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Prime Time

Prime Time

Titel: Prime Time
Autoren: Liza Marklund
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Konferenzsaals. Dann eine Stimme, gespenstisch scharf und wohlbekannt, wie ein Geist.
    »Security! So ein Quatsch, so was gibt es hier doch gar nicht.« »Is she always like this?«
    »Well yeah, now you know what I mean?«
    Die Menschen im Saal erstarrten in ihren Bewegungen, als Michelle plötzlich anfing zu reden. Annika wusste, was sie da hörten, begriff aber nicht, wie es möglich war. Sie sah sich die Leute an, um die Reaktionen zu erfassen. Stefan Axelsson war leichenblass und sah aus, als würde er in Ohnmacht fallen. Mariana und Carl Wennergren standen mit großen Augen und offenem Mund da. Gunnar Antonsson wirkte abwartend, Karin Bellhorn war vor Panik rot im Gesicht.
    »Get out! Get out!«, schrie sie aus den Lautsprechern.
    Q sah sich um, er verstand nicht, woher die Stimmen kamen. Der Polizist neben ihm ließ Karin Bellhorn los.
    Streit. Rufen. Scharren.
    »John! Wait!«
    »Willst du hinter ihm herlaufen? Reiß dich zusammen. Hör doch endlich auf, dich zu erniedrigen.«
    Die Erstarrung ließ nach, und die Gäste starrten einander verständnislos an und suchten nach Antworten in den Augen der Umstehenden, fanden aber keine.
    » … fucking crazy bitches …«
    »Du blöde Kuh! Warum hast du ihn rausgeschmissen?«
    »Reiß dich zusammen.«
    »Und was machst du hier, warum bist du hergekommen?«
    Im Saal entstand ein Murmeln, das sich mit unverständlichen Worten auf dem Band mischte.
    »Michelle, du benimmst dich wie eine Schlampe. Du musst auch mal an deinen Ruf denken. Wenn man so bekannt ist wie du, dann kann man sich nicht so benehmen. Die Leute werden dich nicht mehr sehen wollen.«
    Die Blicke konzentrierten sich auf Karin Bellhorn, die immer noch wie gelähmt dastand.
    Ein betrunkenes Kichern aus den Lautsprechern, hysterisch, lauter werdend.
    »Was lachst du?«
    Michelles lautes Lachen erfüllte den ganzen Raum.
    »Was ist so lustig?«
    »Du. Du bist so unglaublich blöd. Was bringt es denn, erfolgreich zu sein, wenn man nie machen darf, was man will?«
    »Ich trage die Verantwortung für eine ganze Menge Angestellter, und es hängt von dir ab, ob sie etwas zu essen haben oder nicht. Du musst dich benehmen.«
    Dann ein Krachen, das die Leute zusammenfahren ließ.
    »Sag mir nicht, was ich tun soll.«
    Die Stimme war hysterisch und aufgelöst.
    »Alle machen mir nur Vorschriften, ihr meint, ihr könnt mich wie eine Puppe aufziehen, und dann werde ich so laufen, wie ihr es euch denkt. Was glaubt ihr eigentlich? Dass ich ein verdammter Roboter bin? Es gibt mich in Wirklichkeit, und ich kann nicht mehr. Ich habe die Schnauze voll von all euren Forderungen und widerlichen Erwartungen.
    Der Highlander kann mich kündigen, sooft er will, ich hätte sowieso gekündigt, denn ich halte es nicht mehr aus!«
    Die Blicke schwenkten von Karin Bellhorn zum Chef des Senders. Er hatte einen hochroten Kopf, eilte zu einem der Tontechniker und flüsterte etwas. Es ist nicht schwer zu erraten, was er da sagt, dachte Annika.
    Was ist das, und wo kommt es her, verdammt noch mal?
    »Du bist ein verwöhntes Kind«, sagte Karin Bellhorn auf dem Band mit etwas lallender Stimme. »Womöglich hast du auch noch Mitleid mit dir selbst, was?«
    Der Tontechniker drängte sich durch die Menge und verschwand im Flur.
    »Mein ganzes Berufsleben lang habe ich für Leute wie dich geackert«, fuhr die Stimme der Produzentin fort, »für auf sich selbst fixierte Idioten, die nur rumrennen und alles nach Gefühl machen. Ich habe das Wissen, ich mache die ganze Arbeit, und ihr erntet die Anerkennung. Kannst du dir vorstellen, wie mir das zum Hals raushängt?«
    Die Leute im Konferenzsaal bewegten sich jetzt unruhig und flüsterten mit weit aufgerissenen Augen. Einer der Polizisten ging zur Tür und versperrte Karin Bellhorn den Fluchtweg.
    »Es gibt Leute, die es wert sind, Aufmerksamkeit zu bekommen«, sagte Michelle, »und andere, die es eben nicht wert sind.« Rauschen auf dem Band, kurze Atemzüge.
    »Wie meinst du das? Ich habe durchaus Erfolg gehabt. Seit dreißig Jahren arbeite ich in dieser Branche und war niemals ohne Job. Und außerdem war ich verheiratet mit … Er hätte jede bekommen können, die er wollte, und …«
    Karin Bellhorn drehte der Versammlung im Konferenzsaal den Rücken zu.
    Auf dem Band lachte Michelle Carlsson wieder laut los.
    »Das ist der große Triumph deines Lebens, oder? Dass du einen englischen Popstar gekriegt hast. Weißt du was? Weißt du, was er über dich sagt?«
    Wieder Lachen.
    »Jetzt mach
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