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PRIM: Netzpiraten (German Edition)

PRIM: Netzpiraten (German Edition)

Titel: PRIM: Netzpiraten (German Edition)
Autoren: Dietrich Enss
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geflogen. Vielleicht zu einem Schiff.“
    „Ich schätze PRIM so ein, dass sie genau diese Täuschung versuchen. Der Hubschrauber kann überall gelandet sein.“ Selbst Charles Moore sah übermüdet aus. Wahrscheinlich hatte er am Debriefing der Rückkehrer aus New York am frühen Morgen teilgenommen. Alice fragte sich, wer von den Rückkehrern ihr Fehlen entschuldigt oder zumindest erklärt hatte. Sicherlich Hoover. Miss Lormant hat sich nach all der Aufregung eine kurze Pause bei Freunden in New York gegönnt und wird rechtzeitig zur Sitzung wieder hier sein.
    „Wir sind also bei den Interpretationen, Vermutungen und ungeklärten Fragen angelangt“, übernahm Krienitz wieder. „Welche Deutungen haben die Experten denn für die schnelle Rückkehr des Hubschraubers? Und vor allem für die Büchse statt des angekündigten Netzes beim zweiten Anflug?“
    Niemand meldete sich zu Wort.
    „Gestern gab es doch Ideen“, sagte Krienitz. „Solange wir keine anderen Erkenntnisse haben, nehmen wir an, dass PRIM ein Fehler unterlaufen ist. Sie haben versehentlich, vielleicht auch vor lauter Aufregung, den Austausch des Netzes für die Büchse versäumt. Klingt übrigens nicht sehr überzeugend. Bisher haben wir PRIM als äußerst überlegt handelnde Täter eingeschätzt. Wenn sie ihre Bordkamera wirklich benutzt haben, wenn es überhaupt eine war, dann müssten sie die Büchse spätestens beim Anflug über dem Boot gesehen haben. Aber sie sind auf die Übergabehöhe gegangen und haben die Büchse füllen lassen. Und sie sind erst wieder losgeflogen, als Companion, Werback, seine Arme ausgebreitet hat. Das hinterlässt viele offene Fragen. Hat die NSA vielleicht noch Antworten?“
    Krienitz sah nacheinander Kaestner, Alice und Jerome Possling an. Die meisten anderen schauten zu Alice herüber.
    „Nein, nicht von mir jedenfalls“, sagte sie. „Ich wundere mich aber genau wie Sie, Mrs. Krienitz, über die Widersprüche, die wir in PRIMs Handlung zu erkennen glauben. Vielleicht sind es gar keine Widersprüche. Vielleicht war alles geplant und Absicht. Vielleicht wollten sie von Anfang an nur die Brillanten haben. Dann haben die Dokumente und Zertifikate nur zur Ablenkung, zur Verzögerung der Verfolgung gedient. Wenn ich PRIM gewesen wäre, hätte ich den Hubschrauber allerdings kein zweites Mal geschickt. Ich frage mich, wie lange wir dann auf die Rückkehr gewartet hätten.“
    Hoover meldete sich. „Wir sind noch dabei, eine genaue Analyse der gestrigen Vorgänge zu erstellen. Bis heute 3 Uhr nachmittags wird es dauern.“
    „Warum war die Büchse eigentlich an dieser Stange? Ist das schon klar?“, wollte Charles Moore wissen.
    „Ein Gegenstand an einem Seil wird unter einem Hubschrauber von den Rotorabwinden leicht ins Schwingen gebracht und nach oben in den Rotor geschlagen“, antwortete Hoover. „Das kann zum Absturz führen. Unser Hubschrauberpilot hat es mir beim Rückflug erklärt.“
    Moore schien die Aufmerksamkeit zu genießen, die er mit seiner Frage erregt hatte. Er wandte sich jetzt mit ernstem Gesichtsausdruck und einer weiteren Frage direkt an Hoover: „Hoover, warum haben Sie nicht Satellitenhilfe in Anspruch genommen? Ich gehe davon aus, dass unser Pentagon einen Satelliten über New York stationiert hat, ausgerüstet mit hochauflösenden Kameras, auch für den Nachteinsatz. PRIMs Hubschrauber muss doch gut zu sehen gewesen sein, und vor allem auch, wohin er geflogen ist.“
    Hoover lehnte sich weit auf seinem Stuhl zurück. Alice vermochte nicht zu entscheiden, ob er über eine passende Antwort nachdachte, oder ob ihn Moores Dummheit sprachlos machte. Jedenfalls schwieg er.
    Nach einer Weile nahm Alice Stellung. Sie versuchte, ihre Abneigung und Verachtung gegenüber Moore, die nach dem Betrachten der Fotos im Kommandowagen noch beträchtlich angewachsen waren, nicht zu deutlich zu zeigen. Dennoch vermochte sie eine gewisse Schärfe nicht zu vermeiden: „Mr. Moore, außer Ihnen hat keiner der hier Anwesenden die Information, dass das Pentagon die Keplerschen Gesetze außer Kraft gesetzt und einen Satelliten über New York positioniert hat. Dürfen wir Sie als Quelle dieser Information nennen, wenn wir beim Pentagon rückfragen?“
    Ein paar Leute lachten. Hoover sah Alice dankbar an. Moores Gesicht verfärbte sich, aber er sprang nicht wütend auf, wie er es früher getan hatte. Wahrscheinlich war ihm rechtzeitig sein schmerzender Arm von dem letzten Zusammenstoß mit Alice
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