Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Prada, Pumps und Babypuder

Prada, Pumps und Babypuder

Titel: Prada, Pumps und Babypuder
Autoren: Sophie Kinsella
Vom Netzwerk:
Mädchen, mit zerknautschten Lippen, einem Büschel dunkler Haare auf dem Kopf und kleinen Fäustchen, die neben ihren Ohren liegen. Sie war das also, die die ganze Zeit in mir drin war. Es klingt vielleicht komisch, aber in dem Augenblick, als ich sie das erste Mal sah, dachte ich: Du bist das. Natürlich.
    Sie liegt jetzt in einem Plastikbettchen neben mir und trägt einen tollen Strampler von Baby Dior. (Ich wollte ihr eigentlich ein paar verschiedene Outfits anziehen, um zu sehen, was ihr am besten steht. Aber die Hebamme war etwas streng und meinte, wir brauchten beide Schlaf.) Also schaue ich sie einfach nur an. Ich fühle mich etwas durch den Wind. Ich sehe mir einfach an, wie sich ihr kleiner Brustkorb mit jedem Atemzug hebt und senkt, und beobachte jede kleine Bewegung ihrer Finger.
    Die Geburt war…
    Na ja. Man nennt das anscheinend »glatt und unkompliziert«. Was wirklich erstaunlich ist. Mir erschien es nämlich eher kompliziert und hammerhart. Aber egal, manches lässt man in der Erinnerung besser verschwimmen, namentlich Geburten und Visarechnungen.
    »Hi. Du bist ja wach.« Luke sieht von dem Stuhl auf, in dem er vor sich hingedöst hat. Er reibt sich die Augen. Er ist unrasiert, seine Haare stehen zu Berge, und sein Hemd ist ganz zerknautscht.
    »Mmh.«
    »Wie geht es ihr?«
    »Gut.« Ich muss wieder lächeln, als ich sie ansehe. »Perfekt.«
    »Sie ist perfekt. Du bist perfekt.« Es sieht mich an, die Euphorie in seinem Gesicht ist immer noch nicht verflogen. Ich weiß, dass er an die vergangene Nacht denkt.
    Am Ende war nur noch Luke bei mir im Kreißsaal. Alle anderen haben draußen gewartet. Und dann sind sie nach Hause gefahren, weil Dr. Braine meinte, dass es noch sehr lange dauern wird. Aber das stimmte gar nicht! Um halb zwei nachts ist sie geboren, und sie sah sofort ganz wach und aufmerksam aus. Ich weiß jetzt schon, dass sie ein Partygirl wird.
    Sie hat noch keinen Namen. Die Namensliste liegt zerknüllt auf dem Boden neben dem Bett. Als die Hebamme mich fragte, wie sie heißen soll, habe ich die Liste rausgeholt – aber alle Namen darauf passten irgendwie nicht zur ihr. Nicht Dolce. Nicht Tallulah-Phoebe.
    Es klopft sacht an der Tür. Sie öffnet sich leise, und Suze schaut herein. Sie hat einen Riesenstrauß Lilien dabei und einen rosa Luftballon.
    »Hi«, flüstert sie und schlägt die Hand vor den Mund, als sie auf das Plastikbettchen sieht. »Oh mein Gott, Becky. Sie ist wunderschön.«
    »Ja.« Plötzlich habe ich Tränen in den Augen. »Ja.«
    »Bex?« Suze kommt mitsamt Blumen nervös zu mir. »Alles in Ordnung?«
    »Ja. Ich…« Ich schniefe. »Ich hatte ja keine Ahnung.«
    »Wovon?« Suze setzt sich verängstigt auf den Bettrand. »Bex… war es so schlimm?«
    »Nein, das meine ich nicht.« Ich schüttele den Kopf und ringe nach Worten. »Ich hatte keine Ahnung… dass mich das so glücklich machen würde.«
    »Ach, das meinst du.« Suze strahlt. Sie scheint sich selbst zurückzuerinnern. »Ja, macht es. Aber ich muss dir leider sagen, dass das nicht ewig anhält…« Sie überlegt noch mal und drückt mich dann fest. »Wahnsinn. Herzlichen Glückwunsch. Und Glückwunsch, Luke!«
    »Danke.« Er lächelt. Auch wenn er ziemlich fertig aussieht, strahlt er. Er sieht mich an, und sein Blick berührt mein Herz. Es ist, als ob wir ein Geheimnis teilen, das kein anderer verstehen kann.
    »Guck dir mal ihre kleinen Fingerchen an…« Suze beugt sich über das Bett. »Hallo, du Süße!« Sie sieht auf. »Hat sie schon einen Namen?«
    »Noch nicht.« Ich setze mich zwischen den Kissen zurecht und jaule ein bisschen auf. Nach der letzten Nacht fühle ich mich wie gerädert. Glücklicherweise wirkt die Betäubung noch ein bisschen nach, und man hat mir schon Schmerzmittel bereitgestellt.
    Wieder geht die Tür auf, und Mum kommt herein. Sie hat das Baby heute Morgen um acht das erste Mal gesehen, als sie mit Brioches und einer Thermoskanne Kaffee ankam. Jetzt ist sie mit Geschenken beladen. Dad folgt ihr auf dem Fuß.
    »Dad… das ist deine Enkeltochter!«, sage ich.
    »Oh, Becky, mein Schatz. Glückwunsch.« Dad umarmt mich fest. Dann sieht er in das Bettchen und blinzelt etwas mehr als gewöhnlich. »Hallo, altes Mädchen.«
    »Ich habe dir ein bisschen Kleidung zum Wechseln mitgebracht, Becky.« Mum wuchtet eine große Tasche auf den Stuhl neben meinem Bett. »Ich wusste nicht, was du haben willst, also habe ich mal rumgesucht und…«
    »Danke, Mum.« Ich mache den Reißverschluss auf
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher