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PRIM: Netzpiraten (German Edition)

PRIM: Netzpiraten (German Edition)

Titel: PRIM: Netzpiraten (German Edition)
Autoren: Dietrich Enss
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Zischen der Flammen. Das metallische Klirren einer Pfanne. Gerüche. Alice kam herauf und setzte sich gegenüber Ann-Louise an den Tisch. Beiden sah man das Vergnügen an, sich von einem Mann das Frühstück zubereiten zu lassen.
    „Du hast mir immer noch nicht verraten, woher du diesen tollen Badeanzug hast, Alice.“
    „Das ist eine längere Geschichte. Natürlich wirst du sie noch hören, du lässt mir ja doch keine Ruhe.“ Alice blinzelte in die Sonne, die ganz plötzlich aus dem Nebel auftauchte. Genauso plötzlich wurde es noch ein wenig wärmer.
    „Längere Geschichte ist das Stichwort. Du glaubst doch nicht im Ernst, dass ich euch zu eurer Hochzeit nach den Bahamas schippere, dort sogar noch als Trauzeuge auftrete, ohne dass du mir vorher erzählst, wieso dieser Betrüger, dieser Identitätsdieb, den du am Ende sogar tatsächlich verhaftet hattest, wie du angedeutet hast, wieso der nun plötzlich dein Ein und Alles geworden ist.“
    „Ich verstehe das auch nicht.“ Bobs Gesicht strahlte die beiden aus dem Niedergang an. „Und sie behauptet steif und fest, nichts sagen zu dürfen. Hat einen Eid geschworen. Den Badeanzug hat ihr ein Typ namens Bertrand geschenkt. Das ist die ganze, gar nicht lange Geschichte. Irgendwie bin ich eifersüchtig auf ihn.“ Bob verschwand wieder in der Pantry.
    Alice lachte. Ann-Louise fragte: „Bertrand? Habe ich da etwas verpasst?“
    „Eine wirklich nur sehr kurze Affäre, Ann. Hat mir immerhin den Badeanzug eingebracht.“
    Ann-Louise nickte verständnisvoll und verstand in Wirklichkeit nichts. Bob reichte zwei Pfannen herauf. Eier, Speck. Bananen in der anderen. Eine Karaffe mit frisch gepresstem Orangensaft. Dann geröstetes Toastbrot, Butter, Honig. Kürbiskompott. Und eine Kanne mit Kaffee. Er kam selbst herauf. In Shorts und einem weißen T-Shirt. Mit der schwarzen Aufschrift Simlatonna. Alice hatte es kaum registriert, als sie auch schon aufsprang, mit zwei Schritten bei ihm war und ihm heftig mit beiden Fäusten auf die Brust trommelte. Er tat überrascht und umarmte sie, so dass sie nicht weiterschlagen konnte. Es war eine gute Gelegenheit für einen langen, innigen Kuss.
    „War Simlatonna eine deiner wirklich nur ganz kurzen Affären, Bob?“, fragte Ann-Louise.
    „Er hat sie in einem Fahrstuhl verführt! Und sie war erst sechzehn!“, antwortete Alice mit Empörung.
    Sie ließen sich das Frühstück schmecken. Vom Nebel war nichts mehr zu sehen. Der Wind hatte etwas aufgefrischt. Ann-Louise holte die Segel ein wenig dichter. Sie kontrollierte den Kurs und justierte die Selbststeueranlage. Fast sechs Knoten. Eine oder eineinhalb Stunden würde man es an Deck noch gut aushalten können. Danach war Schattensuche angesagt und Breitkrempiges auf dem Kopf. Sie räumten das Geschirr ab. Ann-Louise brachte eisgekühlten Cidre.
    „Also los, ihr beiden. Ihr habt es versprochen. Jetzt ist eine wunderbare Gelegenheit. Und ihr wisst, dass ich schweigen werde wie ein Grab. Was war los? Was hat es mit den geheimnisvollen PRIM auf sich?“
    Bob tat so, als ob er nichts gehört hatte. Er schlug wie ein Trommler mit offenen Handflächen auf seine Schenkel und murmelte vor sich hin: „Drum, drum, drum …“
    „’Drum prüfe wer …’“, half Alice nach.
    „’Drum prüfe wer ewig bindet, ob Herz sich Herzen findet’“, fiel Bob nun ein.
    „So ungefähr!“, brachte Alice lachend hervor.
    „Hat sie dir also auch schon ihre deutschen Sprüche beigebracht, Bob? Ich habe ’Sich Segen bringt regen’ von ihr gelernt.
    Alice lachte noch lauter und hob entschuldigend die Hände. „Okay, wir können uns weiter auf Deutsch unterhalten.“
    „Nein! Nein! Nein!“, schimpfte Ann-Louise. „Jetzt erzählt ihr mir endlich alles über PRIM. Jetzt sofort!“
    „PRIM haben die Regierung erpresst“, ließ sich Bob nun nicht länger nötigen. „Mit über das Internet gestohlenen Dokumenten, darunter sehr persönlichen Mails der Familie des Präsidenten. Mit intimen Details. Und mit kompromittierenden Fotos. Alle diese Dokumente und Mails waren eigentlich verschlüsselt. Aber PRIM behaupteten, einen Lösungsweg für die Faktorisierung großer Zahlen gefunden zu haben. Damit lassen sich Schlüssel rekonstruieren.“
    „Das Verfahren mit öffentlichen und privaten Schlüsseln“, warf Ann-Louise ein.
    „Richtig. Die Regierung hat eine Art Expertenkommission einberufen, Beagle genannt, besetzt mit den besten Leuten der Dienste und der betroffenen Ministerien. So kam Alice zu
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