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Prinz der Düsternis

Prinz der Düsternis

Titel: Prinz der Düsternis
Autoren: Horst Hoffmann
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die zur Verfolgung der Ausbrecher ansetzten. Doch der streitbare Anführer des Zuges machte mit seinem Orhako kehrt und trieb es voller Zorn auf Spinnenglanz zu.
    Mythor sah sich nicht um. Er trieb das Diromo an, so, wie er es den Vogelreitern oft genug abgeschaut hatte, und zog unwillkürlich den Kopf ein, als der Laufvogel die ersten Riesenpilze niederstampfte. Er konnte ihn zum Laufen bringen, längst aber nicht mit der Geschicklichkeit von Vogelreitern steuern. Sadagar schrie und lag flach auf dem Rücken des Riesen, alle viere von sich gestreckt und die Hände im dichten Federkleid vergraben. No-Ango schien den waghalsigen Ritt kaum wahrzunehmen. Er hielt sich fest, so gut es ging, und schwieg eisern.
    Der Dschungel schloss sich um die drei. Pilzhüte überragten den Kopf des Vogels noch um ein bis zwei Mannslängen wie gewaltige, gefächerte Dächer. Wenn das Diromo einen der Stämme streifte, platzten die dicken Häute unter den Lamellen auf, und Sporen ergossen sich als feiner Staub über die Dahinjagenden. Ein eindringlicher, würziger Geruch stieg ihnen in die Nasen. Sadagar hielt die Luft an und sah bereits helle Punkte vor den Augen tanzen, als Mythor das Diromo endlich zum Stillstand brachte. Der Steinmann ließ sich seitwärts nach unten gleiten und landete ziemlich unsanft auf dem hier weichen, von weißem und grauem Geflecht durchzogenen Boden. Mythor sprang ab. Nur No-Ango blieb sitzen, übernahm wieder die Zügel und blickte den Krieger aus dem Norden fragend an.
    Mythor atmete heftig und lauschte kurz. Nichts war zu hören außer dem fernen Aufplatzen von Pilzhäuten, die oftmals wie Leder von den Hüten herabhingen. Der Sporenstaub juckte in der Nase. Sadagar hielt nach einem heftigen Atemzug wieder die Luft an und bedeutete den beiden anderen per Zeichensprache, es ihm gleichzutun.
    »Das ist nicht der Staub, vor dem Hu-Gona warnte«, sagte der Rafher etwas unwillig. »Du kannst ruhig atmen – noch.«
    »Du steigst am besten jetzt auch ab«, forderte Mythor ihn auf. »Von hier aus geht’s zu Fuß weiter. Hrobon wird uns nicht verfolgen.«
    Sadagar hustete und nieste und bekam ein rotes Gesicht. Als er sich endlich wieder gefangen hatte, stand er auf und stemmte die Fäuste in die Hüften. Scheu sah er sich nach allen Seiten hin um, als könnte hinter jedem Stamm furchtbares Leben lauern. Dann blickte er Mythor in die Augen. Der Sohn des Kometen hatte sein Beuteschwert gezogen.
    »Mythor, ich will jetzt endlich wissen, woran ich bin! Beim Kleinen Nadomir, willst du uns diesem Dämonenfürsten geradewegs in die Arme treiben?« Er schüttelte die Fäuste zum Himmel. »Außerdem heißt es, dass er nur eine Legende ist!«
    »Hadamur sucht nicht mit einer Legende zu verhandeln«, entgegnete Mythor. »Und eine Legende lässt keine Krieger und Magier einfach verschwinden. Aber sei beruhigt, wir sollen lediglich dieses Gebiet auskundschaften.«
    »So! Nur kundschaften! Mythor, ich sage dir, dieses Weib hat dir den Verstand genommen! Bist du dir überhaupt noch darüber im klaren, wie nahe wir uns an der Düsterzone befinden? Und dieser Wald…«
    Irgendwo platzte eine Pilzhaut auf und gab unzählige Sporen frei. Junge Pilze schoben sich überall wie kleine Hügel aus dem weichen Boden. Fast konnte man sehen, wie sie wuchsen.
    »Shezad wird dafür sorgen, dass die Karawane vor dem Pilzwald rastet, bis wir zurückgekehrt sind«, murmelte Mythor, während er seine Blicke kreisen ließ. Er schien kaum bei der Sache zu sein und nach etwas zu suchen, was sich hinter den Stämmen, die oft die Dicke von zehn beieinanderstehenden Männern hatten, über den Hüten oder am Boden versteckt hielt. »Dennoch wird sie den Weg fortsetzen, ganz egal, was wir hier finden. Sie ist entschlossen, den Willen ihres Vaters zu erfüllen.«
    »Was tun wir dann hier?« zeterte Sadagar. »Hast du ihr nicht die Wahrheit über ihren schurkischen Vater gesagt, wenn ihr schon so vertraut miteinander seid? Was sollen wir hier, Mythor?«
    »Shezad scheint zu glauben, dass wir bald Gesellschaft bekommen, und will wissen, wen oder was wir zu erwarten haben.« Mythor zuckte die Schultern. »Ich werde mich hüten, ihr die Wahrheit über Hadamur zu sagen. Wie dem auch sein mag, Sadagar. Auch mir ist’s lieber, den Weg zumindest zum Teil zu kennen, als mich Hrobon blind anzuvertrauen.«
    »Das ist endlich wieder ein klares Wort von dir, wenngleich ich keinen Unterschied darin sehe, ob wir nun mit oder ohne Hrobon sterben. Und genau das
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