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PR2619-Planet der Formatierer

PR2619-Planet der Formatierer

Titel: PR2619-Planet der Formatierer
Autoren: Wim Vandemaan
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lauernd.
    »Gut? Ich weiß nicht, ob es gut war. Ich bin in ein merkwürdiges Viertel geraten.« Er erzählte ihm von dem Platz mit der unsichtbaren Präsenz, von der Brücke mit dem eingebauten Abgrund.
    »Ich weiß nicht, wovon du redest«, sagte Chourtaird unwirsch. »Vielleicht ein neuer Stadtteil.«
    Routh schüttelte den Kopf. »Den Eindruck machte es nicht. Überhaupt konnte ich keine besonders rege Bautätigkeit in Whya beobachten.«
    »Hm«, machte Chourtaird. Mühsam hob der Sayporaner den Kopf von der Stütze.
    Routh sah aus dem milchigen linken Auge des Sayporaners eine Träne perlen. Buhars Zährenspiel, dachte er.
    Chourtaird fragte: »Ist diese mangelhafte Bautätigkeit deine Hauptsorge?«
    Routh betrachtete den Greis nachdenklich. Er dachte an Anicee, an den ermordeten Benat Achiary und wie es ihn plagte, dass seine Tochter in diesen Mord verwickelt sein könnte.
    »Nein, nicht meine größte Sorge«, gestand er.
    »Also sagst du mir endlich, was du mir zu sagen hast?«
    Routh war durchaus bewusst, welches Risiko er einging. Es war nicht auszuschließen, dass er seinem Ziehvater bald würde Gewalt antun müssen, wenn er verhindern wollte, dass der Sayporaner seine Pläne hintertrieb.
    Und diese Gewalt hätte ihm leidgetan.
    Aber was hieß schon Pläne? Routh war allein; er verfügte über keinerlei Waffen oder sonstige Mittel – von seinem Implantmemo einmal abgesehen, das aber niemals zum Einsatz in einem Krieg gedacht gewesen war. Oder?
    Routh jedenfalls war mit seinem Schritt über das Transitparkett gegangen und damit in einen Krieg gezogen. Voreilig, vielleicht. Er war alles andere als ein Soldat.
    Er sagte: »Ich bin auf Gadomenäa nicht, um mich neu formatieren zu lassen. Ich bin hier aus einem einzigen Grund: Ich will meine Tochter retten – wenn sie nicht schon verloren ist. Retten vor den Sayporanern.«
    Chourtaird betrachtete ihn unbewegt.
    Routh fragte: »Wirst du nun deine Zofen und Junker auf mich hetzen? Wird mich das Gesinde töten?«
    Der Ziehvater lächelte. Das Lächeln strengte ihn sichtlich an. »Töten?«, fragte er leise. »Ich bin längst kein großer Freund des Todes mehr. Nein. Ich werde dir im Rahmen meiner Möglichkeiten helfen.«
    Sein Rollstuhl drehte sich langsam und setzte sich in Bewegung.
    »Warum?«, rief Routh ihm hinterher. »Warum solltest du das tun?«
    Er hörte das leise raschelnde Lachen des Greises. »Was soll ich tun? Du bist schließlich – oder solltest du das vergessen haben? – mein Sohn.«
     
    *
     
    Es war gegen Mitternacht, als Routh von der Wand getrunken und sich zum Schlafen gelegt hatte. Er zog sich das Thermogespinst, mit dem ihn der Spender wie jede Nacht versorgt hatte, bis unters Kinn. Er lauschte für eine Weile auf die ungeheure Stille im Haus Nhymoth.
    Puc aktiv!, murmelte er dann.
    Die winzige Figur in ihrem schwarzen Frack sagte: Du solltest schlafen, großer Bruder.
    Routh musste dem Implantmemo recht geben. Er fragte: »Ich denke noch über uns beide nach. Über unsere Geschichte. Was würde Bry, was würde dieser Ara heute sagen? Habe ich es überstanden? Bin ich pucverträglich?«
    »Ich bin mir nie sicher gewesen, großer Bruder«, sagte Puc. »Es gab früh Anzeichen einer psychischen Zerrüttung. Ich habe alles versucht, diesen Zerfall aufzuhalten, wenigstens zu verlangsamen. Ich meine sogar, es ist mir bis dahin nicht schlecht gelungen.«
    »Ein neues Verkaufsargument«, sagte Routh. »Sofern diese Zerrüttung nicht die Folge der Implantation ist. Diese Kinderkrankheiten des Prototyps.«
    »Nun«, sagte Puc und drehte das Glas vor den Augen. »Das vermag ich nicht zu sagen. Ich bin kein Diagnostiker. Nicht genug jedenfalls.«
    »Hast du mit Bry, mit Pataralon in Kontakt gestanden?«
    »Nein«, sagte Puc. »Jedenfalls nicht, dass ich wüsste.«
    Routh betrachtete die Figur. Er hätte sich von Puc verraten, hintergangen fühlen sollen, aber er brachte es zu gar keinem Gefühl ihm gegenüber. Vielleicht ein Zeichen meiner Zerrüttung?
    Jedenfalls hattest du in deinen wachen Zuständen nichts zu leiden. Manchmal schlugen allerdings Erinnerungen in deinen Träumen durch.
    »Die Kraniche«, begriff Routh.
    Puc hob bestätigend das Glas.
    »Du hast gesagt, du hättest meinen Zerfallsprozess bis dahin verlangsamen können«, überlegte Routh. »Bis dahin. Was meinst du damit?«
    Ich meine damit, dass sich der Prozess deiner erinnerungstechnischen Degradierung, die Löschung deiner Engramme, das Laden deines Gedächtnisses nicht eben
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