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Prinz der Düsternis

Prinz der Düsternis

Titel: Prinz der Düsternis
Autoren: Horst Hoffmann
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die dort stationierten Truppen auf unerklärliche Weise. Niemand weiß zu sagen, ob sie getötet oder von den Dunklen Mächten versklavt oder entführt wurden. Doch es heißt, sie seien die Opfer von Prinz Odam geworden.«
    »Odam?«
    Hrobon und sein ortskundiger Führer hatten die ersten Pilze fast erreicht. Die Riesengewächse setzten sich hell von der dunklen Wand im Süden ab. Jetzt erst zeigte sich die ganze gewaltige Ausdehnung dieses Dschungels. Sadagar dachte an den Schrei, den er in der Nacht gehört hatte, an die Flügelschläge.
    »Wer ist dieser Prinz Odam?«
    Zum erstenmal wieder verriet die Stimme des jungen Rafhers Erregung, als er weitersprach: »Es scheint, dass ihr im Norden so vieles nicht wisst. Odam, so heißt es, ist der Herrscher des Teiles der Düsterzone, der dort weit vor uns liegt. Doch niemand weiß zu sagen, ob es diesen Odam wirklich gibt oder ob er nur eine Erfindung ist. Wer an ihn glaubt, fürchtet ihn und sein unheimliches Heer. Er soll über eine gewaltige Streitmacht aus furchtbaren Geschöpfen verfügen. Es geht in diesen Tagen sogar das Gerücht, dass Prinz Odam zum Sturm auf Logghard rüstet.«
    »Dann ist er sicherlich nur eine Erfindung von kranken Geistern«, sagte Sadagar schnell. No-Ango hüllte sich wieder in Schweigen.
    Hrobon, der Kundschafter und einige Vogelreiter erreichten den Pilzwald. Nach und nach kam die Karawane zum Stillstand. Hrobon und seine Männer berieten sich flüsternd. No-Ango zügelte das Diromo, als auch Spinnenglanz stehenblieb. Wieder war ein dumpfer Knall zu hören. Sadagar kniff die Augen zusammen, um dort, von wo das Geräusch zu kommen schien, etwas erkennen zu können. Täuschten ihn seine Sinne, oder stob zwischen den Pilzen feiner Staub in die Luft?
    Bevor er No-Ango darauf aufmerksam machen konnte, teilten sich die Zelttücher der Sänfte, und Mythor erschien auf dem Rücken von Spinnenglanz. Mit einem mächtigen Satz sprang er und landete direkt zwischen Sadagar und No-Ango.
    »Mythor!« flüsterte der Steinmann. »Willst du mir vielleicht erklären, was du…?«
    »Später, Freund Steinmann, später. No-Ango, lass uns die Plätze tauschen!«
    Sadagar schüttelte entgeistert den Kopf, Oberlippe und Brauen hochgezogen. Als er dann sah, dass der Rafher der Aufforderung, ohne zu zögern, Folge leistete, verstand er die Welt nicht mehr.
    »Mythor, hat dich Shezad mit Wein um den Verstand gebracht? Was hast du vor? Hrobon wird vielleicht versuchen, den Pilzwald zu umreiten. Wir sollten…«
    »Umreiten?« Mythor machte eine weit ausladende Geste. »Das wird er gewiss nicht tun. Der Weg zum Schattenturm führt nur durch diesen Dschungel. Haltet euch fest, ihr beiden. Wir brechen aus!«
    »Du bist verrückt geworden!« entfuhr es Sadagar. »Hrobon und die Prinzessin werden uns…«
    »Die Prinzessin selbst bat mich darum, dass ich mich…« Mythor seufzte, als er in Sadagars Gesicht sah. »Hört zu. Ich reite vielleicht besser allein. Shezad traut Hrobon nicht mehr, seitdem sie erfuhr, wohin unser Weg gehen soll. Hier im Süden glaubt man, dass im Schattenturm von Zeit zu Zeit ein Fürst der Finsternis haust, ein…«
    »Prinz Odam!« unterbrach der Steinmann Mythor trotzig. »Ich kenne die Geschichte. Gerade deshalb sollten wir jetzt bei den anderen bleiben.«
    »Dann weißt du auch, dass Hadamur sich in letzter Zeit darum bemühte, mit Odam ins Reine zu kommen? Dass er zuerst Krieger gegen den Herrscher dieses Teiles der Düsterzone schickte, von denen man nie wieder hörte, dann Magier um Hilfe bat, die ebenfalls verschwunden blieben – und nun mit anderen Mitteln versuchen soll, Odam zu besänftigen?«
    Sadagar erschrak. »Was meinst du mit anderen Mitteln?«
    »Eben das will ich herausfinden, bevor es zu spät ist. Ich habe nach dem, was Shezad mir erzählte, guten Grund zur Annahme, dass Hrobon uns zu niemand anderem bringen soll als zu Odam selbst.«
    *
    Das Diromo preschte voran, ein wahrer Berg aus Fleisch und Federn, den Kopf so hoch in die stehende Luft gereckt wie ein doppelstöckiges Haus. Orhaken und andere Diromen wichen zur Seite und warfen ihre Reiter ab. Ein Tumult brach aus, als Mythor, No-Ango und Sadagar auf dem Rücken des mächtigen Tieres seitwärts aus der Karawane ausbrachen und wie von einem gewaltigen Katapult abgefeuert auf den Pilzdschungel zuschössen. Männer schrien, und Hrobons Kopf fuhr herum. Eine Stimme aber übertönte alle. Sadagar verstand die Worte nicht, die die Prinzessin Hrobon und den anderen zurief,
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