftliche junge Frau verbarg. Tatsächlich war dies in mancherlei Hinsicht in Imogens dunklen Augen zu lesen, in ihren vollen Lippen und in der Art und Weise, wie ihr oft das Blut ins Gesicht schoss und unter der blassen, durchsichtigen Haut pochte. Kochen tat das Mädchen auf jeden Fall voller Leidenschaft. Und doch hatte Imogen, vielleicht weil ihr Vater sie verlassen hatte, vielleicht weil sie die Bedürfnisse ihrer Familie vor die eigenen stellte, ihre Gefühle stets vor anderen verborgen und sich viel zu sehr in ihr eigenes Schneckenhaus verkrochen. Man musste sie befreien. Tatsächlich dachte Di insgeheim, dass ein Mordskrach mit ihrer Mutter großartig wäre, doch Imogen wäre dem sicherlich nicht gewachsen. Das Mädchen dazu zu bringen, sich gegen Elsa zu behaupten, war, als versuche man, sie davon zu überzeugen, dass sie hübsch war – ein zum Scheitern verurteiltes Unterfangen.
    »Ich bestehe darauf, dass ich es deiner Mutter selbst sage«, entschied Di und tätschelte Imogens Arm. »Schließlich war es ja meine Idee, nicht wahr?« Sie erhob sich, und Imogen folgte automatisch ihrem Beispiel. »Komm mit, Liebes«, fuhr Di fort und ging ihr voran zur Haustür hinaus. »Halt dich an mich, dann wird alles gut.« Auf der Straße blieb sie kurz stehen und meinte: »Wir müssen einfach nur« – sie machte eine Hackbewegung mit der Hand – »sparsam mit der Wahrheit sein.«
    In einer Trance aus Furcht und Erregung ließ Imogen sich von Di zum Atelier ihrer Mutter führen und stand neben ihrer Freundin, als diese an die Tür klopfte. Verstimmt über die Störung hieß Elsa sie nicht gerade enthusiastisch willkommen, doch ihr Schweigen gestattete es Di loszulegen. Die Hände in den Hosentaschen wiegte sich die Konditorin ein wenig auf den Fersen vor und zurück und erklärte mit forscher Zuversicht, dass ihre Schwester auf der Suche nach einem Au-pair-Mädchen sei.
    »Wissen Sie, Daphne lebt in Frankreich. Und ich glaube, ein Tapetenwechsel würde Imogen ungeheuer guttun«, sagte Di und trat ein paar Schritte vor, um das abstrakte Weiß-auf-Weiß-Werk besser betrachten zu können, an dem Elsa gerade arbeitete. Imogen wusste, dass ihrer Freundin eigentlich nur detaillierte, lebensechte Darstellungen von Pferden und Hunden gefielen. »Außerdem«, fuhr Di entschlossen fort, »muss man doch dafür sorgen, dass ein Mädchen mit der richtigen Kultur in Berührung kommt, damit sie ihre wahren künstlerischen Gaben entdecken kann.«
    Imogen fing den Blick ihrer Nachbarin auf und unterdrückte ein Lächeln. Di
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