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Prime Time

Prime Time

Titel: Prime Time
Autoren: Liza Marklund
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Bühne und Rednerpult zeigte. Im selben Moment trat Sebastian Follin aus dem Bild heraus.
    Anne biss die Zähne zusammen, was für eine unglaublich unruhige und schlechte Sendung. Sie schämte sich, obwohl sie keine Schuld daran hatte.
    »Jaaa«, sagte jemand in ein eingeschaltetes Mikrofon, vermutlich war es der Highlander. »Was machen wir jetzt?«
    Kamera drei zeigte wieder das gesamte Bild. Q war auf dem Weg zu Karin Bellhorn, hinter ihm drei Polizisten. Er sagte etwas zu ihr, und die Reaktion der Produzentin war direkt und aggressiv. Sie warf beide Hände hoch, und Anne konnte ihre Stimme über das Rauschen und die Sendegeräusche hinweg hören.
    »Warum das denn? Aus welchem Grund?«
    Der Kommissar sagte etwas, das man nicht hören konnte, und Karin Bellhorn wich einen Schritt zurück.
    »Nie im Leben!«, rief sie. »Das werde ich nicht tun.«
    Die Frau wandte sich um, weg von den Polizisten, und floh.
    Anne Snapphane starrte mit rot glühenden Wangen auf den Bildschirm.
    Kamera zwei zoomte auf Karin Bellhorns Hinterkopf, der Plastikkamm, der ihr Haar zusammenhielt, hüpfte auf den Ausgang zu. Einige Gäste drehten sich mit großen Augen um und sahen ihr erstaunt hinterher, dann wieder zur Polizei, dann in die Kamera.
    »Jetzt bleiben Sie mal ruhig«, hörte Anne die feste Stimme von Q irgendwo hinter Kamera zwei.
    »Ruhig?«, kreischte Karin Bellhorn in den Bildschirm. Das Mikrofon der Kamera nahm jedes Geräusch auf. »Sie beschuldigen mich des Mordes, und ich soll ruhig bleiben?«
    Ein Raunen ging durch den Raum, um die Produzentin wurde es heller, die Menschen zogen sich noch weiter zurück.
    »Ich war es nicht!«, schrie sie jetzt in Richtung der Menschenmenge. »Ich war es nicht, das schwöre ich Ihnen.
    Anne Snapphane war es, die für uns die Recherche macht.
    Ich habe sie gesehen! Ich habe sie zum Bus gehen sehen, und dann habe ich gehört, wie es geknallt hat!«
    Anne verlor den Halt unter den Füßen, sie hatte das Gefühl, ins Bodenlose zu fallen, und bekam keine Luft mehr.
    Karin Bellhorns verängstigter Blick flimmerte über den Bildschirm, sie kaute auf ihrer Lippe herum, strich sich übers Haar.
    Das ist nicht wahr, sang es in Annes Kopf, du lügst, ich war es nicht.
    »Sie war es!«, rief Karin Bellhorn jetzt, und die Stimme schnitt messerscharf ins Mikrofon.
    Ansonsten herrschte Stille, auf dem Bildschirm und im Gebäude hielten alle die Luft an.
    »Anne hasste Michelle, weil Michelle Moderatorin werden durfte und sie nicht. So … so war es. Sie … sie konnte einfach nicht mit ihr.«
    Anne musste kämpfen, um Luft zu holen und sich aufrecht zu halten. Die Worte hallten in ihrem Kopf, ihrem Bauch, ihrem ganzen Körper wider.
    »Sie … ist nicht hier! Oder? Da sehen Sie es!«
    Ein triumphierendes Lächeln breitete sich auf den Lippen der Produzentin aus.
    »Anne Snapphane hasste Michelle so sehr, dass sie nicht einmal zu der Gedenkfeier für sie kommt!«
    Annes Wut ließ alles im Schneideraum plötzlich gleißend hell erscheinen. Sie zitterte am ganzen Körper, ihre Kehle war ausgetrocknet. Sie stand auf und zwang sich, ruhig zu atmen, um nicht zu hyperventilieren. Im Geiste ging sie Schaltpläne und Tonspurkabel durch. Damals, als die Technik von Zero eingerichtet wurde, war sie dabei gewesen und wusste ungefähr, wie alles miteinander verbunden war.
    Sie schloss die Augen und dachte blitzschnell nach.
    Es könnte gehen.
    Sie warf sich auf den Boden, kroch hinter das Regiepult und steckte zwei Kabel vom Video-Switcher zur Vierkanalkommunikation. Dann kroch sie schnell und atemlos zurück, nahm das nicht bezeichnete Sicherungsband und legte es in den Videorekorder ein.
    Sie drückte auf Play und zog die Regler für das interne Lautsprechersystem von Zero Television auf höchste Lautstärke.
    Die Stille nach den Worten der Produzentin war ohrenbetäubend. Niemand atmete mehr, Annika kam es vor, als hätte ihr Herz ausgesetzt. Sie schwankte, die schweißnassen Hände machten es schwer, sich festzuhalten.
    Großer Gott, dachte sie, das kann nicht einfach so stehen bleiben. Was soll ich nur tun? Was soll ich sagen?
    »Ja«, sagte der Highlander und ging zum Rednerpult. »Das war ein unerwartetes und spontanes Intermezzo in unserer Gedenkfeier. Nun sollten wir uns ein wenig sammeln.«
    Der Monitor unter der Decke flackerte, das Bild verschwand und wurde durch einen schwarzen Schirm ersetzt. Dann erfüllte lautes Rauschen den Raum, Kratzen und Rascheln quoll aus dem Lautsprechersystem des
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